Der Kohlefaserspezialist SGL Carbon schätzt die Aussichten für 2022 nicht mehr ganz so trüb ein. Sowohl die Prognose für den Umsatz als auch für den operativen Gewinn hob das Unternehmen an. Die SGL-Aktie, die demnächst aus dem SDax ausscheiden wird, stieg am Dienstag im Handelsverlauf um 13,2% auf 6,69 Euro. Allerdings war es seit Anfang August von fast 11 Euro zeitweise bis auf 4,60 Euro bergab gegangen. Zu der schwachen Entwicklung hatte beigetragen, dass sich das Management um Konzernchef Torsten Derr bisher eher zurückhaltend geäußert hatte.

Hohe Energie- und Transportpreise hatten den im März veröffentlichten Ausblick spürbar verdüstert. Diese Mehrkosten zumindest zum Teil an die Kunden weiterzureichen, hatte SGL Carbon zwar auch damals schon angepeilt. Offenbar funktioniert das im Umfeld hoher Teuerung aber nun besser als zuvor gedacht. Die Geschäftsentwicklung sei in allen vier Bereichen gut, und gestiegene Kosten für Rohstoffe, Energie und Transport hätten „weitestgehend erfolgreich“ weitergegeben werden können, heißt es nun. So kommt es, dass sich die Aussichten merklich aufgehellt haben. Beim Ergebnis vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Sonderposten (bereinigtes Ebitda) erwartet das Management nun 130 bis 150 Mill. Euro statt wie zuvor im besten Fall 130 Mill. Euro. Damit könnte SGL Carbon auch wieder den Vorjahreswert von 140 Mill. erreichen. Inklusive Abschreibungen sollen es jetzt 70 bis 90 Mill. Euro bereinigter operativer Gewinn sein; bislang waren nur 50 bis 70 Mill. Euro angepeilt worden.

Der Umsatz wird wohl entgegen den bisherigen Planungen nicht mehr nur auf dem Vorjahresniveau von gut 1 Mrd. Euro liegen, sondern auf 1,1 Mrd. ansteigen. Beim freien Cashflow rechnet SGL aber nach wie vor mit einem deutlichen Rückgang zum Vorjahreswert. Die mittelfristigen Ziele für 2025 bleiben bestehen.

Wegen des laufenden Konzernumbaus, der u. a. mehr als 100 Mill. Euro Einsparungen bis 2023 bringen soll, betrachtet SGL Carbon 2022 als „Stabilisierungsjahr“. Zuletzt machten dem Konzern strukturelle Veränderungen in wichtigen Branchen wie Automobil und Luftfahrt zu schaffen. Im vergangenen Jahr schrieb SGL Carbon mit 75 Mill. Euro nach drei Verlustjahren erstmals wieder schwarze Zahlen unterm Strich.