SAP verspricht viel fürs vierte Quartal

CEO McDermott kündigt Wachstumsschub an - Analysten über Cloud-Auftragseingang enttäuscht

SAP verspricht viel fürs vierte Quartal

SAP hat mit dem Zwischenbericht zum dritten Quartal gemischte Reaktionen hervorgerufen. Wegen eines unerwartet schwachen Abschneidens im Wachstumsgeschäft mit Cloud-Software war der Aktienkurs zunächst um mehr als 2 % abgesackt. Optimistische Aussagen zum vierten Quartal und zu 2018 sorgten dafür, dass SAP am Donnerstagabend dennoch als zweitstärkster Dax-Wert aus dem Xetra-Handel ging.scd Frankfurt – Der Walldorfer Softwarekonzern SAP hat nach dem dritten Quartal erneut den Ausblick für das Gesamtjahr angehoben. Vor allem die neue Business Suite S/4Hana treibt das Umsatzwachstum des nach Börsenwert größten Dax-Konzerns. Die Cloud- und Softwareerlöse sollen im Gesamtjahr nun in einer Spanne von 7 bis 8,5 % zulegen. Damit wird am unteren Ende ein halber Prozentpunkt mehr unterstellt als noch zur Jahresmitte. Laut Finanzvorstand Luka Mucic hätte die alte Spanne einen hoch einstelligen prozentualen Umsatzrückgang bei den Erlösen aus Softwarelizenzverkäufen bedeutet, die aber in den ersten neun Monaten währungsbereinigt um 5 % zugelegt hatten. Dies sei zu diesem Zeitpunkt einfach keine realistische Annahme mehr gewesen, sagte Mucic der Börsen-Zeitung (siehe Interview).Der Gesamtumsatz wird mit 23,4 Mrd. bis 23,8 Mrd. Euro nun um gut 100 Mill. Euro höher prognostiziert und auch beim Betriebsergebnis wurde das untere Ende des Ausblicks leicht angehoben. Damit bleibt einzig die Schätzung für die Cloud-Erlöse unverändert bei 3,8 Mrd. bis 4 Mrd. Euro. Dass ausgerechnet bei der wachstumsstärksten Sparte erneut keine Prognoseanpassung nach oben vorgenommen wurde, dürfte vor allem daran gelegen haben, dass sich das Wachstum hier merklich abgeschwächt hat.Der Umsatz mit Cloud-Subskriptionen und -Support zog in den Monaten Juli bis September nur noch um 22 % auf 938 Mill. Euro an. In den beiden vorangegangenen Perioden war SAP noch auf 29 % bzw. 34 % gekommen. Zwar sieht die Bilanz schon deutlich weniger negativ aus, wenn man die Entwicklung um Währungseffekte bereinigt. Dann betrug das Plus im dritten Quartal 27 % – unwesentlich weniger als die 30 % im ersten Halbjahr. Der Anstieg der Cloud-Bookings blieb mit währungsbereinigt 19 % aber deutlicher hinter den Markterwartungen zurück. Im ersten Halbjahr war der Auftragseingang noch fast doppelt so hoch ausgefallen. Die geringe Steigerung bei den Neuaufträgen werde den Markt beunruhigen, sagte Analyst Nicolas David von Bank Oddo BHF am Donnerstag. Die Nord/LB zog ihre Kaufempfehlung zurück und senkte das Kursziel für Europas größten Softwarekonzern von 104 auf 99 Euro.Tatsächlich sackte der Aktienkurs von SAP im frühen Handel zunächst um mehr als 2 % ab. Im Verlauf des Tages nahm indes die Zuversicht der Anleger wieder zu und die Aktie ging letztlich mit einem Plus von 0,6 % auf 95,60 Euro als zweitstärkster Dax-Wert des Tages aus dem Xetra-Handel. “Riesige Pipeline”Derweil zeigt sich SAP-Vorstandssprecher Bill McDermott trotz der leicht enttäuschenden Entwicklung in der Cloud, von der sich Mucic zufolge auch SAP mehr erwartet habe, weiterhin hoch optimistisch. Die Pipeline sei “riesig”, sagte er und deutete damit ein starkes Schlussquartal an. Das Geschäft mit Cloud-Software sieht McDermott mit 35 % oder mehr anziehen. Das wäre ein kräftigeres Wachstum als im ersten Halbjahr. Zudem ist der US-Amerikaner überzeugt, den überwiegend aus seiner Heimat stammenden Konkurrenten Marktanteile abzunehmen.McDermott hatte bereits zum Halbjahr eine substanzielle Wachstumsbeschleunigung im Cloud-Geschäft in den Vereinigten Staaten angekündigt (vgl. BZ vom 21. Juli). Auch vor diesem Hintergrund enttäuschte das währungsbereinigt lediglich 19-prozentige Plus, wie am Donnerstag unter anderem die Analysten von Gartner hervorhoben.Immerhin dürfte die in den vergangenen Quartalen deutlich geschrumpfte Marge in der Cloud in absehbarer Zeit wieder anziehen. 2017 habe man stark in den Ausbau des Geschäfts investiert – etwa in Personal und Rechenzentren, hieß es. Finanzvorstand Mucic hatte das laufende Jahr deshalb schon vor Monaten als Übergangsjahr bezeichnet. Für das vierte Quartal erwartet er eine Stabilisierung der Cloud-Marge. Im kommenden Jahr sei dann die Trendwende möglich. Business Suite lockt KundenWeiter robust läuft das Geschäft mit dem klassischen Verkauf von Softwarelizenzen. Während Wettbewerber Oracle hier regelmäßig über Erlösrückgänge berichten muss, hat SAP dank der starken Nachfrage für die neue Business Suite S/4Hana den entsprechenden Umsatz stabil gehalten und währungsbereinigt sogar um 3 % gesteigert. Die Zahl der Kunden, die S/4Hana nutzen, wurde binnen drei Monaten um 600 auf 6 900 gesteigert. Damit hat sich der Kundenzuwachs gegenüber dem Vorquartal weiter beschleunigt.