SAP bleibt auch ohne Glaskugel optimistisch
Der Software-Konzern SAP erwartet, dass sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen im zweiten Halbjahr allmählich bessern dürften. “Wir haben sicher auch nicht die perfekte Glaskugel”, schränkte CFO Luka Mucic am Dienstag zwar ein. Allerdings gebe es für viele SAP-Produkte auch im derzeitigen Umfeld eine hohe Nachfrage. scd Frankfurt – Der zunehmende Wechsel der Kunden in die Cloud hat den Umsatz von SAP im ersten Quartal trotz kräftigem konjunkturellen Gegenwind wachsen lassen. Europas größter Software-Konzern steigerte den Umsatz in der Cloud um knapp 30 % auf mehr als 2 Mrd. Euro und konnte damit die aufgrund der Coronavirus-Pandemie um knapp 31 % eingebrochenen Lizenzverkäufe mehr als kompensieren. Wachstumsstärkste Sparte war die erst 2018 zugekaufte Tochter Qualtrics. Der Umsatz mit Software zum Experience Management, die dabei helfen soll, das Kunden-, Mitarbeiter-, Produkt- und Markenerlebnis zu verbessern, zog währungsbereinigt um mehr als drei Viertel auf 161 Mill. Euro im Quartal an. Der Cloud-Umsatz der Tochter stieg sogar um 83 % auf 120 Mill. Euro.Auch der Umsatz der Spesenabrechnungssoftware Concur wuchs prozentual zweistellig (11 %) auf 428 Mill. Euro, während die im Bereich Applications, Technology & Support zusammengefassten Kernsoftware-Angebote in Summe um 3 % auf knapp 5 Mrd. Euro zulegten.Mit Blick nach vorn zeigte sich der nun alleinige Vorstandsvorsitzende Christian Klein optimistisch für die Chancen von SAP. Die Krise habe bereits gezeigt, dass die digitale Transformation für die Unternehmen nicht einfach nur eine Option sei. “Firmen, die mit ihrer digitalen Entwicklung weit fortgeschritten sind, haben in diesen Tagen einen enormen Wettbewerbsvorteil”, befand Klein. Sobald die Wirtschaft wieder normal laufe, rechnet der CEO mit kräftigen Investitionen in Produkte aus dem Portfolio des deutschen Software-Konzerns. SAP nutzt die Krise indes nicht nur, um schnell Aufträge an Land zu ziehen, sondern hat etwa auch zahlreiche Programme kostenlos zur Verfügung gestellt – darunter ein Produkt von Qualtrics zur Messung der Mitarbeitererfahrung im Homeoffice oder eine Software von SAP Ariba, mit der Störungen der globalen Lieferketten entgegengewirkt werden könne. Mai und Juni entscheidendKlein wollte sich noch nicht dazu äußern, wie das zweite Quartal angelaufen sei. Allerdings sei der April ohnehin nicht entscheidend. “Was wir typischerweise beobachten, ist, dass der erste Monat im Quartal von vielen kleineren Transaktionen geprägt ist. Die entscheidenden Monate für dieses Quartal werden eindeutig Mai und Juni sein”, so der Konzernchef. Mit Blick auf die erwartete Erholung des wirtschaftlichen Umfelds im zweiten Halbjahr schränkte Finanzvorstand Luka Mucic zwar ein, dass SAP nicht über eine perfekte Glaskugel verfüge und auch nicht in die schwierigen politischen Entscheidungen eingebunden sei, wann es an der Zeit sei, die Wirtschaft graduell wieder zu öffnen. Allerdings könne die Welt auch nicht weiter existieren mit einem kompletten Lockdown auf unbestimmte Zeit. Schon jetzt sehe man erste Schritte zu einer Öffnung. Und in China habe die Auftragspipeline zum Ende des Quartals bereits begonnen, sich wieder zu füllen. Bei der Art der Projekte, die die Kunden derzeit angingen, fühlt sich Mucic, der seinen Vertrag vergangene Woche erst um fünf Jahre verlängert hat, an die Zeit der Finanzkrise erinnert. Statt taktische oder riskante Wetten einzugehen, fokussierten sich die Unternehmen auf essenzielle Investitionen – so seien etwa Fieldglass zum Management externer Arbeitskräfte oder Produkte zum Management der Lieferketten sehr gefragt.