Scout24 erweitert das Geschäftsfeld

Online-Handelsplattform baut Services rund um Auto und Immobilie auf - Hauptversammlung soll neue Satzung beschließen

Scout24 erweitert das Geschäftsfeld

Scout24 steckt sich nach dem Ausstieg der Großaktionäre neue Ziele. Das Geschäft rund um die Portale für Autos und Immobilien soll um “Consumer Services” erweitert werden. Dem soll die Hauptversammlung am Donnerstag zustimmen.mic München – Zeitenwende bei der Online-Handelsplattform Scout24: Am Donnerstag wird erstmals der Streubesitz auf einer Hauptversammlung fast alle Anteile dirigieren. Denn er hält nach dem Abschied der Großaktionäre 99 % der Anteile, der Rest ist noch im Besitz des Managements. Die Aktionäre sollen einer Satzungsänderung zustimmen, die den Spielraum des Unternehmens auch formal erweitern wird: Scout24 will den Kunden zusätzliche Dienstleistungen rund um Autoverkauf oder Immobilienvermietung anbieten. “Consumer Services” gelten als interessanter Markt für die Gesellschaft. Tatsächlich hat das Management die neuen Chancen bereits im Jahr 2015 erkannt, aber erst jüngst durch eine eigenständige Positionierung gestärkt. Bisher war das Unternehmen primär mit Portalen für die Vermittlung von Autos und Immobilien präsent: ImmobilienScout24 und AutoScout24. Anfang Januar stellte der Vorstand neben dieses Portal-Geschäft ein drittens Segment: Consumer Services. Scout24 möchte mit dieser Sparte neben dem Kerngeschäft der Kleinanzeigen eine Servicewelt rund um das Auto und die Immobilie aufbauen. Das Ziel: Den Geschäftskontakt zum Kunden halten, auch wenn die Entscheidung für Kauf, Miete oder Leasing gefallen ist. Ob es um einen Versicherungsvergleich oder die Suche nach einem Umzugsunternehmen geht: Für diese digitalen Produkte seien viele bereit zu zahlen, ist Scout24 überzeugt. Daher soll in der Satzung ganz allgemein die “Betätigung auf dem Gebiet des Online- und Internetgeschäfts im In- und Ausland” festgeschrieben werden – bisher war nur das Verwalten von Beteiligungen möglich, die auf dem Gebiet der Online- und Internetdienstleistungen tätig sind. Die verstärkte Nutzung der Nutzerdaten gehört zur Strategie, denn Teil des neuen Geschäftsfelds ist der Digitalvermarkter Scout24 Media. Dieser bietet Werbetreibenden auf dem Immobilien- und Autoportalen nutzungsbasierte Online-Werbung an. Im laufenden Jahr soll das Segment 87 Mill. Euro erlösen und die Ebitda-Marge um mindestens einen Prozentpunkt steigern. Im vergangenen Jahr wurden pro forma 81 Mill. Euro erwirtschaftet. Die Ebitda-Marge betrug 28,4 %. Sie stieg im ersten Quartal bereits auf 32,3 %. Erfreulich für die Aktionäre: Der Börsenkurs befindet sich zum Zeitpunkt der Hauptversammlung auf einem Höhenflug. Seit Jahresanfang hat die Aktie um ein gutes Drittel zugelegt. Zu Beginn der laufenden Woche erhielt die Bewertung durch die Aufnahme des Titels in den MDax einen zusätzlichen Schub. Mittlerweile notiert die Aktie bei mehr als 45 Euro. Denn während Scout24 bereits seit zweieinhalb Jahren für den Index qualifiziert war, wenn nur die Marktkapitalisierung als Maßstab herangezogen wird, so sorgte erst der Abschied der Großaktionäre für das notwendige Handelsvolumen, um tatsächlich aufsteigen zu können. Zuletzt hatten unter anderem Hellman & Friedman im Februar ihre übrigen Anteile abgegeben. Die Analysten kommen derweil kaum hinterher mit den Heraufstufungen von Scout24. Das Bankhaus Lampe hatte das Kursziel Ende Mai von 41 Euro auf 48 Euro erhöht, Morgan Stanley stufte fast zeitgleich von 40 Euro auf 48 Euro hoch und Warburg erhöhte Anfang Juni von 36 Euro auf 42 Euro. Der Durchschnitt von 17 Analysten liege bei 44 Euro, hat Scout24 ermittelt. Knapp die Hälfte plädiert für Halten, gut ein Zehntel für Verkaufen und rund 40 % für Kaufen.