Scania und MAN rücken zusammen
Nach der Übernahme von Scania durch Volkswagen im Frühjahr dieses Jahres zeichnet sich ein erster Fortschritt bei der angestrebten engeren Verzahnung des schwedischen Lastwagenbauers mit der Münchner VW-Nutzfahrzeugmarke MAN ab. Beide Hersteller wollen bei Getrieben zusammenarbeiten.ste/sck Hamburg/München – Die beiden VW-Nutzfahrzeugtöchter MAN und Scania wollen von 2016 an bei Fahrzeuggetrieben kooperieren. Anlässlich der Branchenmesse IAA Nutzfahrzeuge in Hannover teilten beide VW-Töchter mit, dass die Getriebehardware von Scania sukzessive in den MAN-Fahrzeugen der Baureihen TGS und TGX zum Einsatz kommen werde. MAN werde die Getriebesoftware für die optimale Schaltstrategie entwickeln, erklärte das Münchner Unternehmen. Die ersten Prototypenfahrzeuge würden bereits erprobt.Darüber hinaus wollen beide Unternehmen gemeinsam an der Nachfolgegeneration des aktuellen Scania-Getriebeportfolios arbeiten. Details der Kooperation würden derzeit ausgearbeitet. MAN fügte hinzu, der bisherige Getriebe-Partner ZF Friedrichshafen bleibe weiterhin Lieferant für Lkw und Busse von MAN. Ziel sei, dass aus der Kooperation von Scania und MAN Komponenten hervorgehen, die weltweit Maßstäbe in der Nutzfahrzeugtechnologie setzen, erklärte Anders Nielsen, Vorstandschef von MAN Truck & Bus. Die Zusammenarbeit bei Entwicklungsprojekten soll aber dort aufhören, wo es um Spezifika der jeweiligen Marken geht. Im Einklang mit der Mehrmarkenstrategie des VW-Konzerns blieben MAN und Scania eigenständige Marken, so MAN. Auch die Vertriebs- und Serviceaktivitäten folgten diesem Prinzip.Im Interview mit dieser Zeitung hatte VW-Nutzfahrzeug-Vorstand Leif Östling im Vorfeld der Nutzfahrzeugmesse bereits auf die Kooperationspläne bei den Fahrzeuggetrieben hingewiesen (vgl. BZ vom 12. September). Auch an einer neuen Kabinengeneration würden Scania und MAN arbeiten. “Hier prüfen wir ebenfalls, welche gemeinsamen Komponenten verwendet werden können, ohne dass dies die spezifischen Charakteristika der Marken und ihrer jeweiligen Modelle berührt”, so Östling.Der bis 2012 von dem Schweden geführte Lastwagenbauer Scania sprach von einem “Meilenstein in der Kooperation mit MAN”. Dies ermögliche eine schnellere Auslieferung verbesserter Produkte an Kunden sowie einen effizienteren Einsatz von Produktionseinheiten und Entwicklungsressourcen. Mit welchen Einsparzielen die Zusammenarbeit bei den Getrieben verbunden ist, ließen beide Unternehmen offen.VW will in der Nutzfahrzeugsparte über jährliche Synergien von 200 Mill. Euro bis Ende 2014 hinaus durch engere Vernetzung der drei Marken Scania, MAN und Volkswagen Nutzfahrzeuge innerhalb der nächsten 10 bis 15 Jahre zusätzliche Synergien von mindestens 650 Mill. Euro p. a. erreichen. Einsparungen verspricht sich der VW-Konzern dabei durch gemeinsame Entwicklung und gemeinsamen Einkauf, aber auch durch das Benchmarking von Produktionsprozessen und den daraus möglichen Produktivitätssteigerungen. Um die Verzahnung wird sich im VW-Vorstand von Februar 2015 an als Nachfolger von Östling der ehemalige Daimler-Vorstand Andreas Renschler kümmern.Die Kleinlastermarke Volkswagen Nutzfahrzeuge, die auf der Branchenmesse mit dem T6 für 2015 einen Nachfolger in der T-Baureihe als dem wichtigsten Modell ankündigte, betonte gestern das mittelfristige Ziel der Internationalisierung von Produktionsstätten und Produkten. Bei der Vertriebsstruktur gebe es noch große Potenziale in China, Russland und in den USA. Dabei helfe auch die Verzahnung der Nutzfahrzeugmarken im VW-Konzern. Durch die Präsenz in mittlerweile über 100 Märkten könne man Verluste in einzelnen Regionen kompensieren. Das operative Ergebnis der Marke war im ersten Halbjahr um 14 % auf 280 Mill. Euro gestiegen.