Share Now sagt US-Markt Goodbye
Der zersplitterte Markt für Carsharing-Dienste wird nach und nach aufgeräumt. Das Daimler-BMW-Joint-Venture Share Now zieht sich aus dem Nordamerika-Geschäft und einigen europäischen Städten zurück. Erst vor wenigen Monaten hatte die GM-Tochter Maven knapp die Hälfte ihrer US-Standorte aufgegeben. scd Frankfurt – Share Now zieht sich per Ende Februar überraschend komplett aus dem nordamerikanischen Markt sowie aus den europäischen Städten London, Brüssel und Florenz zurück. In Nordamerika ist der Carsharing-Anbieter mit Sitz in Berlin momentan noch in New York City, Washington DC, Seattle, Vancouver und Montreal tätig. Damit wird fast ein Drittel der weltweiten Standorte aufgegeben. Bereits im Sommer hatte sich Share Now aus China zurückgezogen, wo man in zwei Städten unterwegs war.Das mit großen Ambitionen gestartete Gemeinschaftsunternehmen von BMW und Daimler nennt zwei Gründe für den Rückzug aus dem nordamerikanischen Markt: Den volatilen Zustand der globalen Mobilitätsbranche sowie die steigenden Infrastrukturkosten für Mobilitätsdienstleister in Nordamerika im Speziellen, womit auch der Mangel an Infrastruktur zur Unterstützung einer rein elektrischen Carsharing-Flotte gemeint ist. In London, Brüssel und Florenz hätten derweil einfach zu wenige Kunden das Angebot angenommen, um dieses wirtschaftlich betreiben zu können. Zusetzen dürfte Share Now in Metropolen wie New York vor allem die starke Konkurrenz von Taxis und anderen Fahrdienstleistern wie Uber und Lyft, die meist den schnelleren Weg von A nach B bieten. Ausbau in ParisKünftig will sich Share Now auf den Ausbau des Geschäfts in den verbliebenen 18 europäischen Städten konzentrieren, in denen man bislang schon unterwegs ist. Erst vor zwei Wochen hatte das Berliner Unternehmen mitgeteilt, die Fahrzeugflotte des Sharing-Dienstes in Paris auf 800 elektrische Smart EQ zu verdoppeln. In Frankreichs Hauptstadt zählt Share Now nach eigenen Angaben 30 000 Kunden. Neu gestartet wurde Share Now 2019 zudem in Budapest. Europaweit zählt das Unternehmen rund 14 000 Autos, wobei rund ein Viertel batterieelektrisch angetrieben werden. Paris ist nach Amsterdam, Madrid und Stuttgart erst der vierte komplett elektrische Share-Now-Standort und mit 800 Fahrzeugen künftig der größte.Anfang dieser Woche war die Zusammenführung der drei Mobilitäts-Joint-Ventures Share Now, Free Now (Mitfahrdienste) sowie Park Now und Charge Now (Parken und Laden) unter das Dach einer gemeinsamen Holding beschlossen worden (vgl. BZ vom 17. Dezember). Zugleich wurde verkündet, die Zahl der Kunden sei seit Jahresbeginn um 44 % auf insgesamt knapp 90 Millionen gestiegen. WertberichtigungenAllerdings geht das Joint Venture offen damit um, dass nicht alle Regionen gleichermaßen wachsen. Bei Vorlage der Neunmonatszahlen im November hatten aufgrund der Anpassung der Geschäftserwartungen einzelner Gesellschaften der unter Your Now subsumierten Mobilitätsdienste knapp 270 Mill. Euro wertberichtigt werden müssen – 73 Mill. Euro davon allein im dritten Quartal. Auch GM auf dem RückzugBMW und Daimler stehen mit der Aufgabe des US-Marktes für Carsharing überdies nicht allein da. General Motors hatte sich erst im Mai mit ihrem Dienst Maven aus acht der 17 Städte zurückgezogen, in denen der US-Konzern tätig war – darunter auch New York City. In Washington DC ist GM indes weiterhin unterwegs. Fords Online-Busfahrt-Vermittlungsdienst Chariot, der ebenfalls mit Carsharing und Fahrdienstleistern im Wettbewerb steht, hatte bereits zum 1. Februar sein Geschäft eingestellt.Der US-Markt weist auch so noch weltweit das höchste Aufkommen von Carsharing-Diensten auf. Aber auch in anderen Ländern herrscht noch eine enorme Anbietervielfalt (siehe Grafik). Das liegt nicht zuletzt daran, dass die Anbieter – mit wenigen Ausnahmen wie Zipcar – praktisch nie landesweit, sondern nur in wenigen ausgewählten Metropolregionen tätig sind.