SAP sieht Chance auf weitere Cash-flow-Steigerung

CFO Mucic zeigt sich in Online-Konferenz optimistisch für 2020 und zweifelt Oracle-Marktanteilsgewinne an

SAP sieht Chance auf weitere Cash-flow-Steigerung

scd Frankfurt – Der Softwarekonzern SAP könnte das hochgesteckte Ziel nahezu einer Verdopplung des freien Cash-flow, das zum Jahresbeginn zum Ziel ausgegeben wurde, womöglich trotz der Coronakrise erreichen. Der größte Softwarekonzern Europas hatte den Ausblick für den freien Cash-flow zuletzt nach dem zweiten Quartal wieder von 3,5 Mrd. auf 4,0 Mrd. Euro angehoben, nachdem das ursprüngliche Ziel von 4,5 Mrd. Euro wegen der Coronakrise gekappt worden war. “Wir sehen, dass wir uns sogar leicht besser entwickeln”, sagte Finanzvorstand Luka Mucic in einer von der US-Bank Citi organisierten Online-Konferenz mit Blick auf das aktuelle Ziel. Eventuell gebe es Raum für weitere Verbesserungen auch aufgrund reduzierter Investitionen in diesem Jahr. Das robuste Zahlungsverhalten der Kunden helfe ebenso. SAP erwartet in jedem Fall den höchsten Cash-flow seit Jahren (siehe Grafik)Der Finanzvorstand widersprach zudem Behauptungen eines US-Wettbewerbers, den Walldorfern Marktanteile im klassischen Geschäft mit Software zur Ressourcenplanung von Unternehmen (ERP) abgenommen zu haben. “Ich habe das sehr ernst genommen und versucht unsere gesamte Kundenbasis zu durchforsten – nicht nur die Top 10 oder Top 50. Und ich weiß ehrlich gesagt nicht, worüber unsere Wettbewerber überhaupt sprechen”, betonte Mucic. Statt Fälle, in denen SAP durch den Wettbewerb ersetzt worden sei, habe er umgekehrt Fälle gefunden, in denen SAP mit S/4Hana Konkurrenten zuletzt bei deren Kundenbasis aus dem Feld geschlagen habe.Mucic dürfte bei seinen Ausführungen auf Oracle angespielt haben, die sich zuletzt damit gebrüstet hatten, SAP Kunden abjagen zu können (vgl. BZ vom 8. Juli), nannte den kalifornischen Erzrivalen aber nicht explizit. “Ich denke, wenn man das relative Wachstum, das wir zuletzt berichten konnten, mit dem unseres traditionellen Wettbewerbers vergleicht, spricht das aus meiner Sicht eine klare Sprache.”Ein Markt, in dem sich SAP in den vergangenen Jahren selbst schwergetan hat, gegen die Konkurrenz zu bestehen, ist der mit Software zum Management von Kundenbeziehungen (CRM). Der Markt wird vom US-Cloudsoftware-Pionier Salesforce dominiert. Mucic räumte ein, dass es für SAP nicht sinnvoll sei, sich in allen Subsegmenten des CRM-Geschäfts gleichermaßen umfangreich zu engagieren. Es gebe bestimmte Bereiche mit sinkenden Wachstumsraten, einem klaren Marktführer und wenig Mehrwertchancen für SAP, in denen man sich eher zurückhalte und taktisch agiere. Andere Bereiche wie Experience Management, wo man mit Qualtrics den führenden Anbieter habe, stünden aber weiter im Fokus. Zum Zeitplan für das angekündigte IPO der Tochter sagte Mucic noch nichts. Hauptgrund für die unabhängige Notierung des erst 2018 zugekauften US-Konzerns sei, dass dieser wieder attraktiver für Kunden außerhalb des SAP-Universums werden soll. Ein weiterer Bereich sei der Online-Handel, wo SAP mit Hybris ein schnell wachsendes Asset im Portfolio habe. Gerade die Herausforderungen der Coronakrise hätten eine enorme Nachfrage für das Produkt gebracht.