Schaeffler schwört auf Geduld ein
wb Frankfurt – Für den vor allem in der Präzisionsmechanik tätigen Zuliefererkonzern Schaeffler kommt es knüppeldick: Zusätzlich zu den Herausforderungen, die in der gesamten Industrie und der Autobranche ohnehin gelten, ist das ganz überwiegend vom Verbrennungsmotor abhängige Familienunternehmen noch stärker auf sprudelnden Cash-flow und Innovationen auch mittels M&A angewiesen. Denn Schaeffler konnte erst später als andere infolge der Verschuldung die Herausforderungen der E-Mobilität angehen und größere Zukäufe sind nicht möglich.Doch CEO Klaus Rosenfeld ist davon überzeugt, dass die Präzisionsprodukte des Unternehmens gefragt bleiben und Schaeffler für Branchenprobleme gut gerüstet ist. “Ich und auch unsere Gesellschafter sehen diese Veränderung und Transformation in der Automobilindustrie eher als eine Chance als ein Risiko”, sagte der Chef des Familienunternehmens vor dem Internationalen Club der Frankfurter Wirtschaftsjournalisten (ICFW). Und er will den Zielkonflikt zwischen Innovationen, die mehr finanzielle Mittel erfordern, und Effizienzsteigerungen, die zum Sparkurs lösen: “Diese Gleichzeitigkeit stellt hohe Anforderungen an das Management”, räumt er aber ein. Und dabei ist Geduld gefragt.”Cash-Generierung ist der Schlüssel”, machte er gestern auch auf dem Kapitalmarkttag in Frankfurt klar. Die AG steht mit immerhin 3,2 Mrd. Euro zur Jahresmitte netto in der Kreide, die Familienholding IHO kam zuletzt (Ende März) auf 3,8 Mrd. Euro (in Pik-Notes). Sie wird gespeist aus den Dividenden der Schaeffler AG und von Continental, an der die Familie insgesamt 46 % (6 % auf IHO-Ebene) hält. Für 2018 hatte diese 270 Mill. Euro von der Schaeffler AG und 324 Mill. Euro aus Conti vereinnahmt. Doch bei beiden stehen die Ergebnisse nach Gewinnwarnungen unter Druck und Kürzungen sind möglich. Dazu äußerte sich Rosenfeld vor dem ICFW nicht, betonte aber, dass die AG an der Ausschüttungsquote von 30 bis 40 % festhalte.In den nächsten Monaten droht indes eine Ratingabstufung. Immerhin hatte Rosenfeld mit allem Financial Engineering und operativen Verbesserungen nach fast zehn Jahren ein Investment Grade erreicht. Doch S&P hat der Note “BBB-” jüngst einen negativen Ausblick verpasst, was mit einer Wahrscheinlichkeit von einem Drittel zum Downgrade führt.Auch nach dem Aktienkursrutsch sei nicht an Änderungen in der Kapitalstruktur gedacht, auch ein Rückzug von der Börse sei kein Thema in Herzogenaurach. “Der Kapitalmarkt reagiert sehr schnell, wenn er die Zukunftschancen sieht”, hofft der frühere Dresdner-Bank-Vorstand. Und das Ruhen auf den beiden Beinen Auto und Industrie zahle sich jetzt aus. In Bezug auf M&A bleibe es bei kleineren Zukäufen bis zu 500 Mill. Euro, was den Cash-Erfordernissen geschuldet ist. In Anbetracht des Marktumfelds müsse sich der Vorstand zunehmend die Frage stellen, “ob es Aktivitäten gibt, die wir abgeben wollen”, sagte er.”Die Zulieferindustrie ist sehr vital, wenn wir uns auf unsere Kernkompetenzen fokussieren”, betont Rosenfeld. Sein Szenario sieht nach wie vor so aus, dass im Jahr 2030 jeweils etwa 30 % auf Verbrenner und Batterie entfallen und 40 % auf den Hybridantrieb. “Die Vorstellung, dass morgen keiner mehr Verbrenner fährt, ist genauso irrig wie die Vorstellung, dass alle nur noch elektrisch fahren. Man muss sich auf alle drei Szenarien einstellen.”