Softwarekonzern

SAP will mehr Jobs streichen und hebt Prognose an

SAP will mehr Jobs streichen als ursprünglich geplant. Dass der Stellenabbau schneller vorankommt als gedacht, stützt das operative Ergebnis unerwartet stark.

SAP will mehr Jobs streichen und hebt Prognose an

SAP weitet Stellenabbau aus

dpa-afx Walldorf/Reuters Frankfurt

Europas größter Softwarehersteller SAP weitet sein Stellenabbauprogramm wegen der Annahmebereitschaft vieler Beschäftigter aus und will daher ab dem kommenden Jahr die Kosten stärker senken. Statt 8.000 Stellen sollen nun 9.000 bis 10.000 Jobs gestrichen werden, wie die Walldorfer am Montagabend nach US-Börsenschluss mitteilten.

Im zweiten Quartal ließ der Dax Konzern sich das aufgestockte Sparprogramm zusätzlich 0,6 Mrd. Euro an Rückstellungen für die Freiwilligenprogramme kosten, ab 2025 rechnet SAP dann mit rund 0,2 Mrd. Euro weniger Kosten als bisher eingeplant. Weil der Stellenabbau schneller vorankommt als gedacht und viele Neueinstellungen erst in der zweiten Jahreshälfte anstehen, lief es auch beim operativen Ergebnis in den Monaten April bis Juni unerwartet gut. Die Aktie zog nachbörslich um fast 5% an.

Höherer operativer Gewinn erwartet

SAP will vor Zinsen und Steuern und bereinigt um Sondereffekte im kommenden Jahr dann operativ rund 10,2 Mrd. Euro verdienen statt nur rund 10 Mrd. Euro. Bisher hatte der Konzern den Kosteneffekt des Stellenabbaus auf rund 500 Mill. Euro im Jahr beziffert. Die Prognosen für das laufende Jahr bestätigte das Management, die Umsatzaussichten für 2025 bleiben ebenfalls unverändert.

SAP-Chef Christian Klein pocht auf eine starke Auftragspipeline. Foto: picture alliance/dpa | Uwe Anspach.

Das operative Ergebnis wuchs im zweiten Quartal im Jahresvergleich um 33% auf 1,94 Mrd. Euro, wie die Walldorfer am Montagabend nach US-Börsenschluss mitteilten. Analysten hatten lediglich mit einem Plus von 24% gerechnet. Der Umsatz kletterte um 10% auf 8,29 Mrd. Euro. Vor allem das Cloudgeschäft mit einem Wachstum von 25% auf 4,15 Mrd. Euro blieb der Taktgeber. Der Auftragsbestand habe sogar um 28 Prozent auf 14,81 Mrd. Euro zugelegt.

Wettbewerber enttäuschen

Das Management hatte schon angedeutet, dass es trotz der vielfach widrigen wirtschaftlichen Bedingungen keine wesentlichen Bremsspuren im Geschäft sieht. Einige Wettbewerber hatten mit ihren Zahlen in den vergangenen Monaten enttäuscht und von einem zögerlichen Verhalten bei den Kunden berichtet.

Der Nettogewinn sank im zweiten Quartal deutlich um 69% auf 918 Mill. Euro. Das lag insbesondere am milliardenschweren Sonderertrag aus dem Verkauf der ehemaligen US-Tochter Qualtrics ein Jahr zuvor, aber auch an den zusätzlichen Rückstellungen für den aufgestockten Stellenabbau im vergangenen Dreimonatszeitraum. Der freie Cash-flow stieg trotz der hohen Restrukturierungsausgaben um mehr als das Doppelte auf 1,3 Mrd. Euro. Im Gesamtjahr werde voraussichtlich bei 3,5 Mrd. Euro liegen.

Hochfliegende KI-Ambitionen

SAP hatte die Kürzung von Jobs im Januar angekündigt und den Umbau vor allem mit der Notwendigkeit neuer Jobs im Unternehmen begründet, die sich insbesondere mit künstlicher Intelligenz (KI) beschäftigen sollen. Der überwiegende Teil der betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollten das Unternehmen auch verlassen, der Rest kann sich laut dem Konzern weiterbilden oder auf andere Funktionen bewerben.

SAP investiere nach wie vor in das Ziel, der führende Anbieter von Unternehmens-KI zu werden, sagte Konzernchef Christian Klein. „Aufgrund unserer Fortschritte und starken Auftragspipeline sind wir zuversichtlich, bis 2027 ein beschleunigtes Umsatzwachstum zu erreichen.“

Neue Einstellungen voraus

Es hatte sich bereits angedeutet, dass die Programme für Abfindungen und Frühverrentung gut bei den Beschäftigten ankommen. Üblicherweise kommen dafür ältere Beschäftigte infrage, die tendenziell höhere Gehälter bekommen. Jüngere Beschäftigte sorgen im Schnitt für geringere Gehaltskosten.

Der Konzern rechnet denn auch zum Ende dieses Jahres mit einer ähnlich großen Belegschaft wie zu Beginn mit 107.602 Vollzeitstellen, weil der Softwareriese auch weiter neue Mitarbeiter einstellen will. Zur Mitte des Jahres waren es 105.315 Vollzeitstellen und damit spürbar weniger als sechs Monate zuvor. Finanzchef Dominik Asam sprach in einer Telefonkonferenz mit Journalisten davon, dass im zweiten Halbjahr vermehrt eingestellt werden dürfte.

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