Siemens Gamesa an Senvion-Geschäften interessiert
ste Hamburg – Der vor der Zerschlagung stehende insolvente Windkraftanlagenbauer Senvion spricht mit Siemens Gamesa über einen Verkauf bestimmter europäischer Service- und Onshore-Aktivitäten. Beide Unternehmen gaben bekannt, nicht-bindende Exklusivverhandlungen über eine mögliche Transaktion ausgewählter Senvion-Assets in Europa vereinbart zu haben, die nach Angaben der Siemens-Tochter schuldenfrei sind. Eine endgültige, verbindliche Entscheidung soll bis Ende September fallen. Gläubiger geben grünes Licht Der Gläubigerausschuss habe die Vereinbarung einstimmig genehmigt, teilte Senvion mit, nachdem Gläubigerversammlungen am vergangenen Mittwoch mit der Zustimmung zu vorgelegten Insolvenzplänen den Weg für einen möglichen Verkauf von Aktivitäten freigemacht hatten. Dem Vernehmen nach interessiert sich Siemens Gamesa für das Geschäft von Senvion mit der Wartung und Instandhaltung von Windanlagen an Land sowie für die Produktion von Rotorblättern in Portugal. Damit könnten gut die Hälfte der rund 3 500 verbliebenen Arbeitsplätze gerettet werden.Die Gewerkschaft IG Metall erklärte, das Ergebnis des Verkaufsprozesses bei Senvion sei “ernüchternd”. Zwar sorge die Ankündigung von Siemens Gamesa, einen Teil des Unternehmens zu übernehmen, bei den Beschäftigten nach Monaten des Wartens für etwas mehr Klarheit. Mit dem möglichen Verkauf zeichne sich jedoch nur für 500 der ehemals 1 800 Beschäftigten in Deutschland eine Übernahme durch den neuen Investor ab, so Meinhard Geiken, Bezirksleiter der IG Metall Küste. Für etwa 900 der noch 1 400 Mitarbeiter, die nach den derzeitigen Planungen der Insolvenzverwaltung in den nächsten Monaten ihren Arbeitsplatz verlieren werden, müssten Alternativen zur Arbeitslosigkeit geschaffen werden. “Wir haben uns mit den Arbeitgebern auf die Einrichtung von Transfergesellschaften geeinigt, in denen die Beschäftigten für neue Aufgaben in anderen Unternehmen qualifiziert und dorthin vermittelt werden”, teilte Geiken mit. Diese stünden allerdings noch unter Finanzierungsvorbehalt. Laut IG Metall sind die Transfergesellschaften bislang nur für einen Zeitraum von vier Monaten ausgestattet, weshalb die Gewerkschaft mit den Landesregierungen in Bremen, Hamburg und Schleswig-Holstein über eine Verlängerung sprechen will. “Sicherer Hafen” Senvion-Vorstandschef Yves Rannou erklärte, mit der Ankündigung eines möglichen Verkaufs der Aktivitäten an Siemens Gamesa stehe man kurz davor, einen “sicheren Hafen” für einen wesentlichen Teil des Unternehmens und seiner Mitarbeiter zu finden. “Unter diesen schwierigen Umständen sind das positive Nachrichten.” Der Windturbinenbauer, den der US-Finanzinvestor Centerbridge 2015 vom indischen Suzlon-Konzern erworben hatte und im März 2016 mit einem Minderheitsanteil an die Börse gebracht hatte, teilte weiter mit, die finanziellen Mittel zur Sicherstellung der Betriebsfortführung bis zum Abschluss bindender Vereinbarungen lägen vor. Fortführungsprojekte für Windkraftanlagen sicherten die Arbeitsplätze in der Produktion in den nächsten Monaten, zum Teil bis zum Sommer 2020. Für die übrigen Geschäftsfelder würden weiter Optionen geprüft und Gespräche mit Investoren geführt. Von 15,75 auf 0,11 Euro Zu einem möglichen Kaufpreis für die europäischen Service- und Onshore-Aktivitäten wurden keine Angaben gemacht. Siemens Gamesa erklärte, die Übernahme werde sich nicht auf die Geschäftszahlen für das Geschäftsjahr 2019 auswirken. Senvion hatte Ende August mitgeteilt, dass für den Turbinenbereich trotz intensiver, weltweiter Suche keine Angebote für den gesamten Bereich eingegangen seien. Die vor dreieinhalb Jahren zu 15,75 Euro in den Handel gekommene Aktie des Unternehmens schloss gestern bei 11 Cent. – Personen Seite 12