Sieg für die Netzbetreiber
Die Aktie der United-Internet-Tochter 1&1 hat einen Freudensprung gemacht, nachdem die Bundesnetzagentur (BNetzA) mit dem Start der „Konsultationen“ zur künftigen Nutzung von eigentlich 2026 auslaufenden Mobilfunkfrequenzen eine Verlängerung der bestehenden Lizenzen in Aussicht gestellt hat. Die Aktie eroberte am Mittwoch die 16-Euro-Marke und kletterte gestern um weitere 3,5%. Denn den Investoren ist offensichtlich der Spatz in der Hand lieber als die Taube auf dem Dach. Die geplante Verschiebung einer Spektrumsauktion bedeutet, dass 1&1 so bald keine neuen Mittel mobilisieren muss, um – auf Biegen und Brechen – in einer Auktion 2026 neue 5G-Lizenzen zu erwerben. Darüber sind die Anleger doppelt froh, denn nachdem das Unternehmen einen 5G-Roaming-Vertrag mit Vodafone geschlossen hat, erscheint ein eigenes Netz für das Produktangebot vorerst – und vielleicht auch länger – entbehrlich.
Wie tragfähig ein Geschäftsmodell ohne eigenes Netz ist, hängt allerdings davon ab, welche Vorgaben die Bundesnetzagentur dann tatsächlich zur „Förderung des Dienstewettbewerbs“ und auch für ein längerfristiges Roaming macht. Bisher liest sich ihr Positionspapier nicht so, als ob damit harte Auflagen an die Netzbetreiber verbunden werden könnten. Zwar ist von einem „Verhandlungsgebot“ bis hin zu einer „Angebotspflicht“ die Rede, aber damit ist noch nicht viel gesagt. Nicht ohne Grund pocht Freenet als größter netzunabhängiger Mobilfunk-Service-Provider (MSP) darauf, dass es eine Pflicht zur „diskriminierungsfreien und technologieneutralen Zusammenarbeit von Netzbetreibern mit Diensteanbietern“ geben müsse. Vorstandschef Christoph Vilanek versteht darunter, dass der MSP „nicht schlechter gestellt werden darf als der eigene Vertrieb des Netzbetreibers“. Das bleibt allerdings bisher durchaus offen.
Doppelte Freude
Doppelte Freude herrscht daher auch bei den etablierten Telekomnetzbetreibern, die vorerst einen Sieg auf ganzer Linie verbuchen dürfen. Die verlängerte Nutzung der Frequenzen und die Verschiebung oder gar ein möglicher Verzicht auf eine Auktion war ihnen ein wichtiges Anliegen – um selbst Geld zu sparen und auch, um den neuen vierten Netzbetreiber weiterhin auf Abstand zu halten. Sie können die Frequenzen nun zunächst bis 2030 nutzen, verbunden mit weiteren Ausbauauflagen, mit denen die BNetzA ihre „Überlegungen“ auch verbraucherpolitisch ins rechte Licht rückt. Telefónica-Deutschland-Chef Markus Haas feiert dies als „Richtungswechsel und Durchbruch für Mobilfunk in Deutschland“.
Über die verlängerte Frequenznutzung hinaus sehen die Netzbetreiber auch Chancen, die teuer erkauften 5G-Lizenzen besser zu monetarisieren, wenn sie um die harte Verpflichtung umhinkommen, mit den Service-Providern Verträge schließen zu müssen, die diesen sicher Angebote auf Augenhöhe ermöglichen. Zusammengenommen sehen die Netzbetreiber eine Chance, auf längere Sicht das durch die Konsolidierung von vier auf drei Netzbetreiber angestrebte „gesunde“ Wettbewerbs- und Preisniveau auf dem deutschen Markt zu halten.
Dabei sind zwar durchaus Zweifel angebracht, denn Vodafone dürfte den Wettbewerb anheizen, um verlorenen Boden auf dem Mobilfunkmarkt gutzumachen. Dennoch ist das geringste Maß an Entlastung willkommen, um die hohen Investitionen in die Netze zurückzuverdienen. Hier reicht die Politik den Telekomunternehmen eine Hand, während sie an anderer Stelle Unterstützung verweigert; denn im Streit um den „Fair Share“ – ein weiteres heiß diskutiertes Regulierungsthema – ziehen die Netzbetreiber vermutlich den Kürzeren. Es gibt von der Bundesregierung keine politische Rückendeckung für eine Datenmaut, die Netflix und Co für ihren Content aus Sicht der Telekombranche bezahlen sollen.
Sieg für die Netzbetreiber
hei Frankfurt
Die drei etablierten Mobilfunkfirmen, T-Mobile, Vodafone und Telefónica Deutschland, wittern Chancen, ihre 5G-Lizenzen besser zu monetarisieren.