Sanierungskurs bei Güterbahn entschärft

Gewerkschaft bremst - Stuttgart 21 vertagt - Keine Entscheidung über Grubes Vertrag

Sanierungskurs bei Güterbahn entschärft

ge Berlin – Der Aufsichtsrat der Deutschen Bahn hat auf seiner gestrigen Sitzung eine abgemilderte Sanierung des Schienengüterverkehrs auf den Weg gebracht. Die Beratung über den umstrittenen Tiefbahnhof Stuttgart 21 soll im Herbst fortgeführt werden, wenn ein externes Gutachten vorliegt, dass die Kontrolleure Mitte März in Auftrag gegeben hatten. Überraschende Kostensteigerungen von gut 500 Mill. Euro und eine Verzögerung von absehbar zwei Jahren hatten Infrastrukturvorstand Volker Kefer in den vergangenen Tagen heftig unter Druck gesetzt. Als Konsequenz kündigte der erst vor Jahresfrist zum Vize-Vorstandschef aufgewertete Ingenieur an, dass er für eine Verlängerung seines im September 2017 auslaufenden Vertrags nicht zur Verfügung steht – womit der schärfste Konkurrent um den Vorstandsvorsitz kapitulierte. Das neue Gutachten soll den wirtschaftlichen und technischen Stand des Bauprojekts nochmals untersuchen, sagte Aufsichtsratsmitglied Klaus-Dieter Hommel nach der Sitzung – “wir wollen keine weiteren Überraschungen bei den Kosten und beim Zeitplan erleben”. Es solle auch festgestellt werden, ob der bisherige Finanzierungsrahmen von 6,5 Mrd. Euro ausreicht. Ungeachtet davon gehen die Bauarbeiten weiter. DB Cargo in roten ZahlenZugleich beteuerte der Vize-Chef der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), die Arbeitnehmerseite habe sich bei der Sanierung der defizitären Cargo-Sparte “in wichtigen Punkten durchgesetzt”. Es würden mit etwas unter 200 weniger Güterverladestellen geschlossen als vom Vorstand geplant. Das Management wollte zuletzt 215 kleine Verladestellen vom Netz nehmen, die für lediglich 4 % des Cargo-Umsatzes stünden. Zudem soll es keine pauschalen Stellenstreichungen geben, erklärte Hommel. Bei DB Cargo arbeiten etwa 18 000 Beschäftigte, von denen gut 2 000 auf andere Stellen verschoben werden sollten. Über die Einzelheiten werde weiterverhandelt, kündigte der Gewerkschafter an. Über die konkrete Umsetzung der Beschlüsse werde der Vorstand dem Aufsichtsrat regelmäßig berichten, erklärte die Bahn nach dem AR-Treffen. Um langfristig zu wachsen und konkurrenzfähig zu bleiben, seien strukturelle und prozessuale Veränderungen in der Organisation der Sparte notwendig, etwa eine Neuausrichtung des Vertriebs, eine Optimierung der Güterverkehrsstellen sowie eine Erhöhung der Produktivität. DB Cargo schrammt seit Jahren an der Verlustzone. 2015 fiel ein Minus vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 183 Mill. Euro an, woraufhin Sonderabschreibungen von 1,3 Mrd. nötig wurden, die den gesamten Konzern in die roten Zahlen fahren ließen.Nach diesem Verlust steht auch Bahn-Chef Rüdiger Grube unter Druck, der seinen Ende 2017 auslaufenden Vertrag gerne verlängern würde – was noch in diesem Jahr geschehen müsste. Die Vertragsfrage stelle sich jedoch erst Ende des Jahres, sagte Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) – “deswegen gibt es keine Überlegungen, weder in die eine noch in die andere Richtung”.