Fluggesellschaften

Sanktionen wirken sich massiv auf Luftfahrt aus

Die Sanktionen gegen Russland führen zu starken Behinderungen im internationalen Luftverkehr. Die Airlines müssen große Umwege in Kauf nehmen.

Sanktionen wirken sich massiv auf Luftfahrt aus

Reuters Frankfurt/Helsinki/Dubai – Die Luftfahrtsanktionen der Europäischen Union gegen Russland wegen des Ukraine-Krieges haben Folgen für die Airlines. Die Lufthansa streicht zum Beispiel 30 Passagierflüge nach Russland in dieser Woche, wie ein Unternehmenssprecher mitteilte. Passagier- und Frachtflüge nach Asien müssen weitere südliche Routen nehmen, um den russischen Luftraum zu vermeiden. Denn aufgrund der dramatischen Entwicklung im Russland-Ukraine-Konflikt werde Lufthansa den russischen Luftraum nicht mehr nutzen, erklärte Lufthansa Cargo.

Als erste Gesellschaft zog die finnische Finnair ihren Geschäftsausblick 2022 wegen der Sanktionen zurück. Mit dem Umfliegen des russischen Luftraums seien die meisten Passagier- und Frachtflüge nach Asien nicht wirtschaftlich, sagte Finnair-Chef Topi Manner.

Aktien sacken ab

An der Börse sackten Aktien von Lufthansa und dem Flughafenbetreiber Fraport ab. Die Sanktionen treffen die Airlines in einer Phase, in der sie sich gerade erst von den Einbrüchen durch die Coronakrise erholen. Ausfälle in der Luftfracht könnten die globalen Lieferkettenprobleme verschärfen.

Die Europäische Union und Kanada untersagten russischen Fluggesellschaften wie Aeroflot, Azur Air oder Ural Airlines am Wochenende die Nutzung ihrer Lufträume. Ein russischer Regierungssprecher kündigte am Montagvormittag im Gegenzug die Sperrung des riesigen Luftraums des Landes für Europäer und Kanadier an, wie zu erwarten war. Die Vereinigten Staaten ziehen die Luftraumsperrung ebenfalls in Betracht. Flüge zwischen Europa oder den USA und Asien werden dadurch länger. Zum Teil könnten Zwischenlandungen zum Tanken und Crew-Wechsel notwendig sein.

Cargo-Flüge gestrichen

Die regulären Flüge der Haupt-Airline Lufthansa sowie von Eurowings und Austrian Airlines fänden in dieser Woche nicht statt, erklärte ein Lufthansa-Sprecher. Die Tochter Swiss hält demnach an ihren acht Verbindungen fest, da die Schweiz anders als Deutschland kein Flugverbot für russische Airlines erlassen hat. Die Lufthansa beschloss am Wochenende wegen einer entsprechenden Entscheidung der Bundesregierung, den russischen Luftraum zunächst für sieben Tage zu meiden. Passagierflüge nach Tokio und Seoul müssen deshalb eine weitere südliche Route fliegen, die zu längeren Flugzeiten führen.

Die Frachttochter Lufthansa Cargo strich unterdessen am Sonntag und Montag zwei Flüge von Frankfurt nach Asien. Eine alternative Route konnte kurzfristig nicht arrangiert werden, erklärte eine Sprecherin.

Air France-KLM strich Flüge am Wochenende nicht nur nach Russland, sondern auch nach China, Südkorea und Japan. Zunächst müssten alternative Flugpläne geprüft werden, hieß es.

Maschinen bald am Boden

Konsequenzen haben die Sanktionen gegen Russland auch auf einen großen Teil der Flotten russischer Fluggesellschaften. Alle Leasingverträge mit Airlines dort müssten bis 28. März beendet werden, erklärte der asiatische Flugzeugverleiher BOC Aviation. Dies betreffe 18 Flugzeuge oder 4,5% der Flotte von BOC.

Von den insgesamt 980 aktiven Passagierjets in Russland sind 777 geleast, wie der Branchendatenspezialist Cirium angab. Von diesen gehören 515 Maschinen im Wert von rund 10 Mrd. Dollar Leasinggesellschaften, die vor allem in Irland sitzen. Der Weltmarktführer Aercap Holdings hat mit 152 vermieteten Fliegern in Russland und der Ukraine den größten Geschäftsanteil. Die Verträge würden entsprechend den Sanktionen beendet, teilte das Unternehmen mit. ACC Aviation erklärte, es werde nicht einfach, die Flugzeuge in Besitz zu nehmen, wenn die russischen Behörden nicht mit den Verleihern kooperierten.

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