SAP bietet Kunden Einsicht in aggregierte Mobilfunkdaten
sp Frankfurt – In der vergangenen Woche wurde in der britischen Zeitung “The Guardian” berichtet, dass der US-Telekomkonzern Verizon detaillierte Informationen über die Gespräche seiner Kunden an die National Security Agency (NSA) weitergibt. Dabei gehe es darum, wer mit wem wie lange telefoniert. Doch nicht nur US-Sicherheitsbehörden haben Zugang zu den Rohdaten von US-Mobilfunkdienstleistern.Auch Unternehmen wie der deutsche Softwarekonzern SAP nutzen solche Daten und beteiligen die Mobilfunkunternehmen an den damit zu erzielenden Umsätzen. So stellt der Dax-Konzern seinen Unternehmenskunden gestützt auf Rohdaten von Mobilfunkunternehmen etwa aggregierte Daten zu Zielgruppen zur Verfügung. “Die Daten stützen sich auf mindestens 50 Personen”, sagt ein Sprecher auf Anfrage der Börsen-Zeitung. Ein Zugriff auf Einzeldaten sei nicht möglich. Auch zeichne das Unternehmen gestützt auf die Rohdaten keine Bewegungsprofile der Nutzer auf.Nach Einschätzung von SAP wurden mit Nutzerdaten von Mobilfunkkunden im vergangenen Jahr weltweit insgesamt 5,5 Mrd. Dollar umgesetzt. Bis 2016 könnte dieser Markt nach Einschätzung der Walldorfer auf bis zu 9,5 Mrd. Dollar vorankommen. Die Mobilfunkanbieter erhalten einen Teil des Umsatzes – für Konzerne wie Verizon eine willkommene Erlösquelle. Auch Sprint Nextel hat gerade mit dem Verkauf von Nutzerdaten an Drittanbieter begonnen, schreibt die Nachrichtenagentur Bloomberg. Schließlich befinden sich die Umsätze im Geschäft mit der klassischen Sprachtelefonie im freien Fall, und auch das Wachstum mit lukrativen Neuverträgen fällt in dem stark umkämpften US-Markt schwer. Keine Abteilung in den USADie Deutsche Telekom verkauft in Deutschland keine Kundendaten. Das wäre auch nur mit vorheriger Einwilligung der Kunden möglich, heißt es bei dem Bonner Konzern. Der Kunde müsste im Vorfeld darüber informiert werden, wer die Daten für welche Zwecke erhalten soll. Anonymisierte Daten könnten grundsätzlich auch in Deutschland verkauft werden, “aber auch das macht die Telekom nicht”, heißt es auf Anfrage der Börsen-Zeitung. Die US-Tochter T-Mobile USA verfüge über keine Abteilung zum Verkauf von Daten, sagte eine Sprecherin.