Schuldscheinmarkt prosperiert auch dieses Jahr

Bislang über 12,5 Mrd. Euro - Renaissance der Bonität: Im Schnitt Investment Grade - Längere Laufzeiten

Schuldscheinmarkt prosperiert auch dieses Jahr

wb Frankfurt – Der Schuldschein als Finanzierungsinstrument floriert. Jüngstes Beispiel: ElringKlinger hat sich dank starker Investorennachfrage mit Überzeichnung 200 Mill. Euro auf die Bilanz gelegt – mit Laufzeiten über fünf, sieben und zehn Jahre. Damit sollen in erster Linie Konzernverbindlichkeiten refinanziert werden, wie der Autozulieferer aus dem Schwäbischen mitteilt, der an dem Markt debütiert. Die Verzinsung wird mit im Schnitt 1,23 % angegeben. Ursprünglich hatte CFO Thomas Jessulat lediglich 100 Mill. Euro angepeilt. Das Darlehen wurde von regionalen Genossenschaftsbanken und Sparkassen sowie Privatbanken im In- und Ausland gezeichnet. Arrangeur ist die LBBW.Nach einer Analyse des Beratungshauses Capmarcon erreichte das Volumen an Schuldscheinen im ersten Halbjahr mit 12,5 Mrd. Euro das Niveau der Vorjahresperiode; 2016 war Rekordjahr für diesen Markt. Das ausstehende Gesamtvolumen an Schuldscheindarlehen stieg auf 95 Mrd. Euro. Bemerkenswert: Die Bonitäten der Kreditnehmer verbesserten sich im zweiten Quartal, und neue Darlehen haben durchschnittlich Investment Grade. Für “BBB” liege die Verzinsung auf fünf Jahre bei 0,45 und für “BB” bei knapp 1,5 %.Die LBBW als einer der größten Arrangeure auf dem Markt erhöht ihre Jahresprognose. Bisher gingen die Banker für 2017 von einem Volumen von 20 Mrd. bis 25 Mrd. Euro aus. Nach der starken ersten Hälfte rechnen sie nun mit 25 Mrd. Euro. Nach einem etwas schwächeren ersten Quartal hat das zweite Quartal an Fahrt aufgenommen und das Volumen des ersten Quartals wie auch das Vorjahresquartal spürbar übertroffen. “Die Rahmenbedingungen erscheinen weiterhin positiv, das gute Konjunkturwachstum sowie niedrige Zinsen dürften unverändert positiv für die Angebots- wie die Nachfrageseite wirken”, heißt es in Stuttgart. Positiv könne sich auswirken, dass die Märkte zunehmend steigende Zinsen erwarten – wenn auch nur langsam. Dies könne Unternehmen dazu bewegen, verstärkt Mittel aufzunehmen, um sich die niedrigen Zinsen längerfristig zu sichern. Für diese These spreche auch, dass sich die Laufzeiten am Schuldscheinmarkt verlängern.Vor allem der Anteil zehnjähriger Verbindlichkeiten nimmt laut Capmarcon zu. “Die Attraktivität des Schuldscheins lässt ein wiederholt starkes Gesamtjahr vermuten”, resümiert Hans-Werner Grunow von Capmarcon. Weniger JumbosNach Einschätzung der Ratingagentur Scope haben erstmals nicht-deutsche Emittenten die Hälfte der mehr als 70 Deals in den ersten sechs Monaten beigetragen. Der durchschnittliche Leverage von 2,7-mal lasse darauf schließen, dass der Markt in gesunder Verfassung sei. Die Analysten fragen sich allerdings, ob die niedrigen Verzinsungen noch die Illiquidität dieses Segments angemessen reflektierten.Die Volumina sind kleiner als in den Semestern zuvor. Nach mehreren “Jumbos” in der ersten Hälfte 2016 kommt mit Kion 2017 lediglich ein Emittent der Milliardenmarke nahe. Damit nähert sich der Markt laut LBBW wieder Strukturen an, die vor dem Boom 2016 vorherrschten. Das Volumen und damit die Marktbreite sei allerdings inzwischen weitaus höher. Die volumengewichtete Laufzeit aller im Halbjahr platzierten Schuldscheine stieg laut Capmarcon leicht auf sieben Jahre. Der Anteil von Scheinen über zehn Jahre sowie unter fünf Jahre sei weniger üblich.