Samsung will einen Platz im vernetzten Automobil
sp Frankfurt – Der Elektronikkonzern Samsung, bekannt als weltweit führender Hersteller von Smartphones, Fernsehgeräten und Speicherchips, will sich als Zulieferer für die Automobilbranche etablieren. Die Koreaner stehen in Gesprächen über eine Übernahme von Magneti Marelli, einer Tochter von Fiat Chrysler Automobiles (FCA), berichtet Bloomberg unter Berufung auf Insider. Vor allem das Geschäft mit Komponenten für Beleuchtung, Unterhaltung und Telematik im Fahrzeug hat es Samsung angetan, heißt es weiter. Möglich sei aber auch eine Komplettübernahme des Unternehmens aus Mailand, das Fiat 1919 zusammen mit Ercole Marelli gegründet hat und das seit 1967 vollständig im Besitz des Autobauers ist.Von Fiat und Samsung gab es keine Stellungnahme. Schon im vergangenen Sommer hatte Reuters unter Berufung auf Insider berichtet, dass FCA einen Verkauf der Autoteile-Sparte erwäge und bereits ein Angebot über 2,5 Mrd. Euro abgelehnt habe. Wird der Konzern nun mit Samsung handelseinig, könnte die Bewertung für Magneti Marelli nach Einschätzung von Insidern in der Größenordnung von 3 Mrd. Euro liegen. Es wäre der bislang größte M & A-Deal von Samsung im Ausland. Der Informationsdienst Dealogic zählte in der Automobilzulieferbranche im laufenden Turnus bislang 199 Transaktionen mit einem Volumen von etwas mehr als 13 Mrd. Dollar. Im vergangenen Jahr waren es insgesamt 396 Deals mit einem Wert von rund 35 Mrd. Dollar.An der Börse kamen die Spekulationen gut an. Fiat Chrysler Automobiles legten zeitweise knapp ein Zehntel zu und gingen in Mailand bei 5,90 Euro mit einem Plus von 8,3 % aus dem Handel. Die Familienholding Exor, über die die Agnellis ihre Anteile an Fiat steuern, kletterte um 3 %. Die Aktien von Sogefi, einem anderen italienischen Automobilzulieferer, an dem aktuell Private Equity Interesse zeigt, schlossen 4,7 % fester. Beteiligung an BYD in ChinaSamsung hat unter dem wachsenden Einfluss von Lee Jae-yong, dem Sohn von Samsung-Chairman Lee Kun-hee, erst vor wenigen Tagen mit einem Investment von 450 Mill. Dollar in den chinesischen Elektrowagenbauer BYD deutlich gemacht, dass das Konglomerat in Richtung Automobilindustrie diversifizieren will. Bereits seit Dezember beschäftigt sich bei Samsung außerdem ein eigens aufgestelltes Team mit der Konzeption von Komponenten rund um das autonome Fahren und für Entertainment-Angebote im Fahrzeug.Mit Magneti Marelli würden die Koreaner zusätzliches Know-how in wichtigen Technologien rund um das vernetzte Automobil und etablierte Geschäftsbeziehungen zu vielen Premium-Herstellern erwerben. Es wäre das größte Engagement von Samsung im Automobilsektor seit dem schrittweisen Rückzug aus der 1994 zusammen mit Nissan gestarteten Samsung Motors.Fiat-Chef Sergio Marchionne hat erst in diesem Frühjahr erklärt, dass der Autohersteller sich bald mit der Frage beschäftigen werde, “ob es weiter Sinn hat, Marelli in unserem Portfolio zu behalten”. Der Italokanadier hat sich zum Ziel gesetzt, die Nettoschulden der Industriesparte von Fiat Chrysler Automobiles in Höhe von 5 Mrd. Euro abzubauen und bis 2018 eine Nettoliquidität von 4 Mrd. Euro anzusparen. Das würde nicht zuletzt Marchionnes Position bei seiner langwierigen Suche nach einem Industriepartner stärken.Was der Technologiepartner Google zum Verkauf von Magneti Marelli sagen würde, ist nicht bekannt. Als erster Automobilhersteller hat sich Fiat zur Entwicklung autonomer Fahrzeuge auf die Zusammenarbeit mit einem Technologiekonzern aus dem Silicon Valley eingelassen. Gemeinsam mit der Alphabet-Tochter will das Unternehmen zunächst eine Flotte von 100 Minibussen aufbauen, die mit Sensoren und Software ausgestattet werden. Welche Rolle Komponenten von Magneti Marelli dabei spielen, war bei der Vorstellung der Kooperation Anfang Mai kein Thema (vgl. BZ vom 6. Mai). Partner für die Formel 1Im vergangenen Jahr hat Magneti Marelli mit etwas mehr als 40 000 Mitarbeitern an Standorten in 19 Ländern gut 7 Mrd. Euro Umsatz gemacht. Die Italiener beliefern die meisten Premium-Marken und arbeiten auch mit Herstellern in der Formel 1 zusammen. Im zurückliegenden Quartal steuerte das Autoteile-Geschäft von Fiat mit Magneti Marelli, Comau und Teksid insgesamt 2,4 Mrd. Euro Umsatz und ein bereinigtes Ergebnis vor Zinsen und Steuern in Höhe von 111 Mill. Euro bei.