Sartorius enttäuscht mit Umsatz- und Gewinnrückgang
Sartorius vergrault Anleger
Quartalszahlen des Biopharmazulieferers schwächer als erwartet – Aktie verliert 13 Prozent – Prognose 2023 bekräftigt
Bei Sartorius sind die Zahlen des ersten Quartals schwächer ausgefallen als erwartet. Der Biopharmazulieferer bekräftigt zwar seinen Ausblick für 2023. Die Aktie des Dax-Konzerns rutschte am Donnerstag dennoch um zeitweise 13% ab.
ste Hamburg
Der Biopharmazulieferer und Laborausrüster Sartorius hat nach dem Ende der pandemiebedingten Sondereffekte mit Zahlen zum ersten Quartal 2023 für Enttäuschung gesorgt. Das Göttinger Dax-Unternehmen bestätigte am Donnerstag zwar die im Januar verkündeten Umsatz- und Ergebnisziele für das laufende Geschäftsjahr, verfehlte aber mit einem in den ersten drei Monaten um wechselkursbereinigt 32% gesunkenen Auftragseingang, mit einem um 13,2% verringerten Umsatz sowie mit einem um 22,1% rückläufigen bereinigten operativen Ergebnis vor Abschreibungen (Ebitda) die Markterwartungen. Sartorius-Vorzüge rutschten in der Spitze um 12,9% auf 336,40 Euro ab, den tiefsten Stand seit Dezember vorigen Jahres.
Nach zehn Quartalen in Folge, in denen das coronabezogene Geschäft sowie der Aufbau von Lagerbeständen bei Kunden für starke zusätzliche Wachstumsimpulse gesorgt hatten, habe sich die Normalisierung der Nachfrage in den ersten drei Monaten erwartungsgemäß fortgesetzt. Der noch andauernde Lagerbestandsabbau von Kunden betrifft zu 90% die Sparte Bioprocess Solutions (BPS), wie Vorstandschef Joachim Kreuzburg in einem Pressegespräch sagte. Infolge des Nachfragerückgangs passt das Unternehmen kurzfristige Kapazitäten an: Die seit 2019 um rund 6.900 auf den Ende 2022 erreichten Höchststand von 15.942 gestiegene Beschäftigtenzahl reduzierte sich bis Ende März um etwa 400.
Schwankungen beim Umsatz
„Es sind teilweise sehr große Kunden von uns, die im Moment weniger bestellen oder teilweise zwischendurch auch gar nichts bestellen, weil sie von ihren Lagerbeständen leben können“, sagte Kreuzburg. Sartorius bekräftigte die Einschätzung vom Januar, dass im zweiten Halbjahr mit keinen signifikanten Effekten aus dem Lagerbestandsabbau und mit einem Anziehen der Nachfrage zu rechnen sei. Einzelne Quartale könnten sich im laufenden Jahr aber beim Umsatz „um größenordnungsmäßig 20% unterscheiden“, fügte der Vorstandschef hinzu. Daher benötige man „Flexibilität in Bezug auf unsere Kapazitäten“.
Kreuzburg unterstrich, die grundlegenden Wachstumstreiber in den für Sartorius relevanten Märkten seien unverändert positiv. Für das laufende Jahr stellt das Unternehemen weiterhin eine Steigerung des 2022 um wechselkursbereinigt 15% gestiegenen Umsatzes (von 4,17 Mrd. Euro) im unteren einstelligen Prozentbereich in Aussicht. Dabei wird ein Wachstumsbeitrag von 1 Prozentpunkt aus Zukäufen angenommen, wobei die Ende März angekündigte Übernahme von Polyplus noch nicht eingerechnet ist. Inwieweit der Zukauf des französischen Unternehmens, das 2023 voraussichtlich einen Umsatz im oberen zweistelligen Mill.-Euro-Bereich erreichen soll, die Prognose verändere, sei vom Zeitpunkt Erstkonsolidierung abhängig, sagte Kreuzburg. Es seien „keine Rieseneffekte“ zu erwarten. Die bereinigte Ebitda-Marge des Konzerns soll 2023 weiterhin in etwa auf dem Vorjahresniveau von 33,8% landen.
Für die ersten drei Monate verbuchte Sartorius einen auf 903 Mill. (i.V. 1,02 Mrd.) Euro gesunkenen Umsatz. Die bereinigte Ebitda-Marge lag auch wegen einer höheren Kostenbasis bei 30,1% – nach 34,1% vor Jahresfrist. Der von Sartorius als maßgeblich angegebene bereinigte Nettogewinn rutschte um gut 30% auf 116,2 Mill. Euro ab. Einige Analysten hätten einen schwachen Jahresauftakt erwartet, „aber nicht in dem Ausmaß“, meinte ein Aktienhändler. Bei Berenberg, die zum Halten der Sartorius-Aktie bei einem Kursziel von 448 Euro rät, hieß es, die schwachen Quartalszahlen lägen unter ihren bereits niedrigen Erwartungen. Auch wegen der Unsicherheiten hinsichtlich der Normalisierung von Umsatz und Auftragseingang sei mit einer spürbaren Erholung des Aktienkurses erst in der zweiten Jahreshälfte erholen. Auch J.P. Morgan, die bei einem Kursziel von 530 Euro ein Übergewichten der Sartorius-Aktie empfiehlt, erklärte, der überraschend schwache Jahresstart und der träge Auftragseingang der Sparte BPS sorgten für Unsicherheit hinsichtlich des Geschäftsverlaufs 2023.