Schwache US-Quartalssaison erwartet

Pessimistische Vorabberichte auf Rekordniveau - Kurs-Gewinn-Verhältnisse preisen hohes Wachstum ein

Schwache US-Quartalssaison erwartet

Selten lag die Aufmerksamkeit der Investoren vor dem Auftakt einer US-Quartalssaison so wenig auf den Aussichten für die Unternehmen. Nachdem die Fed-Anleihekäufe weitergehen, drückt nun der Haushaltsstreit auf die Stimmung am Markt.Von Sebastian Schmid, New YorkDie Stimmung am US-Aktienmarkt trübt sich in diesen Tagen weiter ein. Seit Mitte Februar hat der US-Leitindex S & P 500 gut 2,5 % an Wert eingebüßt. Doch an der anstehenden Berichtssaison zum dritten Quartal 2013 liegt das nicht. Vielmehr drücken der andauernde Haushaltsdisput und der Streit um die Erhöhung des Schuldenlimits auf die Stimmung an der Wall Street.Dabei taugen auch die Aussichten der US-Unternehmen als Depressiva-Ersatz. Laut Finanzinformationsdienst Factset haben von 108 S & P-500-Unternehmen 89 negative Vorabberichte veröffentlicht und nur 19 eine positive Vorausschau auf die Zahlen gegeben. Mit einem Faktor von 4,7 überwiegen die schlechten Nachrichten damit die guten so sehr wie noch nie zuvor seit Beginn der Datenerhebung 2006. Viele Firmen warnen die Analysten bereits davor, dass die ohnehin schon oft bescheidenen Konsensschätzungen zu hoch ausfallen.Für Investoren muss das zwar nicht schlecht sein. Im zweiten Quartal dieses Jahres war ein Rekordanteil negativer Vorabberichte gezählt worden, ohne dass dies auf die Aktienentwicklung durchschlug. Im ersten Halbjahr sind die Ergebnisse der großen US-Aktiengesellschaften im Schnitt nur um 5 % gewachsen. Der S & P 500 verteuerte sich indes um fast 19 %. Kurs und Ergebnis der Unternehmen können sich aber nicht endlos in unterschiedlichen Geschwindigkeiten entwickeln.Schon heute ist das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) im US-Leitindex mit 16,5 historisch auf erhöhtem Niveau. Das suggeriert eine überdurchschnittlich starke Gewinnentwicklung derzeit oder in der nahen Zukunft. Bei Ergebnissteigerungen im niedrigen einstelligen Prozentbereich mit fallender Tendenz ist eine Besserung jedoch nicht in Sicht – auch weil der Umsatz sogar noch schwächer zulegt und den Konzernen langsam die Möglichkeiten ausgehen, das Gewinnwachstum durch Sparmaßnahmen zu beschleunigen. Ausgerechnet jetzt wäre allerdings eine Wachstumsbeschleunigung für die Kursentwicklung besonders bedeutend. In den vergangenen Monaten haben die Kurse davon profitiert, dass sich das KGV vom Ende des vergangenen Jahres kräftig gesteigert hat. Angesichts des erhöhten Niveaus ist hier allerdings nicht mehr viel Spielraum gegeben. Nun müssen die Gewinne steigen, um die Kurse zu treiben. Doch wo soll das Gewinnwachstum herkommen?Den Auftakt zur Quartalssaison im S & P 500 will am heutigen Dienstag der Aluminiumkonzern Alcoa machen und könnte darüber erste Aufschlüsse geben. Der größte US-Produzent des Leichtmetalls ist zwar erst vor wenigen Wochen aus dem Schwergewichte-Index Dow Jones Industrial geflogen, gilt aber wegen seiner in vielen Branchen und auf allen Kontinenten zu findenden Kunden noch immer als Indikator für die Entwicklung der Weltkonjunktur. In den vergangenen 14 Tagen haben die Analysten von Dahlman Rose, Deutsche Bank und Morgan Stanley die Alcoa-Aktie herabgestuft.Auch die Autobauer Ford und GM könnten schwächer abschneiden als mancher erwartet, nachdem der US-Automarkt im September einen enttäuschenden Absatzrückgang erlebt hat. Zunehmend hoffen US-Firmen und -Anleger daher auf eine Erholung in Europa. Zwar rechnet niemand mit großen Sprüngen auf dem alten Kontinent. Aber nachdem sich die Wachstumsaussichten in den USA zunehmend eintrüben, soll eben eine etwas weniger schwache Entwicklung in Europa den Tag retten. Damit könnten auch internationalere US-Firmen wieder in den Vordergrund drängen. Deren internationale Ergebnisse hatten im ersten Halbjahr im Schnitt um ein Zehntel nachgegeben, während ihre US-Ergebnisse um ein Zehntel zulegen konnten.