Siemens Gamesa baut in Indien um

Reaktion auf Abschwung des Marktes - Rote Zahlen auch im zweiten Quartal

Siemens Gamesa baut in Indien um

mic München – Siemens Gamesa muss sich der Windkraftflaute in Indien beugen und eine Restrukturierung beginnen. “Wir sehen, dass die Erholung des Marktes in Indien seit dem Abschwung 2018 mehr Zeit braucht”, sagte Vorstandsvorsitzender Markus Tacke bei Vorlage der Halbjahreszahlen im Gespräch mit Analysten. Mit dem Umbau passe sich Siemens Gamesa an die Marktbedingungen an. Im zweiten Quartal (31. März) addierten sich die Umbaukosten auf 38 Mill. Euro. Im vergangenen Jahr war die Siemens-Tochter mit einem Marktanteil von 30 % der Branchenprimus in Indien. Das Geschäft hatte Siemens einst großteils vom Fusionspartner Gamesa übernommen.Im zweiten Quartal verzeichnete Siemens Gamesa gegensätzliche Entwicklungen. Auf der einen Seite stieg der Auftragsbestand auch dank der Senvion-Übernahme um 21 % auf 28,6 Mrd. Euro. Die Book-to-Bill-Ratio betrug trotzdem nur 1,0. Außerdem legte das hochprofitable Servicegeschäft ebenfalls teils dank Senvion um ein Fünftel auf 395 Mill. Euro zu.Auf der anderen Seite sank der Umsatz um 8 % auf 2,2 Mrd. Euro, weil der Anlagenbau an Land um 8 % auf 1,1 Mrd. Euro zurückging. Tacke begründete dies mit Projektverschiebungen wegen der Pandemie. Den Einbruch des Offshore-Geschäfts auf dem Meer um ein Fünftel auf 660 Mill. Euro erklärte Siemens Gamesa mit der Projektplanung, die in der zweiten Hälfte des Geschäftsjahres hochlaufen soll.In der Konsequenz verbuchte der Hersteller von Windkraftanlagen, der Mitte April seine Prognose gestrichen hatte, ebenso wie im ersten Quartal sowohl operativ als auch netto einen Verlust. Das berichtete Ebit sank um 208 Mill. Euro auf -118 Mill. Euro und verfehlte damit die Erwartungen der Analysten drastisch.Die Pandemie hat Siemens Gamesa nach Darstellung von Tacke schwer getroffen. Die Lieferketten seien, beginnend in China, weltweit unterbrochen worden. In China, Indien und Spanien mussten die Werke zeitweise geschlossen werden. Außerdem würden Vertragsstrafen mit Zulieferern und Kunden verhandelt, sagte Tacke. Die direkten Auswirkungen auf das bereinigte Ebit, das von 178 Mill. Euro auf 33 Mill. Euro sank, addierten sich auf 56 Mill. Euro, sagte Tacke.Hinzu kommt nach Darstellung von Siemens Gamesa indirekter Aufwand infolge der Pandemie, auch durch veränderte Währungsrelationen. Dieser sei nicht bezifferbar, dürfte jedoch nach Einschätzung von Tacke in der Größenordnung eines Sonderertrags im zweiten Quartal liegen. Siemens Gamesa habe sich mit Areva geeinigt, dass alle Auseinandersetzungen beigelegt würden, hieß es im Quartalsbericht. Tacke bezifferte den Ertrag für Siemens Gamesa auf 62 Mill. Euro. Er stimmte der Rechnung zu, dass die Firma damit im zweiten Quartal bereinigt um alle Covid-19-Effekte und Sonderertrag bei einer Marge von rund 4 % landete nach 7,5 % im Vorjahr.