ABB

Schrumpf dich schön

Gut fünf Jahre hat sich Ulrich Spiesshofer an der Spitze des Schweizer Elektrotechnikkonzerns ABB Zeit gelassen. Lange hat er dem Druck des schwedischen Aktivisten Cevian widerstanden, der mit seinem 5-Prozent-Anteil Druck machte und schon vor...

Schrumpf dich schön

Gut fünf Jahre hat sich Ulrich Spiesshofer an der Spitze des Schweizer Elektrotechnikkonzerns ABB Zeit gelassen. Lange hat er dem Druck des schwedischen Aktivisten Cevian widerstanden, der mit seinem 5-Prozent-Anteil Druck machte und schon vor Jahren eine Abtrennung der renditeschwachen Stromnetze forderte.Kurz vor Jahresschluss holt der CEO des Erzrivalen von Siemens und General Electric dann doch noch zum Befreiungsschlag aus. Die Stromnetzsparte geht an Hitachi. Nicht weniger als “eine neue ABB” will er jetzt schaffen, einen “auf digitale Industrien fokussierten Technologieführer”.Um große Worte ist der deutsche ABB-Chef, der die langfristig denkende schwedische Industriellenfamilie Wallenberg mit gut 10 % hinter sich weiß, ja nie verlegen. Auf den ersten Blick wird jedoch lediglich das um die Stromnetze verringerte Portfolio ein wenig neu sortiert. Auf den zweiten Blick ist allerdings erkennbar, dass der ehemalige Unternehmensberater für den neuen Zuschnitt von ABB eher die Kettensäge zur Hand nimmt als die Baumschere.Die traditionsreiche Matrixstruktur mit Regional- und Länderzuständigkeiten fällt weg. Geplant ist auch, dass die vier neuen Sparten – Elektrifizierung, Industrieautomation, Robotik und Elektromotoren – künftig wie eigenständige Unternehmen agieren. Damit erhöht der ABB-CEO den Druck auf die Spartenchefs und schafft Raum für weitere Portfolioschnitte.So trägt ABB genau wie Siemens und General Electric den Forderungen von Investoren Rechnung, die Konglomeraten und konzerninterner Quersubventionierung den Kampf ansagen. Spiesshofer muss handeln. Seit seinem Amtsantritt vor einer halben Dekade kam die ABB-Aktie kaum vom Fleck. Indirekt räumen die Schweizer selbst ein, dass der Konzern zu kompliziert, zu weit weg vom Kunden, zu langsam, zu ertragsschwach und zu stark auf alternde Geschäftsfelder ausgerichtet ist. Dass sich ABB erst jetzt mit aller Konsequenz daran machen will, das zu ändern – geschenkt.Ein Armutszeugnis aber ist es für jedes Topmanagement, wenn eine Neuausrichtung Abbau statt Aufbau bedeutet. Schrumpf dich schön: ABB kündigt an, den Nettoerlös aus dem Stromnetze-Verkauf von knapp 8 Mrd. Dollar voll per Aktienrückkauf an die Aktionäre zurückzugeben.Das kann eigentlich nur zweierlei bedeuten: erstens, dass ABB unter Spiesshofer keine Ideen zur Verwendung von 8 Mrd. Dollar hat. Zweitens, dass die Aktionäre, allen voran Wallenberg und Cevian, anderen eher zutrauen, ihr Geld zu mehren.