Impfstoffproduktion

Sanofi unterstützt Biontech

Im Bemühen um die Aufstockung der Impfstoffproduktion im Kampf gegen die Covid-19-Pandemie greift Sanofi dem Biotechunternehmen Biontech unter die Arme. Der Schweizer Auftragsfertiger Lonza will schnellstmöglich zwei weitere Produktionslinien für den Impfstoff der Biotechfirma Moderna in Betrieb nehmen.

Sanofi unterstützt Biontech

swa Frankfurt

Der französische Pharmakonzern Sanofi will vom Sommer an mehr als 125 Millionen Dosen des von den Konkurrenten Biontech und Pfizer entwickelten Corona-Impfstoffs herstellen. Das hätten die Unternehmen am Mittwoch vereinbart, teilte Sanofi mit. Die Dosen seien zur Verwendung in der Europäischen Union vorgesehen und würden am Standort Frankfurt produziert. „Das ist ein entscheidender Schritt zum gemeinsamen Ziel der Branche, alle Kräfte zur Eindämmung der Pandemie einzusetzen“, erklärt Konzernchef Paul Hudson.

Sanofi will ungeachtet dieser Zusage die Entwicklung ihrer eigenen Impfstoffkandidaten vorantreiben. Das Unternehmen arbeitet gemeinsam mit dem britischen Wettbewerber GSK an einem Impfstoff, wobei sich die erhoffte Markteinführung verzögerte, nachdem im Dezember nicht die erhofften Studienergebnisse erzielt wurden. So soll der Wirkstoff bei älteren Menschen nicht für eine ausreichende Immunisierung gesorgt haben. Beide Konzerne wollen nun im Februar nach Überarbeitung der Zusammensetzung des Impfstoffs eine weitere Studie starten. Dabei handelt es sich um einen sogenannten Totimpfstoff mit gentechnisch hergestelltem Antigen und Adjuvans. Sanofi arbeitet zudem mit Translate Bio in früher Phase an der Entwicklung eines Messenger-RNA-Impfstoff (mRNA) – mit Vakzinen auf Basis dieser genbasierten Technologie haben Biontech und Moderna die ersten Impfstoffe in Umlauf gebracht.

Der Schweizer Auftragshersteller Lonza hat den baldigen Start von zwei weiteren Produktionslinien für den Wirkstoff des Corona-Impfstoffs des US-Biotechunternehmens Mo­derna angekündigt. „Wir gehen davon aus, dass wir innerhalb von ein paar Monaten Reisegeschwindigkeit erreichen werden“, sagte Lonza-Chef Pierre-Alain Ruffieux. Auf einer ersten Anlage ist die Produktion bereits angelaufen, erste Chargen sollen diesen Monat ausgeliefert werden. Auf einen Zeitplan, wann alle drei Produktionslinien ihre volle Kapazität erreichen werden, legte sich Ruffieux nicht fest. Im Lonza-Werk Visp im Kanton Wallis soll pro Jahr Wirkstoff für 300 Millionen Impfdosen hergestellt werden. Das Vakzin wird dann vom spanischen Pharmaunternehmen Rovi in Madrid fertiggestellt.

Der Streit zwischen der EU und dem britischen Impfstoffhersteller AstraZeneca setzte sich gestern fort, für den Abend waren dann noch Gespräche angekündigt worden. Konzernchef Pascal Soriot war bemüht, die befürchteten Lieferengpässe zu begründen. Der Vertrag über Lieferungen an die EU sei drei Monate später geschlossen worden als die Vereinbarung mit Großbritannien. Dort habe man drei Monate Zeit gehabt, um Pannen zu beheben, sagt der Manager in einem Interview mit der Zeitung „Welt“. Großbritannien, das als erstes Land in Europa mehr als 100000 Coronatote beklagen muss, ist im Kreis der größten Länder weltweit mit der Zahl der Impfungen bezogen auf die Einwohnerzahl vorne dran. Dort wird auch mit dem Wirkstoff von AstraZeneca geimpft, in der EU ist das Vakzin noch nicht zugelassen, eine Entscheidung wird aber noch diese Woche erwartet.

Bestellungen gibt es auch für Coronamedikamente. Der Wirkstoffforscher Evotec hat über seine US-Tochter einen Auftrag zur Herstellung von Antikörpern gegen Covid-19 durch das US-Verteidigungsministerium er­halten. Der Auftrag habe ein Volumen von 28,6 Mill. Dollar, teilt der MDax-Konzern mit.

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