SAP will CO2-Fußabdruck der Kunden schrumpfen
Von Sebastian Schmid, FrankfurtAktuell dreht sich in der Welt fast alles um die weiter virulente Covid-19-Pandemie. Auch SAP leistet hierzulande einen Beitrag im Kampf gegen die Verbreitung des Virus mit der gemeinsam mit der Telekom entwickelten Corona-Warn-App des Bundes, die gestern vorgestellt wurde. Mittelfristig erwartet Europas größter Softwarekonzern allerdings, dass eine andere Herausforderung wieder in den Vordergrund tritt: Die Bekämpfung des Klimawandels. Dabei, so glaubt SAP-Produktvorstand Thomas Saueressig, werden Unternehmen und deren Beitrag – positiv wie negativ – immer genauer unter die Lupe genommen werden.Der schwerste Dax-Konzern hat daher auf der diesjährigen Anwendermesse Sapphire eine Anwendung zur Messung und Analyse des CO2-Fußabdrucks vorgestellt. “Es gibt keine vergleichbare Software auf dem Markt, um sowas abzudecken”, ist SAP-Produktvorstand Thomas Saueressig überzeugt. Die Software kommt mit dem sperrigen Namen “SAP Product Carbon Footprint Analytics” daher und soll laut Saueressig nur ein erster Schritt sein. Die Anwendung soll Unternehmen helfen, ihren CO2-Ausstoß besser zu verstehen und ihre Treibhausgasemissionen analysieren und optimieren zu können, verspricht SAP. Sie ist die erste Software im Rahmen des neuen Programms Climate 21, mit dem SAP im Zeitverlauf immer mehr Nachhaltigkeitskennzahlen in die SAP-Produktwelt integrieren will. “Wir werden jetzt Quartal für Quartal neue Software für das Themengebiet vorstellen und diese in alle analytischen wie auch transaktionalen Produkte integrieren”, kündigt Saueressig an.Mit Climate 21 werde den Unternehmen nur im ersten Schritt geholfen, ihren CO2-Fußabdruck besser zu verstehen. Mittelfristig will SAP dabei helfen, den CO2-Fußabdruck einzelner Produkte auf einen bestimmten Zielwert zu reduzieren – etwa durch Anpassungen in der Lieferkette. Die Walldorfer sehen sich in der besten Position, ein solches Produkt einzuführen, weil kein anderes Unternehmen über eine vergleichbar breite Softwarebasis verfügt, wie Saueressig glaubt: Einkauf, Produktion, Lieferantenmanagement, Lagerverwaltung, Transport, usw. seien alles Bereiche, die hier eine Rolle spielten.Hinzu komme, dass neben den direkten, eigenen Emissionen auch zugekaufte Emissionen aus der Lieferkette zu berücksichtigen seien. Dafür sei eine gute Branchenkenntnis wichtig. “Wir arbeiten schon seit einigen Jahren an Nachhaltigkeitslösungen mit unseren Kunden. Aber durch die End-to-End-Optimierung der Prozesse – also die Intelligent Enterprise – können wir unseren Kunden ein ganz neues Integrationslevel anbieten”, ist Saueressig überzeugt. Dabei setze SAP stark auf Co-Innovationen mit den Kunden. Erste Abnehmer seien bereits live mit dem Produkt. “Ich glaube, dass das einer der Wachstumshebel der SAP sein wird”, sagt Saueressig, will sich aber nicht auf ein potenzielles Erlösvolumen festlegen. Fest stehe aber, dass die Analyse kompletter Wertschöpfungsketten immer besser werde, je mehr der weltweit über 440 000 SAP-Kunden die Software nutzen. Und das ziehe dann wieder neue Kunden an, glaubt Saueressig.Trotz einer Reihe technischer Pannen vor allem am Montag, dem ersten Tag der virtuellen Sapphire, hob die Mehrzahl der Analysten am Dienstag den Daumen. Evercore beließ den Softwarekonzern etwa auf “Outperform”, hob das Kursziel aber von 117 auf 125 Euro an. Noch optimistischer zeigte sich Credit-Suisse-Analyst Charles Brennan, der sein Kursziel von 120 auf 135 Euro anhob, mit der Begründung, das Cross-Selling-Potenzial der Walldorfer werde weiter unterschätzt. Die SAP-Aktie legte am Dienstag um 3,5 % auf 118,36 Euro zu.