Telekommunikationskonzern

Schutzschild für Telefónica

Ein spanisches Gesetz, das Firmen aus strategisch wichtigen Bereichen vor unerwünschten Übernahmen schützt, wurde nun von der Regierung in Madrid um ein Jahr verlängert.

Schutzschild für Telefónica

ths Madrid

Die spanische Regierung hat den Schutz der heimischen Konzerne in strategischen Bereichen vor unerwünschten Übernahmen um ein Jahr verlängert. Das Kabinett beschloss, ein entsprechendes Ge­setz bis Ende 2022 anzuwenden. Die Maßnahme war im März 2020 nach Ausbruch der Pandemie getroffen worden, aus Sorge vor opportunistischen Zugriffen auf die an der Börse schwächelnden Unternehmen. Die Regierung muss demnach einem Kauf von mehr als 10 % der Anteile eines Konzerns oder einer Investition ab 500 Mill. Euro ihre Zustimmung geben.

Die Verlängerung dieser Art goldener Aktie zielt auf Telefónica. Die Aktie von Spaniens führendem Telekommunikationskonzern hatte am Montag einen Sprung von über 6% gemacht, nachdem das Übernahmeangebot des Finanzinvestors KKR für Telecom Italia bekannt geworden war. Doch die Entscheidung zur Ausdehnung des Schutzschildes hat die Aktie seit Dienstag wieder einbrechen lassen.

Wie Telecom Italia kämpft auch Telefónica seit langem mit einem niedrigen Aktienkurs. Das Unternehmen hat eine Marktkapitalisierung von knapp 23 Mrd. Euro, weit entfernt von den 100 Mrd. Euro, die es vor Ausbruch der Finanzkrise 2008 einmal wert war. Der Vorstand um den Vorsitzenden José María Álvarez-Pallete hat zuletzt große Anstrengungen unternommen, um Telefónica wieder attraktiver zu machen. So wurden die hohen Schulden bis Ende September im Vergleich zum Vorjahr um 32 % auf rund 25 Mrd. Euro reduziert, dank Verkäufen und der Fusion der Tochter in Großbritannien mit Liberty.

Im Januar hatten die Spanier Mobilfunktürme an den Infrastrukturbetreiber American Tower veräußert. Bei der Vorlage der Quartalszahlen Anfang November hatte der CEO Ángel Vilá einen Verkauf des Glasfasernetzes in Spanien, über den in den letzten Monaten viel spekuliert wurde, nicht mehr grundsätzlich ausgeschlossen, obwohl es sich um ein „strategisch wichtiges Geschäftsfeld“ handele.

Die Aktiva in der Infrastruktur der Telekomkonzerne sind in den Augen vieler Finanzinvestoren wie KKR sehr attraktiv, da sie oft im Aktienkurs des Gesamtkonzerns unterbewertet werden. KKR hält bereits 40 % an Telxius, der Tochter von Telefónica für Telefonmasten.

Ähnlich wie Telecom Italia kämpft auch Telefónica mit schwindenden Margen auf dem Heimatmarkt, wo der Wettbewerbsdruck weiterhin hoch ist. Dafür machen die Spanier Gewinne in einigen ihrer Auslandsmärkte, vor allem in Brasilien.

Die spanische Regierung hat seit Inkrafttreten der Sonderregelung für Übernahmen den Einstieg des aus­tralischen Finanzinvestors IFM beim Energieversorger Naturgy unter Auflagen genehmigt, wie auch den Kauf des Telefonanbieters Másmóvil durch Investoren, darunter KKR.

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