Sensorhersteller Exosens startet mit Kurssprung in Paris
Exosens startet mit Kurssprung in Paris
Finanzinvestor Groupe HLD bringt Nachtsichtgeräte-Rüstungsfirma an die Börse
cru Frankfurt
Der Sensorhersteller Exosens, der militärisch verwendete Nachtsichttechnologie anbietet, ist bei seinem Börsendebüt am Freitag in Paris mit einem Kurssprung von zeitweise 18,9% in den Handel gestartet. Der Finanzinvestor Groupe HLD hatte am Montag einen Fixpreis von 20 Euro je Aktie festgelegt. Damit lag die Bewertung des gesamten Unternehmens bei rund 1 Mrd. Euro. Exosens beliefert unter anderem die Kernenergie- und Verteidigungsindustrie. Die Börsennotierung ist ein weiteres Beispiel für die Wiederbelebung der europäischen IPO-Aktivitäten in diesem Jahr: Bislang haben sich die Emissionserlöse laut Bloomberg gegenüber dem Vorjahreszeitraum verdoppelt auf 13,3 Mrd. Dollar.
Die Erstnotierungen von Rüstungsherstellern sind seit dem Beginn des Ukraine-Kriegs gefragt. Vor Exosens war schon der Nachtsichtgerätehersteller Theon International in Amsterdam an der Börse gestartet und hat seit dem IPO im Februar 41% zugelegt. Ebenfalls im Februar war der Augsburger Panzergetriebehersteller Renk aus dem Portfolio der Private-Equity-Firma Renk an die Börse gekommen und hat seither 71% zugelegt.
Die Aktien von Exosens eröffneten am Freitag in Paris mit einem Kurs von 24 Euro und lagen damit 20% über dem fixen Ausgabepreis von 20 Euro. Die Marktkapitalisierung des Unternehmens belief sich auf der Grundlage des IPO-Preises auf über 1,2 Mrd. Euro. Der Börsengang erbrachte einen Erlös von rund 350 Mill. Euro. Exosens will den Erlös zum Schuldenabbau und für Wachstumsinvestitionen verwenden.
Mehr als die Hälfte vom Emissionserlös wurde mit neuen Aktien eingespielt und geht an das Unternehmen selbst, wobei die staatliche französische Investmentbank Bpifrance 4,5% erworben hat. Der Großaktionär Groupe HLD, der die Mehrheit behält, veräußerte Anteile im Wert von rund 120 Mill. Euro. BNP Paribas, Citigroup und J.P. Morgan Chase arrangierten das Angebot, während Lazard als unabhängiger Berater fungierte.
Auch dem IPO-Markt in Deutschland könnte das Exosens-Debüt neuen Schwung verleihen. Hierzulande werden als nächste IPO-Kandidaten die ZF-Airbag-Tochter ZF Lifetc, der Medikamentenhersteller Stada aus dem Portfolio von Bain und Cinven sowie der Wissenschaftsverlag Springer Nature gehandelt, der Holtzbrinck und BC Partners gehört. Am oberen Ende des IPO-Größenspektrums in Europa plant der unter Zwangsarbeitsverdacht stehende Online-Fast-Fashion-Händler Shein aus Singapur, der chinesische Wurzeln hat, eine Börsennotierung in London, da der Plan für ein US-IPO durch politischen Widerstand zum Scheitern gebracht wurde. „Shein wäre in mehrfacher Hinsicht bedeutsam für die IPO-Aktivität in Europa, aber es ist unklar, wie eine Notierung im Vereinigten Königreich aufgenommen wird", konstatiert Pitchbook-Analystin Navina Rajan. So wolle "das Unternehmen 1 Mrd. Pfund aufbringen, was für den schwächelnden britischen Markt das größte Börsendebüt der letzten zehn Jahre bedeuten würde.“