SAP schaltet Wachstumsturbo an

Umsatz mit Softwarelizenzen und Cloud-Diensten legt jeweils prozentual zweistellig zu - Aufwand steigt noch stärker als die Erlöse

SAP schaltet Wachstumsturbo an

Nachdem SAP über Jahre Milliarden in Übernahmen für das Wachstum des Cloud-Geschäfts gesteckt hat, zeigt der Softwarekonzern im Auftaktquartal 2017, dass auch organisch eine kräftige Expansion möglich ist. Sowohl die Softwarelizenz- als auch die Cloud-Erlöse legten prozentual zweistellig zu. Erkauft wurde das Wachstum allerdings mit einem kräftigen Ausgabenanstieg, der den Gewinn drückte.scd Frankfurt – Der Walldorfer Softwarekonzern SAP ist mit kräftigem Wachstum sowohl im klassischen Softwarelizenz- als auch im Cloud-Dienstleistungsgeschäft ins Jahr 2017 gestartet. Die Cloud-Erlöse legten um gut ein Drittel auf 905 Mill. Euro zu, der Umsatz mit Softwarelizenzen zog um 13 % und damit überraschenderweise ebenfalls prozentual zweistellig an. Konzernweit zog der Umsatz dank hoch einstelligen Zuwachses bei Wartungserlösen und Dienstleistungen um insgesamt 12 % auf 5,3 Mrd. Euro an. Von Thomson Reuters befragte Analysten hatten im Schnitt mit 5,17 Mrd. Euro gerechnet.Das kräftige Wachstum ist mit überproportional gestiegenen Kosten erkauft worden. Für Marketing und Vertrieb gab SAP 22 % mehr aus als in der Vorjahresperiode. Forschung und Entwicklung verursachten 20 % mehr Aufwand. Die administrativen Kosten zogen sogar um mehr als ein Viertel an. Wesentlich getrieben wurden die Personalkosten durch aktienbasierte Mitarbeitervergütungsprogramme, wie der bei einem Börsenwert von knapp 112 Mrd. Euro schwerste Dax-Konzern am Dienstag mitteilte. Dank der starken Kursentwicklung der SAP-Aktie sei das Programm deutlich aufwendiger als in der Vorjahresperiode ausgefallen. Fast zwei Drittel der Mitarbeiter hätten partizipiert. Orderflut in der CloudWesentlicher Wachstumstreiber für SAP bleibt das Cloud-Geschäft. Mit Software as a Service (SaaS), Platform as a Service (PaaS) und Infrastruktur as a Service (IaaS) wurden 905 Mill. Euro erlöst – 228 Mill. Euro mehr als im ersten Quartal 2016. Noch kräftiger legte indes der Auftragseingang zu. Die neuen Cloud-Buchungen zogen um fast die Hälfte auf 215 Mill. Euro an. Auch das Flaggschiffprodukt S/4 Hana findet offenbar weiterhin viel Anklang. Gut die Hälfte der Kunden seien echte Neuzugänge, berichtete Konzernchef Bill McDermott.Trotz des kräftigen Ordereingangs hält SAP zunächst an dem im Januar präsentierten Ausblick fest. Der Cloud-Umsatz soll 2017 auf 3,8 bis 4 Mrd. Euro zulegen. Das wären am oberen Ende der Spanne 34 % Zuwachs und damit so viel, wie im ersten Quartal zu Buche standen. Eine Anhebung der Jahresziele nach dem ersten Quartal hält SAP-Finanzchef Luka Mucic offenbar für verfrüht. Allerdings ist die Vorsicht nicht unbegründet. Für SAP ist das erste Quartal traditionell schwach in Bezug auf die Auftragseingänge. Das Gros wird hier im vierten Quartal hereingeholt, aber auch im zweiten und dritten Quartal fallen die Orders meist höher aus. Vor diesem Hintergrund ist das starke Wachstum im Auftaktvierteljahr kaum mehr als ein positiver Frühindikator.Während SAP auf der Erlösseite zeigt, dass es sich um ein Unternehmen handelt, das auch organisch kräftig wachsen kann, wie CEO McDermott gerne betont, blieb die Ergebnisentwicklung in den Monaten Januar bis März hinter den Erwartungen zurück. Das operative Ergebnis wurde durch die höheren Kosten trotz des Erlösanstiegs um 17 % auf 673 Mill. Euro gedrückt. Dank eines besseren Finanzergebnisses und einer gesunkenen Steuerquote sank der Gewinn nur um 7 % auf 530 Mill. Euro. Der bereinigte Gewinn je Aktie legte zwar sogar um 15 % auf 73 Cent je Aktie zu – im Schnitt war aber mit einem Cent mehr gerechnet worden. Margenwende 2018Mucic erklärt die rückläufige Marge auch mit einer Veränderung im Umsatzmix der Cloud-Sparte. Der bislang kleinste und margenschwächste Bereich IaaS wachse schneller als die reiferen und margenstärkeren Cloud-Segmente und drücke so auf die Profitabilität (siehe Interview). Allerdings soll das Ergebnis im laufenden Jahr nur eine kleine Talsohle durchlaufen, ehe die Marge im kommenden Turnus wieder kräftiger zulegen soll, wenn einige Anschubinvestitionen nicht mehr anfallen.