Schindler bleibt keine Zeit zum Feiern
dz Zürich – Beim Schweizer Aufzug- und Rolltreppenhersteller Schindler wird man das erste Quartal des laufenden Jahres trotz Coronakrise in guter Erinnerung behalten. Mit dem im Februar gefällten Entscheid von Thyssenkrupp, die eigene Aufzugssparte nicht an den finnischen Mitbewerber Kone, sondern an die beiden Finanzinvestoren Advent und Cinven zu veräußern, ist nicht nur dem Verwaltungsratspräsidenten und Ankeraktionär Alfred Schindler ein Stein vom Herzen gefallen.Der Milliardenpoker lag dem Chef des traditionsreichen Familienunternehmens lange auf dem Magen. Bereits im Herbst hatte Schindler in Zeitungsinterviews vor einem schweren Preiskrieg gewarnt, sollte Kone den Zuschlag erhalten und zum mit Abstand größten Anbieter im Weltmarkt aufsteigen. Im Februar, kurz bevor die Würfel endlich fielen, legte Schindler nach und drohte den Finnen mit Kartellklagen und einem zähen juristischen Kampf. Die amerikanische Otis sei seit 100 Jahren die globale Marktführerin und Schindler seit 30 Jahren an zweiter Stelle. “Man darf ruhig davon ausgehen, dass weder Otis noch Schindler sich damit abfinden, verdrängt zu werden”, warnte der Schweizer in Richtung Helsinki.Inzwischen ist das Kriegsbeil wieder begraben, doch von einer Rückkehr zum geruhsamen Alltag kann nicht die Rede sein. Die Coronakrise setzt Schindler zu. Der Umsatz ist im ersten Quartal (auch wechselkursbedingt) um 5,2 % auf 2,4 Mrd. sfr eingebrochen, und die Flaute in der globalen Bauwirtschaft führte zu einem Rückgang der Aufträge um 8,4 % auf 2,7 Mrd. sfr. Das Betriebsergebnis (Ebit) schrumpfte auch aufgrund von Restrukturierungskosten um 21,6 % auf 221 Mill. sfr. Für das Gesamtjahr rechnet Schindler vorerst mit einem Umsatzrückgang um 0 % bis 10 %. Beim Gewinn wird ein Rückgang um etwa 20 % erwartet.