BRANCHEN IM KLIMAWANDEL

Schwarze Schafe gefährden Konsumgüterproduzenten

Zulieferer auf Einhaltung von Auflagen kontrollieren

Schwarze Schafe gefährden Konsumgüterproduzenten

Von Martin Dunzendorfer, FrankfurtOb in Politik, Gesellschaft oder Wirtschaft, ob auf nationaler oder internationaler Ebene – Nachhaltigkeit ist ein Megatrend. Auch wenn der Begriff inzwischen durch inflationären Gebrauch oft wie eine Leerformel wirkt, die dahinterstehende Idee – eine dauerhafte Bedürfnisbefriedigung bei gleichzeitiger Bewahrung der natürlichen Regenerationsfähigkeit der beteiligten Ökosysteme – ist mehr denn je eine zentrale Forderung, die Verbraucher an Konsumgüterhersteller richten. Produzenten und Händler, die dies immer noch ignorieren oder zur kurzfristigen Gewinnerzielung in ihrem Tun diesem Anspruch sogar zuwiderlaufen, belasten nicht nur die Umwelt, sondern gefährden in Zeiten, in denen die “Generation Greta” maßgeblichen Einfluss auf das öffentliche Leben und die Meinungsbildung hat, auch ihre wirtschaftliche Existenz. Mehr Transparenz Nachhaltiges Wirtschaften verknüpft ökonomischen Erfolg mit ökologischer und sozialer Verantwortung. In der Konsumgüterindustrie sind daher Klimaschutz, nachhaltige Ressourcen- und Landnutzung, faire Handelspartnerschaften und Kooperationen, Produkttransparenz und Förderung nachhaltigen Konsums die Schlüsselthemen. Um diese Ziele zu erreichen oder ihnen wenigstens näherzukommen, können Unternehmen der Konsumgüterbranche an verschiedenen Stellschrauben drehen. Dazu gehören Information und Kommunikation sowie nachhaltiges Supply Chain Management.Hinter dem Anspruch an mehr Information und Kommunikation verbirgt sich im Wesentlichen Produkttransparenz. Dem Konsumenten muss die Kaufentscheidung unter nachhaltigen Gesichtspunkten durch standardisierte Auskünfte über das Produkt erleichtert werden, etwa zur Herkunft der Rohstoffe bzw. -waren, zur Zusammensetzung, zum Energieeinsatz in Herstellung und Transport, zur Verpackungsentsorgung etc. Das kann je nach Art des Produkts eine Herausforderung sein. Es ist z. B. unrealistisch, all diese Informationen auf der Verpackung eines Schokoriegels, dem Aufkleber eines Marmeladenglases oder einer Seifenschachtel anzubieten. Dann sollte aber ein Hinweis vorhanden sein, wie und wo diese Daten abrufbar sind. Am PrangerFür die vorgelagerte Lieferkette (Supply Chain) sollten Nachhaltigkeitsstandards eingefordert werden, die im besten Fall von unabhängigen Kontrolleuren zertifiziert werden. Dadurch können die Risiken für die eigene Reputation gesenkt werden.Immer wieder kommt es vor, dass große Anbieter von Medien und der Öffentlichkeit an den Pranger gestellt werden, weil ein schwarzes Schaf unter den vielen Zulieferern massiv gegen Umweltschutzauflagen in der Rohstoffgewinnung oder Produktion von Vorprodukten oder Arbeitsschutzvorschriften verstoßen hat. Umsatzeinbrüche bis hin zur Insolvenz sind die Folge. Dies gilt vor allem in der Lebensmittelindustrie; hier reagieren die Konsumenten besonders sensibel auf Skandale. Die Rückverfolgbarkeit von Rohware – sowohl pflanzlicher als auch tierischer Produkte – ist daher unabdingbar zur Förderung von Lebensmittelsicherheit. Diese Rückverfolgbarkeit entlang der gesamten Wertschöpfungskette sollte jedoch bei allen Konsumgütern gegeben sein.Ebenfalls zu einem zeitgemäßen Supply Chain Management gehören nachhaltige Anbau- und Gewinnungsmethoden; dies gilt in der Landwirtschaft, etwa für Obst, Gemüse, Getreide und Knollenfrüchte, aber ebenso im Bergbau, etwa bei Eisenerz, Edel- und Buntmetallen.Die Förderung nachhaltigen Konsums, etwa durch eine spezielle Sortimentsgestaltung, ist dagegen fragwürdig. Sie kann der Bevormundung des Bürgers gefährlich nah kommen oder auch zu wirtschaftlichen Problemen beim Anbieter führen, wenn sich die Konsumenten dem Angebot verweigern. Mitunter kann das Aufzeigen von Alternativen bei der Produktwahl und im -gebrauch helfen.