Schwacher Euro nutzt Dax-Konzernen

EY errechnet Umsatzeffekt von 17 Mrd. Euro im Startquartal - Ergebnisse und Einnahmen auf Rekordniveau

Schwacher Euro nutzt Dax-Konzernen

Die Dax-Konzerne verdanken ihr Umsatzwachstum zum Jahresauftakt zum größten Teil dem schwachen Euro. Die Unternehmen steigerten die Umsätze um 9%, wobei mindestens 17 Mrd. Euro, 60% des Zuwachses, auf Währungseffekte zurückzuführen sind, wie EY (Ernst&Young) errechnet hat.wb Frankfurt – Die Dax-Unternehmen haben dieses Jahr einen starken Start erwischt. Bis auf zwei Konzerne konnten alle 30 ihre Umsätze von Januar bis Ende März steigern. So steht insgesamt ein Plus von 9 % auf 336 Mrd. Euro zu Buche. Starken Rückenwind bekamen die Unternehmen dabei vom schwachen Euro: Nach Schätzung der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young (EY) verzeichneten sie positive Währungseffekte von mindestens 17 Mrd. Euro. Das heißt: Wenigstens 60 % des Erlöszuwachses rühren vom schwachen Euro her. Mit Ablauf des zweiten Quartals dürfte sich diese Auswirkung wegen des Basiseffektes verlieren.Im Ergebnis ist die Entwicklung deutlich weniger positiv: Insgesamt steigerten die Dax-Unternehmen den Gewinn vor Steuern und Zinsen (Ebit) um 3 % auf 32,8 Mrd. Euro. Die operative Marge sank damit von 9,7 auf 9,1 %. Immerhin zwölf Unternehmen berichteten einen Gewinnrückgang. Dennoch: Ergebnis und Umsatz sind im ersten Quartal so hoch ausgefallen wie noch nie zuvor in einem ersten Vierteljahr.Spitzenreiter im Gewinn sind die Autohersteller VW (3,3 Mrd.) und Daimler (2,9 Mrd.), gefolgt von Allianz (2,85 Mrd.) und Siemens mit 2,55 Mrd. Euro. Die höchste Ergebnissteigerung zeigt Heidelberg Cement mit 180 %, gefolgt von Commerzbank (111 %) sowie Daimler und Siemens mit je gut 60 %. Von US-Notenbank abhängigDass die Konzerne Rekorde meldeten, obwohl die Weltwirtschaft aktuell Zeichen von Schwäche zeige, verdankten sie zu einem erheblichen Teil dem schwachen Euro und entsprechend positiven Wechselkurseffekten, sagt EY-Partner Thomas Harms. Er warnt vor zu großem Optimismus. “Niemand kann sagen, wie lang die Euroschwäche anhält.” Entscheidend werde sein, ob und wann die US-Leitzinsen angehoben werden. “Vor diesem Hintergrund ist Vorsicht angebracht. Vor allem sollten die Unternehmen eine realistische Bewertung der aktuellen konjunkturellen Situation in den wichtigen Regionen der Welt vornehmen.”Und die dürfte ernüchternd ausfallen: In den USA stagnierte die Wirtschaft im ersten Quartal, China kämpft mit nachlassender Dynamik, nach wie vor schwelt der Ukraine-Konflikt, und auch die Schuldenkrise Griechenlands bietet Konfliktpotenzial. “Auch ein schwacher Euro wird nicht dauerhaft überdecken können, dass die Weltwirtschaft aktuell an Dynamik verliert”, sagt Harms. Volatilität sei die neue Normalität: “Die Wechselkursgewinne von heute könnten die Wechselkursverluste von morgen sein.” Darauf müssten sich die Manager vorbereiten.Gegenüber Dollar und Yuan hat der Euro im ersten Quartal jeweils etwa 21 % an Wert verloren, gegenüber dem britischen Pfund immerhin noch 11 %. Entsprechend gut liefen die Geschäfte vor allem außerhalb Europas. Der in Nordamerika erwirtschaftete Umsatz stieg um 26 %, in Asien wuchsen die Erlöse um 15 %. Innerhalb Europas legten die Unternehmen laut der EY-Analyse hingegen nur um 5 % zu. Prognosen erhöhtAufgrund des starken Umsatzwachstums in Asien und vor allem in Nordamerika ist der Erlösanteil, den die Dax-Konzerne in Europa erwirtschaften, von 53 auf 50 % gesunken. Gleichzeitig stieg der Anteil Nordamerikas von 21 auf 24 %. Auf Asien-Pazifik entfielen wie im Vorjahr 17 % der Einnahmen.Die aktuell sehr gute Entwicklung veranlasste immerhin 10 der 30 Unternehmen, ihre Umsatz- und/oder Gewinnprognosen für das laufende Geschäftsjahr anzuheben, wobei sie zumeist Wechselkursentwicklungen als Grund nannten.Diese Entwicklung gilt nicht nur für den Dax. Laut dem Earnings Season Tracker von J.P. Morgan Cazenove haben in den USA 71 % der im S & P 500 enthaltenen Emittenten die Gewinnschätzungen übertroffen. Die durchschnittliche Überraschung liege bei 7 %, und das Ergebnis je Aktie sei um 7 % im Schnitt (ohne Energie) gestiegen. Insgesamt habe das Quartal die Erwartungen übertroffen. Trotz des starken Dollar und der schwachen US-Wirtschaft schlugen noch 46 % die Umsatzschätzungen, doch sei dies der niedrigste Stand seit dem dritten Quartal 2012. In Europa haben laut J.P. Morgan 58 % der Unternehmen im Stoxx 600 die Gewinnprognosen übertroffen. Je Aktie wurden im Schnitt (ohne Energie) 11 % mehr verdient. Im Umsatz kamen 72 % der Unternehmen stärker heraus als prognostiziert.Auch die Beschäftigung der Dax-Emittenten legte bis Ende März laut EY zu: um 2 % auf 3,78 Millionen. Immerhin elf Unternehmen räumten allerdings einen Stellenabbau ein.