Einzelhandel

Schuhhandel beklagt Filialschließungen

Die Lage in der Schuhhandelsbranche bleibt angespannt: Nach den Insolvenzen von Reno und Görtz rechnet der Branchenverband BTE mit weiteren Filialschließungen.

Schuhhandel beklagt Filialschließungen

Schuhhändler in schwierigem Fahrwasser

Branchenverband beklagt 500 Filialschließungen – Insolvenzen von Görtz und Reno hinterlassen Spuren

sar Frankfurt

Beim Schaufensterbummel das nächste Paar Lieblingsschuhe entdecken – das könnte schwieriger werden. Denn die Zahl der Schuhhändler geht weiter zurück. Der Handelsverband Textil Schuhe Lederwaren (BTE) schätzt, dass die Zahl der Schuhgeschäfte sich seit Jahresbeginn um rund 500 auf etwa 9.500 Läden verringert habe, berichtet die Nachrichtenagentur dpa-afx.

Neben der Kaufzurückhaltung der Kunden tragen auch gestiegene Kosten für Personal, Energie und Mieten zu der Schieflage bei. Laut BTE-Hauptgeschäftsführer Rolf Pangels dürfte die Marktbereinigung im Schuhhandel sich im weiteren Jahresverlauf fortsetzen.

Filialen von Görtz und Reno fehlen

Ein beträchtlicher Teil an Filialschließungen entfällt auf die beiden wohl bekanntesten Restrukturierungsfälle der Schuhbranche, Görtz und Reno. Von den vormals 180 Reno-Filialen wurden rund zwei Dutzend an die Kienast-Gruppe verkauft, einige einzelne Standorte gingen noch an kleinere Filialisten. Etwa 150 Geschäfte mussten schließen.

Der Schuhhändler Görtz hatte bei Einleitung des Eigenverwaltungsverfahrens im vergangenen September noch rund 160 Filialen, zuletzt war von weniger als der Hälfte die Rede. Von den einst 1.800 Stellen in Filialen, Vertrieb und Logistik bleiben nach dem Verkauf an den im zweiten Anlauf gefundenen Investor Bolko Kissling noch 650 erhalten.

Auch die zur Ara AG gehörenden Ketten Salamander und Klauser Schuhe meldeten kurz vor dem Jahreswechsel jeweils Eigenverwaltungen im Wege eines Schutzschirmverfahrens an, insgesamt gut 93 Filialen in Deutschland sind betroffen. Bislang ist hierzulande erst von einzelnen Standortschließungen zu hören. In Österreich dagegen meldete Salamander kürzlich die Schließung sämtlicher Filialen.

Inflation drückt auf die Stimmung

Dabei gibt es laut Branchenverband BTE auch Gegenbeispiele: Unternehmen wie Deichmann hätten im vergangenen Geschäftsjahr gute Umsätze erzielt und teilweise das Vor-Corona-Niveau wieder übertroffen, heißt es in einer Mitteilung. Der BTE geht davon aus, dass der stationäre Schuhhandel das erste Halbjahr 2023 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum im Schnitt mit einem höheren einstelligen Umsatzplus abgeschlossen hat. Allerdings war das Vergleichshalbjahr durch Corona-Beschränkungen und den Ausbruch des Kriegs in der Ukraine gekennzeichnet.

Hinzu kommt: Das nominale Umsatzwachstum kommt bei vielen stationären Schuhhändlern nicht an. Preisbereinigt um die Inflation seien die allermeisten Geschäfte nur knapp im Plus oder lägen sogar im Minus, bilanziert der BTE.

Stationärer Handel gewinnt Marktanteile

Gegenüber dem Onlinehandel sehen sich die stationären Händler wieder im Aufwind: Während zu Pandemie-Zeiten mehr als die Hälfte der Umsätze auf Online-Schuhkäufe entfielen, lagen im ersten Halbjahr laut BTE mehr als zwei Drittel bei stationären Händlern. Zunehmende Filialschließungen dürften diesem Trend jedoch entgegenstehen.

Den Umsatzanteil des Onlinehandels gibt der Verband mit 18% an, auf Warenhäuser entfielen 17%. Insgesamt verzeichnete die deutsche Schuhindustrie laut dpa-afx im ersten Halbjahr ein Umsatzplus von 5,4% auf 1,17 Mrd. Euro.

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