US-Börsenaufsicht

SEC beschließt härtere Offenlegungspflichten für aktivistische Investoren

Die US-Börsenaufsicht SEC hat die Offenlegungsfristen für große Unternehmensbeteiligungen erheblich verkürzt. Damit trägt sie dem Wiedererstarken des Shareholder-Aktivismus Rechnung.

SEC beschließt härtere Offenlegungspflichten für aktivistische Investoren

SEC erhöht Druck auf aktivistische Investoren

US-Börsenaufsicht verkürzt Offenlegungsfristen für große Unternehmensbeteiligungen bedeutend

xaw New York

Die US-Börsenaufsicht SEC erhöht den Druck auf Hedgefonds. So hat die Behörde am Dienstag neue Regeln beschlossen, gemäß denen aktivistische Investoren Unternehmensbeteiligungen von mehr als 5% künftig binnen fünf Tagen offenlegen müssen. Bisher war eine Frist von zehn Tagen gültig. Zuvor hatte die SEC die Offenlegungspflichten für Investoren, die bei einem Unternehmen eine Kontrollabsicht hegen, nach eigenen Angaben letztmals 1968 angepasst.

Antiquierte Regeln

"Ehrlich gesagt fühlen sich diese mehr als ein halbes Jahrhundert alten Fristen antiquiert an", sagte SEC-Chef Gary Gensler. "In unseren schnelllebigen Märkten sollte es nicht mehr zehn Tage dauern, bis die Öffentlichkeit von Versuchen erfährt, ein Unternehmen zu beeinflussen oder zu kontrollieren." Mit den neuen Offenlegungsregelungen, die in weiten Teilen ab September 2024 greifen sollen, trägt die SEC dem Wiedererstarken des Shareholder-Aktivismus Rechnung.

In der ersten Jahreshälfte 2023 starteten Aktivisten laut der Investmentbank Lazard global so viele Attacken auf Unternehmen wie seit 2018 nicht. Häufig streben sie dabei Umwälzungen im Management der betroffenen Firmen an, die Kanzlei Olshan Frome Wolosky bezeichnet CEOs angesichts der Entwicklung jedenfalls als „verwundbarer denn je“. Bei der führenden US-Eisenbahngesellschaft Union Pacific beispielsweise musste Vorstandschef Lance Fritz im laufenden Jahr nach einer Auseinandersetzung mit dem Hedgefonds Soroban seinen Hut nehmen.

Besonders im Fokus steht derzeit die Auseinandersetzung zwischen Disney und dem Milliardär Nelson Peltz. Dessen Hedgefonds Trian startete bereits zu Jahresbeginn eine öffentliche Kampagne gegen die Direktoren des Konzerns und hat seine Beteiligung zuletzt bedeutend ausgebaut. Peltz dringt nun darauf, gleich mehrere Posten im Disney-Verwaltungsrat besetzen zu dürfen.

Kürzere Deadlines für Offenlegungen sollen es Firmen wie Trian erschweren, insgeheim solche großen Beteiligungen aufzubauen. Denn wer die Schwelle von 5% überschreitet, muss künftig all seine Beteiligungen offenlegen – auch jene über Swaps, mit denen Hedgefonds im Vorlauf zu aktivistischen Attacken gerne im Hintergrund arbeiten.

Damit könnten auch die Anlageerträge, die diese Investoren einfahren, sobald ihre Positionen öffentlich werden, sinken. Spätere Anpassungen an den Offenlegungen sind künftig innerhalb von zwei Werktagen einzureichen.

Selbst für Marktteilnehmer, die kein Kontrollinteresse an einem Unternehmen hegen, gelten künftig strengere Regeln. Sie müssen ihre Positionen nun binnen 45 Tagen nach Quartalsende bekanntgeben und nicht wie bisher nach Ablauf des Kalenderjahres. Die Frist für passive Investoren sinkt von zehn auf fünf Werktage.

SEC-Chef Gensler dürfte bei diesen Regelungen laut Marktbeobachtern zumindest mit einem Auge auf die aktuelle Auseinandersetzung seiner Behörde mit Elon Musk schielen. Denn die Aufsicht untersucht Aktienkäufe des Unternehmers vor seiner im Oktober 2022 abgeschlossenen, 44 Mrd. Dollar schweren Übernahme des Kurznachrichtendienstes Twitter.

Musks Beteiligung hatte wohl bereits am 14. März des vergangenen Jahres die Schwelle von 5% überschritten. Der Milliardär machte die Aktienkäufe aber erst am 4. April öffentlich. Zudem legte Musk seine Transaktionen als passiver Investor offen. Bei der SEC kamen aber Zweifel an diesem Status auf, nachdem sich Musk in Management-Belange von Twitter eingemischt hatte. Musk änderte seinen Status noch im April 2022 auf aktiv.

Protest aus der Branche

Die SEC will solchen Entwicklungen nun also stärker Einhalt gebieten. Aus der Hedgefonds-Branche kommt der von Rechtsexperten erwartete Protest. Die Investmentfirma Elliott wirft der Behörde beispielsweise vor, Offenlegungspflichten als Waffe gegen Aktivisten einzusetzen. Anlegerschützer loben die neuen Regeln indes als Schritt in Richtung einer höheren Transparenz an den Märkten.

Wertberichtigt Seite 2
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