Schlüsseljahr für Durchbruch der E-Mobilität

Studie: Deutschland bei Absatz von Elektroautos erstmals führend in Europa - Rückgang in China und USA

Schlüsseljahr für Durchbruch der E-Mobilität

ste Hamburg – Deutschland ist 2019 gemessen an den Neuzulassungen mit rund 109 000 Fahrzeugen an die dritte Stelle unter den derzeit weltweit größten Absatzmärkten für Elektromobilität aufgerückt. Der Abstand zu den größten Absatzmärkten China und USA ist nach wie vor deutlich, auch wenn die Zahl der Neuzulassungen von reinen Elektro- sowie von Plug-in-Hybridfahrzeugen dort im vergangenen Jahr schrumpfte. Zudem liegen die aktuellen Absatzzahlen in Deutschland noch weit entfernt von den aktuellen Mittelfristzielen der Bundesregierung: In zehn Jahren – 2030 – soll es nach den Vorstellungen in Berlin sieben bis zehn Millionen zugelassene Elektrofahrzeuge auf deutschen Straßen geben.Wie das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) ermittelt hat, nahm der Absatz von Elektro-Pkw in Deutschland im vergangenen Jahr um gut 75 % auf 63 281 Fahrzeuge und von Plug-in-Hybriden um über 44 % auf 45 348 Fahrzeuge zu. Ihr jeweiliger Anteil an den 2019 insgesamt in Deutschland neu zugelassenen Autos ist aber mit 1,8 bzw. 1,3 % nach wie vor gering. Der Anteil benzingetriebener Pkw etwa lag 2019 bei über 59 %, der Dieselanteil bei 32 %.Verglichen mit 2018 erhöhte sich die Anzahl der E-Autos aber um 60 % von 68 000. Damit wurden – wie das Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach festgestellt hat – erstmals in einem Jahr mehr Elektroautos in Deutschland verkauft als in Norwegen, wo die Zahl der neu zugelassenen E-Autos 2019 auf 80 000 (i.V. 73 000) anstieg. Der bisherige Absatzspitzenreiter in Europa kommt freilich mit knapp 56 (i.V. 49) % weiterhin auf den weltweit mit Abstand höchsten E-Fahrzeug-Marktanteil.Mit dem Anstieg des E-Auto-Absatzes nahm der Abstand Deutschlands zum weltweit Leitmarkt für E-Mobilität, China, zumindest leicht ab. Dieser schrumpfte 2019 – bei insgesamt gesunkenen Fahrzeugneuzulassungen im weltgrößten Automarkt – erstmals in einem Jahr um 4 % auf 1,2 Millionen Fahrzeuge. Eine Folge der reduzierten E-Auto-Förderung Mitte des Jahres, wie es in der CAM-Jahresstudie heißt. Weitere Kürzungen der Förderungen für die sogenannten New Energy Vehicles (NEV) im Jahr 2020 soll es nicht geben – das erklärte Chinas Industrieminister Miao Wei zumindest in der vorigen Woche. Auch in den USA ging 2019 der Absatz von Elektrofahrzeugen zurück – erwartet wird ein Minus von 10 % auf 324 000.Das CAM geht davon aus, dass nach 2019 – einem “Übergangsjahr der E-Mobilität” – im laufenden Turnus aufgrund regulatorischer Anforderungen und neuer Fahrzeugmodelle vor allem in Europa mit starken Zuwächsen bei Elektrofahrzeugen zu rechnen sei. 2020, einem Schlüsseljahr der Autobranche für den Umbruch vom Verbrennungs- zum Elektroantrieb, greift erstmals der von der EU vorgegebene Kohlendioxid-Flottengrenzwert von 95 Gramm CO2 je Kilometer. Als Hoffnungsträger für den Durchbruch der E-Mobilität gilt in Deutschland vor allem der Kompaktwagen ID3, den VW im Sommer einführen will.Die Unternehmensberatung Boston Consulting Group (BCG) erwartet, dass der Anteil von E-Autos an den weltweiten Neuzulassungen bis 2030 auf 51 % ansteigen wird (vgl. BZ vom 16. Januar). Als wesentliche Faktoren für das erwartete Wachstum werden in einer Studie sinkende Betriebskosten für Konsumenten und größere Anreize für die Industrie, E-Autos zu bauen, genannt – so durch staatliche Regularien oder fallende Batteriepreise. Die 29 größten Autohersteller planen demnach derzeit, in den nächsten zehn Jahren über 300 Mrd. Dollar in die Produktion von E-Autos zu investieren. Bis 2025 sei mit etwa 400 neuen Modellen zu rechnen. Dabei erwartet BCG regionale Wachstumsunterschiede: In China dürfte der E-Auto-Markt aufgrund staatlicher Initiativen bis 2030 am stärksten zulegen, gefolgt von Europa und den USA.