Selfmade-Milliardär
ab – Mit Daniel Kretinsky hat der postkommunistische Kapitalismus in Osteuropa ein frisches Gesicht bekommen. Bis zum Sommer hierzulande nur wenigen als Investor im ostdeutschen Braunkohletagebau bekannt – vor zwei Jahren hatte die von Kretinsky geführte Energieholding EPH die Braunkohlekraftwerke und den Tagebau der schwedischen Vattenfall übernommen -, hat sich das mit dem Einstieg eines der reichsten Männer Tschechiens beim Handelskonzern Metro schlagartig geändert. Plötzlich findet sich der 43-Jährige im Rampenlicht wieder, in dem sich der betont bescheiden auftretende Milliardär aber ebenso zu bewegen versteht.Eiskaltes Kalkül? – Diese Frage stellt sich, wer Kretinskys Antwort auf sein Vorgehen bei Metro wägt. Als Liebhaber von gutem Essen sei er sofort Feuer und Flamme gewesen, als ihm ein Berater das bei Haniel liegende Metro-Aktienpaket zum Kauf vorschlug, erzählt der Selfmademan. Mit einem kleinen Team machte er sich sofort an die Arbeit und kam zu dem Schluss, ein selten lukratives Investment vor Augen zu haben. Heute hält Kretinsky fast 11 % an Metro und kann auf über 30 % aufstocken.Wiewohl in einem großbürgerlichen Haushalt aufgewachsen – der Vater ist Informatikprofessor, die Mutter Richterin -, hat Kretinsky sein Vermögen, das sich laut US-Magazin Forbes auf 2,6 Mrd. Dollar beläuft, selbst aufgebaut. Seine berufliche Karriere startete der studierte Jurist und Politikwissenschaftler 1998 bei der Anwaltskanzlei Gottweis & Partner in seiner Geburtsstadt Brünn. Ein Jahr später heuerte er als Jurist bei der Investmentfirma J&T an, wo er eine Blitzkarriere hinlegte und – mindestens ebenso wichtig – seinen langjährigen Geschäftspartner Patrik Tkac kennenlernte.Zusammen mit Tkac und Petr Kellner hob er 2009 die EPH-Gruppe aus der Taufe, um im Zuge der Finanzkrise preiswert gewordene Assets einsammeln zu können. Angefangen mit Investments in der Energiebranche gehören dem Kretinsky-Imperium mittlerweile Beteiligungen an Handelsfirmen – darunter am zweitgrößten tschechischen Online-Händler – sowie am Fußballclub Sparta Prag. Und wie es mittlerweile fast schon zum guten Ton der neuen Unternehmergeneration gehört, engagiert sich Kretinsky natürlich auch im Mediengeschäft. Besonders hohe Wellen schlug dabei sein jüngstes Engagement bei der französischen “Le Monde”-Gruppe.