Schiffskrise setzt Mærsk zu

Weltgrößte Reederei fährt zweiten Quartalsverlust in Folge ein - Mehr Geschäft nach Hanjin-Insolvenz

Schiffskrise setzt Mærsk zu

Das Reederei- und Ölkonglomerat A.P. Møller-Mærsk hat mit einem Gewinneinbruch enttäuscht. Die Krise in der Containerschifffahrt sorgte beim Branchenführer Mærsk Line für den zweiten Quartalsverlust nacheinander. Anleger zeigen sich verstimmt.ste Hamburg – Die Krise in der Containerschifffahrt hat A.P. Møller-Mærsk auch im dritten Quartal zugesetzt. Der dänische Konzern verbuchte nach Angaben vom Mittwoch einen Gewinnrückgang verglichen mit der Vorjahresperiode um fast 44 % auf 438 Mill. Dollar. Von Reuters befragte Analysten hatte im Schnitt mit weit geringeren Einbußen auf 490 Mill. Dollar gerechnet. Im September gab der Konzern seine Aufspaltung bekannt mit dem Ziel, sich künftig auf das Transport- und Logistikgeschäft zu konzentrieren und sich innerhalb von 24 Monaten von dem Öl- und ölbezogenen Geschäft zu trennen.Viele Anleger vergrätzte Møller-Mærsk mit dem neuesten Zahlenwerk: Die Aktie des Konzerns, der die Jahresprognose eines gemessen am Vorjahreswert von 3,1 Mrd. Dollar deutlich sinkenden bereinigten Ergebnisses bestätigte, fiel in Kopenhagen in der Spitze um fast ein Zehntel. Auch die Papiere des Hamburger Konkurrenten Hapag-Lloyd, der am 14. November über das dritte Quartal berichten wird, gaben um bis zu 4 % nach und waren damit zeitweise größter Tagesverlierer im SDax. Erwartungen verfehltDie Reedereisparte Mærsk Line verbuchte den zweiten Quartalsverlust in Folge, der sich von Juli bis September auf 116 Mill. Dollar belief – nach einem Gewinn von 264 Mill. Dollar in der gleichen Vorjahresperiode. Analysten hatten einen Quartalsgewinn von 174 Mill. Dollar erwartet. Die Rendite auf das eingesetzte Kapital (ROIC) will Møller-Mærsk durch die Fokussierung auf das Transport- und Logistikgeschäft und damit einhergehende Synergien innerhalb von drei Jahren eigentlich um 2 Prozentpunkte steigern. Durch den Verlust der Reedereisparte im Berichtsquartal fiel sie mit 4,9 (i.V. 7,6) % aber deutlich niedriger aus als noch vor Jahresfrist.Bei Mærsk Line fiel der Umsatz um mehr als ein Zehntel auf rund 5,4 Mrd. Dollar, was mit einem Rückgang der durchschnittlichen Frachtraten im dritten Quartal um 16 % auf 1 811 Dollar pro 40-Fuß-Container begründet wurde. Dieses Minus sei nur teilweise durch einen 11-prozentigen Anstieg des Frachtvolumens kompensiert worden. Der Rückgang der Frachtraten habe alle Fahrtgebiete betroffen, erklärte Møller-Mærsk. Kurzfristig erhöhte NachfrageDer Konzern verwies auf das Marktumfeld, das im Berichtsquartal mit dem Fall der südkoreanischen Hanjin Shipping, der weltweit siebtgrößten Linienreederei, zum ersten großen Insolvenzverfahren in der Containerindustrie seit 30 Jahren geführt habe. Es sei in diesem Zuge zu einer kurzfristig erhöhten Nachfrage nach den Diensten von Mærsk Line im Transpazifik-Verkehr gekommen, fügten die Dänen mit Blick auf die direkten Auswirkungen hinzu. Wegen des limitierten Geschäfts mit Hanjin seien andere Folgen für Mærsk allerdings minimal. Møller-Mærsk verwies auf die Eigenkapitalquote zum 30. September von 55,5 (Ende 2015: 57,3) % und auf Liquiditätsreserven von 11,8 (12,4) Mrd. Dollar. Die Finanzlage des Unternehmens bleibe stark.Der seit dem Sommer amtierende Konzernchef Søren Skou, der nach wie vor auch die Reederei Mærsk Line führt, bezeichnete das Quartalsergebnis als unbefriedigend, betonte aber auch die positive Entwicklung bei Kosten und Geschäftsvolumen. Das gelte auch für Mærsk Line. Zudem seien die Frachtraten im Vergleich mit dem Vorquartal zum ersten Mal seit dem dritten Quartal 2014 wieder gestiegen – um 5,5 %.Konzernweit schrumpften die Erlöse im dritten Quartal um 9,2 % auf knapp 9,2 Mrd. Dollar. Nach neun Monaten steht ein Umsatzrückgang von fast 15 % zu Buche, der Gewinn brach in diesem Zeitraum im Vergleich mit 2015 um fast 80 % auf 780 Mill. Dollar ein.