SGL Carbon erwartet Verlust von 100 Mill. Euro
wb Frankfurt – “Update zum vorläufigen Stand der neuen Fünfjahresplanung” titelt die kriselnde SGL Carbon und meint: Der Kohlenstoffspezialist muss schon wieder in der Ergebnisprognose zurückrudern und erwartet für 2019 nun sogar einen Verlust von 100 Mill. Euro. Bleibt es dabei, dann hat SGL von 2013 bis 2019 Fehlbeträge von addiert knapp 900 Mill. Euro “erwirtschaftet”. Lediglich 2018 und 2017 gab es – auch dank Devestitionen – Gewinne. Die Aktie des SDax-Unternehmens, dessen Aufsichtsrat die Großaktionärin Susanne Klatten vorsitzt, begrenzte die Verluste am Freitag zum Schluss auf 6 %. Der Börsenwert sank auf 537 Mill. Euro.Verantwortlich für das erneute Abschminken der Guidance sei das schlecht laufende Geschäft der Sparte Composites – Fibers & Materials im Schlussquartal aufgrund der weiteren Abschwächung bei textilen Fasern sowie die eingetrübten Rahmenbedingungen im Markt für industrielle Anwendungen. Der interimistisch als Alleinvorstand tätige Michael Majerus – CEO Jürgen Köhler hatte im August gehen müssen – rechnet nun für 2019 mit einem operativen Ergebnis (Ebit) vor Sondereinflüssen von 45 Mill. bis 50 Mill. Euro nach bislang etwa 55 Mill. Euro. Die Ergebnisverschlechterung bei CFM führt zu einem Impairment-Test. Hier zeichne sich ein Wertminderungsaufwand von 70 Mill. bis 80 Mill. Euro ab, der im dritten Quartal gebucht werde. Das akquirierte Anlagevermögen der ehemaligen Joint Venture mit BMW und Benteler sei nicht betroffen.Zudem gebe es wegen der Ergebnisschwäche eine Abschreibung bei den aktivierten latenten Steuern von bis zu 10 Mill. Euro. Damit werde das Nettoergebnis mit etwa 100 Mill. Euro negativ ausfallen. Bisher ging Majerus von einem hohen einstelligen Millionen-Fehlbetrag aus. Das Ergebnis der ersten neun Monate liege im Wesentlichen im Rahmen der Mitte August zurückgenommenen Prognose mit einem Ebit vor Sondereinflüssen von 54 Mill. Euro, heißt es. Grund für die Gewinnwarnung im Sommer war das Aufdecken schwerer Fehler im Controlling. Majerus war 2014 als Sanierer in Wiesbaden angetreten.Ebenfalls auf Basis des aktuellen Stands der neuen Fünfjahresplanung zeichne sich ein erster Ausblick für 2020 ab. Der Umsatz dürfte leicht unter dem Niveau von 2019 liegen, das zwischen 1,05 Mrd. und 1,1 Mrd. Euro erwartet wird. Das bereinigte Ebit soll noch mal um bis zu 15 % unter dem in diesem Jahr landen.Nun ist der Abbau von 3 % der CFM-Stellen vorgesehen, wobei der Restrukturierungsaufwand in der jetzigen Ansage für 2019 enthalten sei. Zweitens sei ein beschleunigter Umbau von Textilfaserproduktionslinien vorgesehen. Drittens soll der Produktmix verbessert werden und viertens werden “selektive Preiserhöhungen” angekündigt. – Wertberichtigt Seite 6