SGL kriecht aus dem Keller

Auch 2015 rot - In Kostensenkung Schippe draufgelegt - Warten auf Schrottwelle

SGL kriecht aus dem Keller

Nur langsam kommt der Grafitspezialist SGL Carbon aus dem Tal der Tränen. Auch 2015 soll noch ein Verlust anfallen nach einem Fehlbetrag von 247 Mill. Euro 2014. Frühestens 2016 rücke die schwarze Null in Reichweite.wb Frankfurt – Nach einem Jahr mit dem höchsten Verlust (2013) und einem Turnus mit dem größten operativen Defizit (2014) kann es für SGL Carbon nur besser werden. Dass der Grafitspezialist heuer an der Gewinnschwelle kratzt, ist unwahrscheinlich. Finanzchef Michael Majerus hat auf der Bilanzpressekonferenz am Mittwoch in Frankfurt offengelassen, ob dies 2016 oder 2017 zu schaffen sein wird. Zunächst hat Vorstandschef Jürgen Köhler für die Sparanstrengungen noch eine Schippe draufgelegt beim Kriechgang aus dem tiefen, tiefen Kohlenkeller. So muss SGL 240 Mill. statt zuletzt angesetzter 200 Mill. Euro einsparen. Zunächst sollten es 150 Mill. Euro sein.Im laufenden Jahr komme das SDax-Unternehmen netto noch nicht in die schwarzen Zahlen. “Es ist klar, dass wir keine vier oder fünf Jahre warten können,” weiß Majerus. Laut Köhler ist “keiner mit den Zahlen zufrieden, aber auch der Aufsichtsrat weiß, dass es nicht über Nacht geht”. Dem Kontrollgremium sitzt die Quandt-Erbin Susanne Klatten vor, die auch größter Aktionär ist. Weitere Anteilseigner sind BMW, wo die Familie Quandt das Sagen hat, sowie VW. Die Aktionäre wurden 2014 für eine Kapitalerhöhung über 267 Mill. Euro zur Kasse gebeten. Eine Dividende ist nicht in Sicht. Gestern trug SGL die rote Laterne im SDax, die Aktie gab zeitweise um 6 % nach und ging mit – 4,2 % aus dem Handel. Seit Jahresanfang legten die Titel 20 % zu. Die Notiz ist mit 16 Euro weit weg von den Ende 2011 erreichten 45 Euro. Elektroden unter DruckFür eine tragfähige Besserung soll irgendwann die “Schrottwelle” aus Elektrostahlöfen, die SGL mit Elektroden beliefert, sorgen. Die mit Abstand größte Sparte Performance Products, die maßgeblich daraus besteht, verlor 2014 infolge von Preis- und Wettbewerbsdruck 22 % Umsatz auf 588 Mill. Euro und büßte 63 % im Ergebnis vor Steuern und Zinsen auf 5,6 Mill. Euro ein. Komme der chinesische Stahlschrott auf den Markt – was sicher sei, der Zeitpunkt aber fraglich, – dann steige das Volumen an Elektrostahl, und davon werde SGL profitieren. Performance Products traut Köhler ein leichtes Umsatzplus und eine deutliche Ergebnissteigerung zu.2014 wurde der Konzernfehlbetrag von 317 Mill. auf 247 Mill. Euro vermindert. Darin enthalten sind als nicht wiederkehrende Faktoren 93 Mill. Euro Sonderabschreibungen, davon 86 Mill. Euro auf die zum Verkauf stehende Sparte Hitco sowie laufende operative Belastungen aus Hitco von 36 Mill. Euro und 51 Mill. an Restrukturierungsaufwand. Unter sonst gleichbleibenden Bedingungen würde der Nettoverlust damit auf im besten Fall etwa 80 Mill. Euro sinken, je nachdem, wann die Trennung von Hitco gelingt und bei einem Restrukturierungsaufwand unter 10 Mill. Euro.Hitco ist ein US-Luftfahrt- und Rüstungszulieferer, der unter anderem Strukturbauteile aus Carbonfasern für den Boeing-Langstreckenjet 787 Dreamliner baut. SGL hatte schon die Rotorblattaktivitäten (Rotec) abgestoßen. Ein weiteres Joint Venture mit Lindner werde beendet. Zu der Neuausrichtung, die im Wesentlichen aus Verkleinerung besteht, zählten die Schließung von zwei Werken sowie geringere Personal- und Materialkosten.Im aktuellen Turnus sollen die Investitionen erstmals seit vielen Jahren auf die Höhe der Abschreibungen von etwa 90 Mill. Euro zurückgefahren werden. Denn zur Jahresmitte soll der Aufbau des Standorts der mit BMW betriebenen Fertigung für das Elektrofahrzeug i3 abgeschlossen werden. Im freien Cash-flow werden, wie Majerus erwartet, operative Verbesserungen von Restrukturierungszahlungen und in der ersten Jahreshälfte anfallenden Investitionen ins BMW-Joint-Venture teils aufgezehrt. Dies führe zu höheren Nettoschulden als den 2014 gezeigten 390 Mill. Euro. Wachstum wird von Lithium-Ionen erwartet, für die SGL Anoden liefert. Der Konzern habe “die Grundlage für die Rückkehr zu profitablem Wachstum geschaffen”.