Graphit-Spezialist

SGL Carbon rechnet weiter mit schweren Zeiten – Kurs sackt um 17 Prozent ab

Der Wiesbadener Graphit-Spezialist hat seine Aktionäre mit der Aussicht auf einen weiteren Gewinnrückgang verschreckt. Im Geschäft mit der Halbleiterindustrie läuft es wegen des schwachen Wachstums bei E-Autos nicht gut und auch aus der Windindustrie kommt weniger Nachfrage. Der Aktienkurs gab am Donnerstag deutlich nach.

SGL Carbon rechnet weiter mit schweren Zeiten – Kurs sackt um 17 Prozent ab

SGL Carbon rechnet mit schweren Zeiten

Reuters Frankfurt

Der Graphit-Spezialist SGL Carbon rechnet in diesem Jahr mit einem weiteren Gewinnrückgang. „Für das Jahr 2025 gehen wir von unterschiedlichen, insgesamt aber herausfordernden Entwicklungen in unseren wesentlichen Absatzmärkten aus“, teilte das Unternehmen mit. Für alle vier Geschäftsbereiche erwarten die Wiesbadener ein bereinigtes Betriebsergebnis (Ebitda) zwischen 130 und 150 Mill. Euro. Im Februar hatte die Firma bereits einen Rückgang des bereinigten Ebitda im vergangenen Jahr auf 163 von 168 Mill. Euro bekanntgegeben.

Auch der Umsatz dürfte in diesem Jahr leicht unter dem des vorigen Jahres liegen, hieß es. 2024 war dieser um 6% auf 1,03 Mrd. Euro geschrumpft. Das bedeutet laut SGL-Definition einen Rückgang von bis zu 10%. Besonders im Geschäft mit der Halbleiterindustrie rechnet das Unternehmen mit einer rückläufigen Nachfrage. Hauptgrund seien niedrigere Wachstumsraten bei Elektrofahrzeugen als ursprünglich prognostiziert – und weiterhin hohe Lagerbestände bei den Kunden. 

Die jüngste zaghafte Erholung der SGL-Aktien endete vor dem Hintergrund abrupt. Der Kurs der im SDax notierten Aktie sackte um rund 17% auf 3,78 Euro ab.

Mit den herben Einbußen fiel der Kurs auf die 50-Tage-Durchschnittslinie, die als mittelfristiger Trendindikator gilt. Sollte der Kurs darunter fallen, würde sich die technische Situation verschlechtern.

Karbonfaser-Geschäft belastet

SGL hatte im Februar auch die Restrukturierung des Karbonfaser-Geschäfts angekündigt. Es soll auf einen profitablen Kern reduziert werden. Dabei sei die Schließung unprofitabler Standorte möglich. Einen Verkauf des kriselnden Geschäfts hatte das Unternehmen im Februar mangels Optionen abgeblasen. Die Sparte litt zuletzt unter einer weiter geringen Nachfrage aus der Windindustrie und dem zunehmenden Wettbewerbsdruck aufgrund weltweiter Überkapazitäten für Textil- und Carbonfasern. Zudem kämpft sie mit hohen Kosten für Leerstände.

Ohne diesen Teil würde das bereinigte Ebitda in diesem Jahr zwischen 155 und 175 Mill. Euro liegen, teilte SGL mit. 2024 schlug im Karbonfaser-Bereich ein bereinigtes operatives Minus (Ebitda) von elf (Vorjahr plus 7,2) Mill. Euro zu Buche. „In den kommenden Monaten wird der Schwerpunkt unserer Arbeit auf der Restrukturierung des Geschäftsbereichs Carbon Fibers sowie auf der Sicherung unserer Profitabilität liegen“, sagte Konzernchef Andreas Klein. Dazu zähle ein striktes Kostenmanagement.