SAP stärkt CRM-Geschäft
scd Frankfurt – Der Softwarekonzern SAP arbeitet trotz des avisierten Börsengangs der Tochter Qualtrics weiter daran, das Angebot von Software zum Management der Kundenbeziehungen (CRM) weiter auszubauen. Wie SAP am Donnerstag mitteilte, hat sich das Unternehmen mit dem Onlinemarketing-Spezialisten Emarsys auf eine Übernahme verständigt. Zu den finanziellen Details der Transaktion haben beide Parteien Stillschweigen vereinbart.Emarsys ist eine privat gehaltene Gesellschaft mit Sitz in Wien und hat bislang laut Crunchbase-Daten in zwei Finanzierungsrunden insgesamt 55,3 Mill. Dollar eingeworben. Das bereits im September 2000 gegründete Startup kam dabei bis vor fünf Jahren komplett ohne Finanzierungsrunden aus. Mittlerweile arbeiten mehr als 800 Mitarbeiter in 13 Niederlassungen rund um den Globus für das Unternehmen und betreuen über 1 500 Kunden. Laut Dun & Bradstreet kam das Unternehmen 2018 dabei auf umgerechnet knapp 94 Mill. Dollar Umsatz.Bob Stutz, Präsident von SAP Customer Experience, zählt Emarsys zu einer der führenden Plattformen, die personalisierte, digitale Eins-zu-eins-Interaktionen zwischen Marken und Kunden kanalunabhängig ermöglichen. “Mit der Technologie von Emarsys und mit SAP-Customer-Experience-Lösungen können Unternehmen Trends aus dem Handel mit ihrem Backoffice verknüpfen und Endkunden auf deren bevorzugten Kommunikationskanälen ansprechen”, erklärte er. Das habe im SAP-Customer-Experience-Geschäft wirklich noch gefehlt, räumte der Manager ein, der im vergangenen November von Salesforce zu SAP gekommen war. Emarsys kenne er sehr gut, weil er diesen Markt schon lange beobachte. SAP-Kunden, die sich mangels eigenem Angebot der Walldorfer nach einem Partner für kanalunabhängige, personalisierte Kundenkommunikation extern umgesehen haben, hätten sich bislang an Emarsys oder einen Wettbewerber wenden müssen.Zuletzt hatte etwa Anfang des Monats der amerikanische Kindermoden-Anbieter Hanna Andersson Emarsys damit beauftragt, die Werbekommunikation mit den Kunden basierend auf deren Präferenzen und Bestellverhalten zu personalisieren. Hanna Andersson ist Kunde des SAP-Wettbewerbers Salesforce, hatte aber zuletzt Ärger mit Kundendaten. Aus der Salesforce-Cloud des Unternehmens waren über Monate Kundendaten entwendet worden, ohne dass dies festgestellt worden war. Die beiden Firmen einigten sich mit Sammelklägern in einem Vergleich.Mit der “sehr stark personalisierten Kontaktaufnahme mit Endkunden in Echtzeit – über alle Kommunikationskanäle hinweg, z.B. E-Mail, Mobilgeräte, soziale Netzwerke, SMS und das Internet” – will SAP den Bereich Customer Experience ausweiten. Die Datensicherheit und Vertrauen stehen dabei laut Stutz ganz oben auf der Agenda.”Emarsys in unser Customer-Experience-Portfolio mit aufzunehmen und mit SAP S/4Hana sowie der Experience-Management-Technologie von SAP und Qualtrics zu kombinieren ist für diesen Markt ein großer Schritt nach vorne”, glaubt SAP-Vorstandssprecher Christian Klein. “Unser Ziel ist, ein ,Commerce anywhere’-Portfolio anzubieten.” Einen Abschluss der Transaktion erwartet SAP noch für das vierte Quartal.