Schlechtes Vorzeichen für Nucera-IPO
Schlechtes Vorzeichen für Nucera-IPO
Britischer Konzern WE Soda begründet Absage des Börsengangs mit „extremer Vorsicht der Investoren“
cru Frankfurt
Nach einer langen Flaute wagen sich gerade erst wieder Börsenkandidaten aus der Deckung. Doch kaum hat die Thyssenkrupp-Wasserstofftochter Nucera ihren Börsengang angekündigt – da gibt es auch schon den ersten Dämpfer für die hochfliegenden Pläne. Der britische Chemiekonzern WE Soda bläst sein IPO in London ab und begründet dies mit „extremer Vorsicht der Investoren“.
Damit sinkt die Zahl der gerade laufenden europäischen Börsengänge auf fünf – den staatlichen rumänischen Stromkonzern Hidroelectrica, den britischen Anbieter grenzüberschreitender Zahlungen CAB Payments, die italienische Behörden-Digitalisierungsfirma Maggioli, die norwegische Versorgungsreederei DOF Group und Nucera. CAB hat am Donnerstagmorgen bekräftigt, die IPO-Pläne weiterzuverfolgen, und strebt eine Bewertung von bis zu 1 Mrd. Pfund an.
Auch der auf Bergbau spezialisierte Spac (Special Purpose Acquisition Company) ACG Acquisition startet mit der Übernahme von zwei Minen in Brasilien ein Re-IPO in London mit dem Ziel, bis zu 300 Mill. Dollar einzusammeln. Und das Mailänder Debüt des Bootsherstellers Ferretti mit 260 Mill. Euro Volumen steht unmittelbar bevor.
Gute Bewertung wackelt
Nun wackeln alle Börsengänge, die sich noch in der Vorvermarktung befinden. Mit dem Flop der Absage des WE-Soda-IPO sinken auch die Chancen auf eine gute Bewertung für die deutsche Wasserstofffirma Nucera. „Im Moment ist kein gutes IPO-Fenster – und wenn, dann klappt es nur über den Preis“, sagt ein deutscher Banker. Das Unternehmen selbst erhofft sich einen Erlös von 500 Mill. bis 600 Mill. Euro. Auch der Mutterkonzern Thyssenkrupp (66%) und der italienische Minderheitsaktionär De Nora (34%), ein Zulieferer der Wasserstoffindustrie, wollen Nucera-Aktien abgeben.
Als weltweit größter Hersteller von Soda für Glas wollte WE Soda mit rund 7,5 Mrd. Dollar bewertet werden. Doch das Unternehmen, das vom türkischen Medienmogul Turgay Ciner kontrolliert wird, war nicht in der Lage, die Investoren dazu zu bringen, einer Bewertung zuzustimmen, „die unserer Meinung nach unsere einzigartigen Merkmale widerspiegelt“. „Die Realität sieht so aus, dass die Investoren, insbesondere in Großbritannien, dem IPO-Markt nach wie vor äußerst zurückhaltend gegenüberstehen“, sagte CEO Alasdair Warren.
Banker zögern, eine Bewertung für Nucera zu nennen, verweisen aber auf Berichte, die eine Marktkapitalisierung von 3 Mrd. bis 4 Mrd. Euro nahelegen. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) belief sich in der ersten Hälfte des Geschäftsjahres gerade einmal auf 13,3 Mill. Euro. Das Syndikat besteht aus nur zwei globalen Koordinatoren, Citigroup und Deutsche Bank. Weitere Konsortialführer sind Commerzbank, Societe Generale und Unicredit/Kepler Cheuvreux. Credit Agricole, IMI Intesa Sanpaolo und Santander sind Co-Lead-Manager.
Auch wenn die Energiewende ein beliebtes Thema ist, führt sie nicht unbedingt zu einem Ansturm von Investoren. Die französische Haffner Energy, die ebenfalls Wasserstoff-Technik bietet, schloss das IPO im Februar 2022 mit einem Volumen von 71,7 Mill. Euro ab. Der Kurs fiel seither von 8 Euro auf 2 Euro.
Kaum hat die Thyssenkrupp-Wasserstofftochter Nucera ihren Börsengang angekündigt, gibt es den ersten Dämpfer. Der britische Chemiekonzern WE Soda bläst sein IPO ab. Damit sinkt die Zahl der gerade laufenden europäischen Börsengänge auf fünf. Nun wackeln alle Börsengänge, die noch in der Vorvermarktung sind.