Schuldenberg der Lufthansa wächst wohl gewaltig
Von Lisa Schmelzer, FrankfurtDie Lufthansa ist auf die Staatshilfe angewiesen, für die seit Donnerstag die Eckpunkte bekannt sind, denn das Unternehmen verbrennt stündlich 1 Mill. Euro cash. Doch für die Zeit nach der Coronakrise ist das Geld aus Berlin auch eine große Bürde, denn die Verschuldung der Lufthansa wird deutlich in die Höhe schnellen. Zusammenkommen könnten Finanzschulden von 25 Mrd. Euro, inklusive Pensionslasten und eigenkapitalähnliche Mittel wie die stille Beteiligung des Bundes. Diese Aussichten belasteten am Freitag auch den Aktienkurs der Lufthansa, der am Nachmittag ins Minus drehte. Anleger können davon ausgehen, dass die Lufthansa über Jahre keine Dividende zahlen kann bzw. wegen der Auflagen für die Staatshilfe nicht darf.Das Konzept der Bundesregierung, dem der Vorstand und Aufsichtsrat der Lufthansa in den kommenden Tagen noch zustimmen müssen, sieht Finanzhilfen von bis zu 9 Mrd. Euro vor. 3 Mrd. Euro kommen als Kredit von der KfW. Über eine Kapitalerhöhung steigt der Staat mit 20 % bei der Airline ein. Weitere Teile des Pakets sind eine stille Einlage des Bundes in Höhe von geschätzt rund 5 Mrd. Euro sowie eine Wandelanleihe über 5 % der Anteile plus eine Aktie (vgl. BZ vom 22. Mai).Auf die rund 25 Mrd. Euro Finanzschulden, mit denen die Lufthansa demnächst beladen wäre, kommen die Analysten mit folgender Rechnung: Zum Jahresende 2019 wies die Lufthansa Finanzverbindlichkeiten von knapp 8,4 Mrd. Euro aus. Bereits bewilligt wurde ein größtenteils staatlich verbürgter Kredit über 1,4 Mrd. Euro in der Schweiz, dazu könnten insgesamt gut 1 Mrd. Euro für die Lufthansa-Töchter in Belgien und Österreich kommen, über die derzeit noch verhandelt wird. Werden dann noch die Pensionslasten von derzeit knapp 6,7 Mrd. Euro hinzugerechnet, kommt man vor der deutschen Staatshilfe schon auf rund 17,5 Mrd. Euro Schulden. Die stille Einlage muss ebenso zurückgezahlt werden wie der KfW-Kredit, so dass man das inklusive auf über 25 Mrd. Euro käme.Das Rückführen der Verschuldung dürfte indes zumindest in den kommen drei Jahren schwerfallen. Branchenweit wird erst nach 2023 mit einem Flugverkehr auf Vorkrisenniveau gerechnet. Erst dann dürfte auch Lufthansa wieder verlässlich Cash-flow generieren. Die Airline selbst geht davon aus, dass das Unternehmen deutlich schrumpfen muss. Ziel sei es, wieder Kapitalmarktfähigkeit zu erlangen, heißt es bei Lufthansa.2018 und 2019 erwirtschaftete der Konzern jeweils über 4 Mrd. Euro operativen Cash-flow. Davon floss ein Großteil in Investitionen, vor allem in Flugzeuge. Auch dafür dürfte die Lufthansa künftig deutlich weniger Geld haben, auch wenn es am Freitag Spekulationen darüber gab, die Bundesregierung habe die Staatshilfe an die Bedingung geknüpft, dass Lufthansa alle bei Airbus bestellten Flieger abnimmt.Noch prüfen Vorstand und Aufsichtsrat die Vorschläge aus Berlin, doch viel Zeit für Nachbesserungen bleibt nicht, da die liquiden Mittel schwinden. Unternehmenskenner gehen davon aus, dass in der nächsten Woche eine Einigung erzielt wird und dann die Einladung für die außerordentliche Hauptversammlung rausgeht, auf der die Kapitalerhöhung genehmigt werden muss.