Shell schreibt Milliarden ab
Nach BP hat nun auch Royal Dutch Shell Abschreibungen in zweistelliger Milliardenhöhe angekündigt, um der schwachen Energienachfrage während der Coronavirus-Pandemie Rechnung zu tragen. Das Management senkte seine Ölpreisschätzungen für die kommenden Jahre. Die Produktion stieg. hip London – Shell wird im laufenden Quartal Abschreibungen in zweistelliger Milliardenhöhe vornehmen, um der Erwartung niedrigerer Energiepreise Rechnung zu tragen. Wie der Mineralölkonzern mitteilt, werden sich die nicht zahlungswirksamen Wertberichtigungen im laufenden Quartal zwischen 15 Mrd. und 22 Mrd. Dollar bewegen. Davon wird insbesondere das Gasgeschäft betroffen sein. Der Rivale BP hatte vor zwei Wochen angekündigt, aus vergleichbaren Gründen zwischen 13 Mrd. und 17,5 Mrd. Dollar auf den Wert seiner Anlagen abzuschreiben.Bereits im März hatte sich das Ausmaß der Coronakrise gezeigt. Die Spritnachfrage an den Tankstellen ging in Europa und Nordamerika um die Hälfte zurück. Die Nachfrage nach Flugzeugtreibstoff brach um 80 % ein. Shell war ursprünglich von einem Ölpreis von 60 Dollar pro Barrel (159 l) für die kommenden Jahre ausgegangen. Das Management rechnet nun für das laufende Jahr nur noch mit 35 Dollar, für 2021 mit 40 Dollar und für 2022 mit 50 Dollar.”Mit Blick auf die Zukunft ist die Frage, ob die ziemlich pessimistischen Erwartungen des Managements pessimistisch genug sind”, schrieb Analyst Nicholas Hyett von Hargreaves Lansdown in einer ersten Einschätzung. Gasnachfrage geht zurückNach jüngster Schätzung der Internationalen Energieagentur (IEA) wird die weltweite Gasnachfrage im laufenden Jahr wegen der Pandemie und des ungewöhnlich milden Winters in der nördlichen Hemisphäre um 4 % schrumpfen – ein doppelt so starker Rückgang wie im Finanzkrisenjahr 2008. Shell hatte ihr Gasgeschäft vor fünf Jahren durch die Übernahme der BG Group gestärkt. Die U.S. Energy Information Administration (EIA) erwartet, dass der weltweite Verbrauch von Flüssigkraftstoffen im laufenden Jahr um 8,3 Mill. Barrel pro Tag zurückgehen wird. Im kommenden Jahr soll er zwar steigen, aber nur um 7,2 Mill. Barrel (siehe Grafik).Auf die Sparte Integrated Gas sollen nun zwischen 8 Mrd. und 9 Mrd. Dollar abgeschrieben werden, vor allem auf Assets in Australien. Zwischen 4 Mrd. und 6 Mrd. Dollar entfallen auf das Upstream-Geschäft (Exploration und Förderung), insbesondere in Brasilien und Nordamerika. Die Wertberichtigungen auf das Raffineriegeschäft werden zwischen 3 Mrd. und 7 Mrd. Dollar erwartet. Dort wird derzeit mit einer Auslastung der Anlagen zwischen 67 % und 71 % gerechnet. Die Bruttomargen dürften nach Schätzung des Managements wesentlich unter den Werten des Auftaktquartals liegen. Die Produktion im Öl- und Gasgeschäft liegt derzeit über den bisherigen Schätzungen.Allerdings habe das im aktuellen makroökonomischen Umfeld begrenzte Auswirkungen auf die Gewinnentwicklung, heißt es in der Pflichtveröffentlichung des Unternehmens. Die EIA geht allerdings davon aus, dass die Nachfrage nach Flüssigkraftstoffen schon im dritten Quartal das Angebot übertreffen wird. Die IEA warnt wegen des branchenweiten Rückgangs der Investitionen der Energiebranche vor einem Unterangebot. Ende April hatte Shell ihren Aktionären erstmals seit 1945 die Dividende gekürzt. BP hielt dagegen an der Höhe ihrer Ausschüttung fest. Beiden macht die Energiewende zu schaffen. Beide sind bemüht, ihr Image in Sachen Klimaschutz aufzubessern. – Wertberichtigt Seite 6