Schaeffler peilt den MDax an
Schaeffler zieht es an die Börse: Das Familienunternehmen will rund ein Viertel seiner Aktien platzieren. Die IPO soll dem Zulieferer beim Schuldenabbau helfen. Das Volumen der bei institutionellen Investoren zu platzierenden Vorzugsaktien wird auf etwa 2,5 Mrd. Euro geschätzt.wb Frankfurt – Der nächste Schritt in der Schaeffler-Saga: Der Auto- und Industriezulieferer steht vor einem milliardenschweren Börsengang und geht dabei einen innovativen Weg. Am 5. Oktober will Vorstandschef Klaus Rosenfeld das Debüt am Frankfurter Prime Standard geben und später in den MDax. Der Börsengang “ist ein strategischer Schritt, um die Verschuldung weiter zu reduzieren und die Kapitalstruktur zu verbessern”, begründete er zu Wochenbeginn die Absichten. Schaeffler ist seit 2012 am Bondmarkt aktiv und hat auf der Ebene der AG und der familiären Holding knapp 10 Mrd. Euro eingeworben.Den Schleier über dem Geheimnis des angestrebten Aktienvolumens will Rosenfeld am 28. September mit Veröffentlichung der Preisspanne lüften. Auf Basis eines Ebitda-Multiples von 7 ergäbe sich ein Unternehmenswert von 15,2 Mrd. Euro; ein IPO könnte 2,2 Mrd. bis 3,0 Mrd. Euro generieren, rechnen Analysten.Schaeffler hat vor, 166 Millionen neue und bestehende Vorzugsaktien bei Institutionellen zu platzieren. Sie sollen im Bookbuilding in Europa und Nordamerika angeboten werden. Bis zu 100 Millionen Papiere werden aus der Schatulle der Schaeffler Verwaltungs GmbH, einer Holding der Familie, stammen. Weitere 66 Millionen resultieren aus einer Kapitalerhöhung der AG. Streubesitz von einem ViertelMit Abschluss der Transaktion wird ein Streubesitz von rund 25 % angestrebt, sagte Rosenfeld am Montag. Eigentümer des Unternehmens aus Herzogenaurach sind die Milliardärin Maria-Elisabeth Schaeffler-Thumann und ihr Sohn Georg Schaeffler. Die Gruppe bleibe auch künftig ein Familienunternehmen. Über eine Kommanditgesellschaft auf Aktien zu gehen, habe sich aus steuerlichen Gründen verboten; Georg Schaeffler lebt in den USA.Die angekündigte Transaktion bezeichnet Rosenfeld als einmalig, es sei nicht vorgesehen, weitere Pakete zu platzieren. Die Bindungsfrist betrage sechs Monate. Die Familie Schaeffler kontrolliert auch die Beteiligung von 46 % am Dax-Konzern Continental, dessen Ergebnisse seit der Separierung nicht mehr ins Rechenwerk der Schaeffler AG fließen. Dort aber sind Schulden von netto 6,2 Mrd. zu bedienen; die Eigenkapitalquote lag per Ende Juni bei lediglich 4,4 %. Die Familienholding, die auf Dividendenzahlungen der AG angewiesen ist, steht mit weiteren 3,6 Mrd. Euro brutto in der Kreide. “Wir verschaffen uns so noch mehr finanzielle Flexibilität, um zusätzliche Wachstumschancen zu erschließen”, sagte Rosenfeld. Ziel sei es, die Nettoschulden der AG von jetzt 2,8-mal auf das 1,5-fache operative Ergebnis zu senken. Dazu soll bis 2018 der Cash-flow 1 Mrd. Euro beisteuern. Ratingagenturen haben bereits eine positive Änderung avisiert; noch ist die Bonitätseinstufung mit “Ba3” (Moody’s) und “BB-” (S & P) mit jeweils stabilem Ausblick im Ramschstatus. Rosenfeld setzt auf separate Noten für Holding und AG.Das Kapital der AG besteht aus 500 Millionen Stammaktien (83,3 % des Grundkapitals) und 100 Millionen Vorzügen. Der AG fließen die Erlöse aus der Platzierung der 66 Millionen neuen stimmrechtslosen Aktien zu. Die Schaeffler Verwaltungs GmbH, eine Tochter der INA-Holding Schaeffler GmbH & Co. KG, will im Zuge des IPO ihre Finanzschulden von 3,6 Mrd. Euro neu ausrichten. Ein Konsortium aus Deutscher Bank (left lead), Citi, BoA Merrill Lynch sowie HSBC Trinkaus und Burkhardt hat einen langfristigen Kredit, eine revolvierende Fazilität sowie eine Brückenfinanzierung zugesagt, die mit der Ausgabe neuer Anleihen auf Ebene der Holding abgelöst werden soll. Alle ausstehenden Bonds (Pik Notes) der Finance Holding sollen – wenn das IPO fliegt – vorzeitig abgelöst werden. Im InvestorenkontaktRosenfeld geht es primär um Transaktionssicherheit. Er hat in den vergangenen Wochen mit einem kleinen Team vertrauliche Gespräche mit Institutionellen geführt und sei dabei auf Interesse gestoßen. Es gebe aber keine bindenden Zeichnungszusagen oder finale Festlegungen. Auf das übliche Zwei-plus-zwei-Prozedere mit “Intention to Float” und Analystenresearch sei verzichtet worden. Damit wird eine Prozessbeschleunigung erreicht und die Vorbereitungen blieben unter der Decke. Angestrebt werde die “breite Streuung” der möglichst liquiden Aktie.Rosenfeld versucht Schaeffler eher als Industrieemittenten denn als Autozulieferer zu positionieren, da dort die Bewertungsmultiples höher seien. Schaeffler sei ein Wachstums- und Dividendenwert. Die Anteilseigner sollen 25 bis 35 % des Jahresüberschusses als Ausschüttung erhalten, kündigt er an. Nach einer im Sommer schwächer als erwarteten Marktentwicklung, vor allem im Autogeschäft in China, rechnet Rosenfeld für 2015 mit einem währungsbereinigten Umsatzplus von 4 bis 5 %. Die Profitabilität soll bei 12 bis 13 % vor Steuern und Zinsen herauskommen – ohne Einmaleffekte, wie Kosten für IPO und Restrukturierungen in der Industriesparte.