SAP gibt sich neue Mittelfristziele
Der Softwarekonzern SAP hat im Rahmen seiner Kundenkonferenz „Sapphire“ in Orlando neue Mittelfristziele veröffentlicht. Diese sind bereinigt um die Beiträge der US-Tochter Qualtrics, deren Verkauf an Silver Lake bereits vereinbart ist.
Bei den Clouderlösen veranschlagt SAP für die Qualtrics-Veräußerung einen negativen Effekt von 2 Mrd. Euro. So rechnet das Unternehmen nun bis 2025 mit Clouderlösen von 21,5 Mrd. Euro (zuvor 22 Mrd. Euro), das entspricht einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate der fortgeführten Bereiche von 23%. Damit würde der Großteil des Qualtrics-Effekts durch die verbesserten Aussichten für die fortgeführten Geschäftsbereiche kompensiert.
SAP erwartet Wachstum in der Cloud
Die Walldorfer erwarten einer Mitteilung zufolge ein anhaltend schnelles Wachstum der Clouderlöse und mehr Widerstandsfähigkeit durch einen steigenden Anteil wiederkehrender Erlöse. Zudem sei das Währungsumfeld günstiger als bei den im Oktober 2020 veröffentlichten Zielen. Die neuen Zielsetzungen für 2025 basieren auf einem Wechselkurs von 1,10 Dollar pro Euro. Ein höheres Mittelfristziel gibt sich SAP bei den Umsatzerlösen, die bis 2025 auf 37,5 Mrd. Euro (zuvor 36 Mrd. Euro) wachsen sollen. Treiber dafür ist ein Plus von 3,8 Mrd. Euro in den fortgeführten Bereichen, mit denen der Exit bei Qualtrics überkompensiert würde. CEO Christian Klein sprach von einer „Dynamik von SAP in dieser neuen Phase unserer Transformation“.
Beim Free Cashflow sind die Erwartungen allerdings niedriger als zuvor. Anstatt von 8 Mrd. Euro rechnet SAP nur noch mit 7,5 Mrd. Euro bis 2025. Neben dem Qualtrics-Verkauf, der für einen Rückgang von 0,3 Mrd. Euro steht, liegt auch die Aktualisierung der fortgeführten Geschäftsbereiche um 0,2 Mrd. unter der vorherigen Prognose. „Wir aktualisieren zuversichtlich unsere mittelfristigen Zielsetzungen und bestätigen unser Ziel, für das Betriebsergebnis und den Free Cashflow in diesem Zeitraum ein zweistelliges Wachstum zu erreichen“, sagte Finanzvorstand Dominik Asam, der vor wenigen Monaten den CFO-Posten von Luka Mucic übernommen hat.
Bis zu 5 Mrd. Euro Volumen
In der zweiten Hälfte des laufenden Jahres will SAP ein Aktienrückkaufprogramm starten, das bis Ende 2025 abgeschlossen sein soll. Das maximale Volumen kann bis zu 5 Mrd. Euro erreichen. Voraussetzung für die Rückkäufe ist der erfolgreiche Abschluss der Veräußerung von Qualtrics, das Closing der Transaktion wird im zweiten Halbjahr 2023 erwartet. Die stetige Kapitalrückführung an Aktionäre habe für den Konzern Priorität und sei „Ausdruck unserer Finanzdisziplin“, sagte Asam. Zuletzt hatte SAP 2020 und 2022 jeweils für etwa 1,5 Mrd. Euro Aktien zurückgekauft.
Auf der strategischen Seite werden Entwicklungen und Anwendungen mit künstlicher Intelligenz in den kommenden Jahren eine entscheidende Rolle für SAP spielen. Das hat die Auftaktrede von CEO Christian Klein zur „Sapphire“ deutlich gezeigt. Dabei setzt SAP auf Partnerschaften: Vor zwei Wochen haben die Walldorfer den Ausbau der Partnerschaft mit Google Cloud angekündigt, mit dem Ziel, Daten aus der gesamten Systemlandschaft über SAP Datasphere mit der Daten-Cloud von Google zusammenzuführen. Vor wenigen Tagen hat SAP angekündigt, seinen digitalen Assistenten mit den KI-Funktionen von IBM Watson leistungsfähiger machen zu wollen. Die KI-Funktionen sollen natürliche Sprache verarbeiten und für Analysen nutzen können.
In dieser Woche haben die Walldorfer zudem eine enge Kooperation mit Microsoft im Bereich generativer KI und leistungsstarker Sprachmodelle verkündet. Erste Anwendungsfälle sehen die Unternehmen im Personalbereich, beispielsweise bei Einstellungsprozessen und Mitarbeiterentwicklung. Laut Thomas Saueressig, im SAP-Vorstand zuständig für Produktentwicklung, arbeitet SAP derzeit an 80 Anwendungen mit generativer KI, die in den kommenden Quartalen bereits ausgerollt werden sollen. Der Konzern betont dabei, Kunden könnten SAP-KI-Lösungen „sicher einführen, da sie auf verantwortungsvolle Weise entwickelt wurden“.
Ressourcenmessung für CO2
Ein zweites großes strategisches Thema ist der Bereich Nachhaltigkeit. Dort sollen neue Entwicklungen es ermöglichen, dass Unternehmen künftig nicht nur ihre Finanzen mit der ERP-Software der Walldorfer im Blick behalten, sondern auch die Kohlendioxidemissionen genau messen können. Immer mehr Unternehmen müssen aufgrund regulatorischer Vorgaben oder wegen steigender ESG-Anforderungen von Geschäftspartnern einen Überblick über ihre CO2-Emissionen gewinnen. SAP spricht von einem „grünen Rechnungswesen“, dem sogenannten „Green Ledger“. Ziel ist es, dass Unternehmen ihre CO2-Emissionen dadurch künftig auf Basis von Ist-Daten erfassen können und weniger Daten geschätzt werden müssen. Das „Green Ledger“-Angebot soll Bestandteil der Lösungen „Rise“ und „Grow“ werden.