Schaeffler überholt Kunden in der Autoindustrie

Refinanzierungen sollen Finanzergebnis verbessern

Schaeffler überholt Kunden in der Autoindustrie

wb Frankfurt – Der Zulieferer Schaeffler wächst deutlich stärker als die Autoindustrie und ist nach einem Sprung im operativen Ergebnis auf Kurs für seine Jahresziele. Allerdings sind die Schulden des mit 6,8 Mrd. Euro brutto in der Kreide stehenden Familienunternehmens in den ersten neun Monaten um 819 Mill. Euro angeschwollen. Netto stiegen die Verbindlichkeiten um 322 Mill. auf knapp 5,8 Mrd. Euro. Schaeffler hat in diesem Jahr bisher zweimal refinanziert – in Mai und Oktober, wobei Letztere sich noch nicht im Rechenwerk niederschlägt.Die Belastungen aus der Mai-Refinanzierung – insbesondere aus Vorfälligkeitsentschädigung plus Zinsen von zusammen 143 Mill. Euro – und aus einer Kartellstrafe über 371 Mill. Euro, die fremdfinanziert wurde, haben im bisherigen Jahresverlauf das Finanzergebnis gedrückt, den freien Cash-flow belastet und die Verschuldung erhöht. Im nächsten Jahr wird es diese Einmaleffekte nicht geben und die positiven Effekte aus der Umschuldung sollen sich dann niederschlagen. So dürfte sich das Finanzergebnis in Richtung – 320 Mill. Euro bewegen nach – 442 Mill. 2013. Zunächst AufwandIm Mai wurden vier Anleihen über 2,0 Mrd. Euro begeben und institutionelle Kredite von 1,5 Mrd. Euro durch neue Tranchen mit günstigeren Konditionen und besserem Fälligkeitsprofil abgelöst. Mitte Oktober hat die Gruppe weitere 1,9 Mrd. Euro refinanziert. Dabei wurden institutionelle Kredite von 1,6 Mrd. Euro sowie Bankdarlehen über 250 Mill. Euro von neuen Kredittranchen abgelöst. Außerdem wurde vereinbart, dass die von Schaeffler gehaltenen Anteile an Continental künftig nicht mehr direkt der Besicherung der Finanzschulden dienen. Die Verpfändung von 17,1 % des Dax-Konzerns ist dabei weggefallen.Damit nicht genug: Auf der Ebene der Schaeffler Verwaltungs GmbH, also der Familie, wurden 1,9 Mrd. Euro refinanziert. Dabei sind Anleihen für 1,25 Mrd. Euro platziert und ein neuer Kreditvertrag über 700 Mill. Euro ist geschlossen worden. Außerdem gab es gesellschaftsrechtliche Veränderungen, mit denen eine Ebene der Eignerkaskade wegfiel.Für das Gesamtjahr bleibt Klaus Rosenfeld, Vorstandschef und in Personalunion weiterhin Finanzvorstand, bei der Prognose eines Erlöszuwachses von währungsbereinigt mehr als 7 %. Operativ erwartet er eine Rendite von 12 bis 13 %; nach neun Monaten lag sie bei 13,5 %, im dritten Quartal waren es 14,1 %.Wachstumstreiber ist nach wie vor die größere Autosparte, deren Umsatz im Sommerquartal um 8,6 % auf 2,2 Mrd. Euro zulegte. Auch das Industriegeschäft gewinnt an Fahrt: In den neun Monaten stieg der Umsatz um 2,7 % auf 2,4 Mrd. Euro, von Juli bis Ende September kam es um 6,2 % auf 804 Mill. Euro voran.Netto sank der Konzernüberschuss nach neun Monaten aufgrund der Sondereffekte um 8,2 % auf 936 Mill. Euro. Im dritten Quartal steht ein Rückgang von 21 % auf 362 Mill. Euro zu Buche. Dies liegt erstens daran, dass sich Schaeffler weniger Gewinn von Conti zurechnen kann. Und zweitens schlagen sich die Kosten für die vorzeitige Ablösung von Anleihen nieder. Aus dem Conti-Anteil werden für neun Monate 548 Mill. nach 682 Mill. Euro gebucht.Weil auch das Industriegeschäft anzog, kletterte das Betriebsergebnis (Ebit) im dritten Quartal um 36 % auf 428 Mill. Euro. Der Umsatz legte um 7,9 % auf 3,0 Mrd. Euro zu. Nach neun Monaten steht ein Plus von 7,1 % zu Buche, ohne Währungseinflüsse wären es 9 % gewesen. Am höchsten fiel das Wachstum in China aus. In Europa spürt Schaeffler die Erholung des Automarktes.