Siemens Energy will mit Einsparungen die Wende herbeiführen
Siemens Energy will mit Einsparungen die Wende herbeiführen
Nach Turbulenzen um Staatsbürgschaften fürs hochdefizitäre Windkraftgeschäft buhlt der Konzern mit einem Sanierungsplan um das Vertrauen der Anleger
sck München
Der zuletzt mit Milliarden-Ausfallgarantien des Staates stabilisierte Energietechnikkonzern Siemens Energy hat seinen Restrukturierungsplan für die hochdefizitäre Windkraftsparte konkretisiert. Mit dem geplanten Umbau der spanischen Tochtergesellschaft Siemens Gamesa will das Dax-Mitglied bis zum Geschäftsjahr 2026 (30. September) unter anderem die Kosten um rund 400 Mill. Euro reduzieren. Das teilte Siemens Energy auf ihrem Kapitalmarkttag in Hamburg auf Basis von Präsentationsunterlagen mit. Vor Analysten sprach Vorstandschef Christian Bruch davon, dass der "Turnaround von Siemens Gamesa oberste Priorität" habe. Ziel der Sanierung sei es, Skaleneffekte zu heben, um das operative Geschäft in die Gewinnzone mit ausreichenden Mittelzuflüssen zu transformieren.
Kernelement seines Maßnahmenbündels ist, das profitable Geschäft von Siemens Gamesa zu "fixieren". Darunter versteht der CEO, das Geschäft in bestimmten Regionen zu stärken und zugleich die Produktpalette zu reduzieren. Bruch will auf diese Weise die Geschäftsstruktur vereinfachen. Zur Bilanzvorlage in der vergangenen Woche räumte er ein, dass Siemens Gamesa mit einer Variantenvielfalt noch in zu vielen Märkten unterwegs sei.
"Harte Arbeit"
Kernregion sei nach wie vor Westeuropa, wie Gamesa-Chef Jochen Eickholt in seinem Vortrag erläuterte. Stark vertreten ist Siemens Gamesa in Spanien, Deutschland und Dänemark. Vorige Woche stellte Bruch klar, sich nicht von Gamesa trennen zu wollen. Die Tochtergesellschaft stehe nicht zur Disposition, sagte er. Siemens Energy setzt damit auf eine Restrukturierung in Eigenregie nach dem erfolgreichen Abschluss der Verhandlungen mit der Berliner Ampel-Koalition über indirekte Staatsgarantien fürs operative Geschäft im Volumen von 7,5 Mrd. Euro. Die Bundesregierung deckt damit die Hälfte der vom Vorstand angepeilten 15 Mrd. Euro ab.
Die Windkraftsparte sitzt auf einem Auftragsbestand von 70 Mrd. Euro. Damit macht die Konzerneinheit den Löwenanteil des Orderbestands von Siemens Energy aus. In ihrer Präsentation betonte die Finanzvorständin Maria Ferraro, den Auftragsbestand des Gesamtkonzerns von derzeit 112 Mrd. Euro bis zum Geschäftsjahr 2026 (30. September) auf 60 Mrd. Euro zügig zu verringern. Sie sprach davon, Synergien zu heben bei einem beschleunigten Abarbeiten des Auftragsbuchs. Dabei stehe die Qualität des Orderbuchs im Vordergrund. Der hohe Auftragsbestand sei die Basis dafür, die Sanierung erfolgreich umzusetzen. "Uns steht eine harte Arbeit bevor", räumte Ferraro ein.
Aktie verliert 11,7 Prozent
Bruch bekräftigte, dass die Windkrafteinheit bis 2026 die Gewinnschwelle erreichen soll. Das wären zwei Jahre später als von der Konzernführung ursprünglich vorgesehen. Im zurückliegenden Geschäftsjahr 2023 verbuchte das Windkraftgeschäft einen Verlust vor Sondereffekten von 4,3 Mrd. Euro. Das sorgte dafür, dass Siemens Energy auf Konzernebene einen Fehlbetrag nach Steuern von 4,6 Mrd. Euro auswies. Bruch warnte abermals, dass die Windkraftsparte auch im angelaufenen Geschäftsjahr 2024 einen "substanziellen Verlust" verzeichnen werde. Für den defizitären Geschäftsbereich rechnet die Konzernführung mit einem Verlust vor Sondereffekten von 2 Mrd. Euro.
Aktie beendet Erholung
Die Vorträge des Managements überzeugten die Analysten offensichtlich nicht. Nach geringfügigen Kursgewinnen zu Beginn des Kapitalmarkttages drehte die Aktie von Siemens Energy im weiteren Verlauf deutlich ins Minus. Im Xetra-Handel büßte der Titel am Dienstag 11,7% auf 10,52 Euro ein. Damit war die Erholung des Papiers nach dem erneuten Kurseinbruch im Oktober beendet. Seinerzeit sackte der Anteilschein auf unter 7 Euro ab. Im Frühsommer notierte die Aktie noch bei über 22 Euro. Ein Börsenhändler führte den abermaligen Kursrückschlag laut Reuters auf Gewinnmitnahmen zurück. Die Präsentation des Vorstands vor Investoren habe keine konkreten Neuigkeiten ergeben.
Die Finanzvorständin bezeichnete 2024 als das "kritische Jahr" in der Restrukturierung. Nach einem erwarteten Mittelabfluss von 1 Mrd. Euro vor Steuern soll 2025/2026 der Cashflow der Windkraftsparte ins Positive drehen. Nach Steuern sollen Veräußerungserlöse bis zu 3 Mrd. Euro in die Firmenkasse von Siemens Energy spülen.