Sicherheitsfirma G4S lässt Garda abblitzen

Kanadischer Rivale bietet knapp 3 Mrd. Pfund

Sicherheitsfirma G4S lässt Garda abblitzen

hip London – Das britische Sicherheitsunternehmen G4S hat auch das dritte Übernahmeangebot der kanadischen Garda World Security Corp zurückgewiesen. Wie die von Citigroup und J.P. Morgan beratene FTSE-250-Gesellschaft per Pflichtveröffentlichung mitteilt, boten der kleinere Rivale und der Finanzinvestor BC Partners zuletzt 190 Pence je Aktie, was einem Kaufpreis von knapp 3 Mrd. Pfund entsprechen würde. Damit haben die Interessenten ihr ursprüngliches Angebot vom 15. Juni um fast ein Drittel erhöht.Der Board habe die nachgebesserte Offerte einstimmig zurückgewiesen, weil sie den Wert des Unternehmens und seiner Zukunftsaussichten wesentlich zu niedrig ansetze, hieß es. Er halte den Zeitpunkt des Angebots mit Blick auf die heftigen Turbulenzen an den internationalen Finanzmärkten für in hohem Maße opportunistisch. Zudem habe sich die finanzielle Performance von G4S nach dem Ausbruch der Coronavirus-Pandemie als robust erwiesen. Deshalb empfahl der Board den Aktionären, im Bezug auf das neue Angebot nichts zu unternehmen. Am WendepunktG4S befinde sich an “einem sehr wichtigen Wendepunkt”, nachdem das Geschäft in den vergangenen Jahren umgewandelt wurde, argumentiert die Unternehmensführung. Die fundamentalen Daten, die dem Geschäft zugrundeliegen, seien “sehr stark”.Ihre Offerte sei “klar, sicher, in bar und komplett finanziert”, hatten Stéphan Crétier, der Gründer und CEO von Garda, und Raymond Svider, der Chairman von BC Partners, dem G4S-Chairman John Connolly geschrieben. Nach der erneuten Abfuhr denken sie nun offenbar über ein feindliches Übernahmeangebot nach. “G4S braucht einen Eigentümer, keinen Manager”, sagte Crétier. Garda habe 25 Jahre Branchenerfahrung und wisse, wie man dieses Geschäft verbessern und neu aufstellen könne. BC Partners erwarb im vergangenen Jahr 51 % an Garda. Crétier hält noch 43 %, der Rest liegt bei anderen Führungskräften der Firma.Das vor mehr als einem Vierteljahrhundert gegründete Unternehmen, das mehr als 100 000 Mitarbeiter beschäftigt, hat neben Alarmanlagen und Geldtransportern auch Leibwächter im Angebot. Es sorgt unter anderem für die Sicherheit der britischen Botschaften in Afghanistan, Irak und Libyen. G4S ist in 85 Ländern tätig. Der immer wieder von Skandalen erschütterte Outsourcing-Dienstleister, der eine halbe Million Menschen beschäftigt, bietet nicht nur Sicherheitsdienstleistungen an, sondern ist auch im Gesundheitswesen und in der Landesverteidigung tätig. In Großbritannien betreibt er unter anderem Gefängnisse und organisiert die elektronische Überwachung von Straftätern.Im ersten Halbjahr war die Rentabilität des Unternehmens aus Sicht der Analysten der UBS “wesentlich besser” als erwartet. Die Auswirkungen der Pandemie ließen im Verlauf des Sechsmonatszeitraums nach. Die Nettoverschuldung ging auf das 2,6-Fache des operativen Ergebnisses (Ebitda) zurück.