Schott nimmt Übernahmeziele ins Visier
scd Mainz – Der Spezialglashersteller Schott hat den Umsatz im Ende September abgelaufenen Geschäftsjahr trotz Gegenwind von der Währungsseite um 1,5 % gesteigert und mit 208 Mill. Euro einen Rekordgewinn eingefahren. Um Wechselkurseffekte bereinigt erlöste Schott 6,3 % mehr und landete damit am oberen Ende der eigenen Prognose. Auch im laufenden Turnus sieht der Vorstandsvorsitzende Frank Heinricht Schott auf Wachstumskurs. Der Vorstand rechnet wieder mit einem Anstieg des Konzernumsatzes von 3 bis 6 % und peilt eine Ausweitung der Investitionen an – nach 185 Mill. Euro im vergangenen Jahr sollen es nun 300 Mill. Euro sein.Als Investitionsschwerpunkte nannte er Kapazitätserweiterungen der Werke in St. Gallen (Schweiz) und Mühlheim (Deutschland), wo Polymerspritzen hergestellt werden. An der Produktion an den Hochlohnstandorten halte Schott gerne fest, da die Personalkosten bei dem Produkt weniger als ein Zehntel der Gesamtkosten ausmachten und die Qualifikation der Mitarbeiter hier wichtiger als die absolute Höhe der Lohnkosten sei. Auch in Indien, China und im Mainzer Stammwerk werde in den Ausbau investiert.Die wachsende Unsicherheit um den Austritt Großbritanniens aus der EU bremst die Investitionsfreude des Mainzer Unternehmens nicht. Ein harter Brexit werde Schott, die global breit aufgestellt ist (siehe Grafik), kaum direkt treffen – weder auf der Produktions- noch der Umsatzseite, versichert Heinricht. Allerdings lasse sich nur schwer abschätzen, inwiefern man Sekundär- oder gar Tertiäreffekte spüren werde, die von Kunden bzw. deren Kunden ausgehen.Stark entwickelt hatte sich zuletzt neben den Bereichen Pharmaglas und Glaskeramik-Kochflächen auch das Geschäft mit Coverglas für Smartphones, in das Schott wieder eingestiegen war. Von nichts kommend habe man auf Anhieb einen zweistelligen Millionenerlös erzielt, so Heinricht. Schott arbeitet weder mit Apple noch Samsung zusammen. In dem Markt habe man chinesische Partner, erklärte der Vorstandsvorsitzende, ohne Namen zu nennen. Die chinesischen Anbieter Xiaomi und Huawei hatten in dem Markt zuletzt kräftig Anteile gewonnen.Schott hält laut Finanzvorstand Jens Schulte weiter Ausschau nach passenden Zukäufen. “Unsere Nettoliquidität ist mit 114 Mill. Euro sehr komfortabel, muss aber nicht immer positiv sein.” Sie zeige aber, dass Schott finanziell gut aufgestellt sei, auch größere Akquisitionen zu tätigen. Wenn man über einen Zukauf in ein angrenzendes Spezialglas-Segment einsteige, dann peile man auf Anhieb eine Top-3-Position an, sagte Schulte. Typischerweise kämen derartige Unternehmen auf bis zu 150 Mill. Euro Umsatz. Finanzierungsseitig hat Schott im vergangenen Jahr erstmals einen digitalen Schuldschein aufgelegt. Der Test sei ausgesprochen erfolgreich verlaufen, resümierte Schulte. Binnen 24 Stunden seien die angebotenen 30 Mill. Euro platziert gewesen, so dass das Instrument, bei dem man gegenüber dem klassischen Schuldschein etwa die Hälfte der Transaktionskosten spare, auch in Zukunft zum Einsatz kommen werde. Bei einer größeren Übernahme könne der digitale Schuldschein allerdings nur ein kleiner Teil im Finanzierungsmix sein.