Siemens gibt Healthineers alle Freiheiten
mic München – Die Schaffung von Optionalitäten war der Grundgedanke für den Börsengang von Siemens Healthineers. Dies schreibt Michael Sen, Vorstand von Siemens und Siemens-Healthineers-Aufsichtsratschef, dem Unternehmen ins Stammbuch. Die Gesellschaft verfüge nun “über alle notwendigen Freiheiten”, um Geschäftsstrukturen und -prozesse zu entwickeln, notiert Sen in seinem Brief an die Aktionäre im ersten Siemens-Healthineers-Geschäftsbericht: “Dazu gehört auch ein direkter Zugang zum Kapitalmarkt.” Siemens-Healthineers-Vorstandsvorsitzender Bernd Montag hatte auf der Bilanzpressekonferenz Anfang November erklärt, das Unternehmen sei sehr happy mit dem Portfolio, das es habe.Der Geschäftsbericht konkretisiert die Prognose für die einzelnen Segmente des Konzerns, der den Umsatz auf vergleichbarer Basis um 4 bis 5 % steigern und die operative Ergebnismarge bereinigt von 17,2 % auf 17,5 bis 18,5 % erhöhen will. Demnach wird das Segment Bildgebende Systeme, das den Umsatz um 4 bis 6 % erhöhen soll, von 19,4 % auf das mittelfristig festgelegte Zielmargenband von 20 bis 22 % zulegen. Siemens Healthineers schätzt das mittelfristige Wachstum des weltweiten Produktgeschäfts für Bildgebende Systeme auf 3 %, basierend auf einem Marktvolumen von 17,7 Mrd. Euro.Die Diagnostiksparte wird der Prognose zufolge das untere Ende des Zielkorridors eines Umsatzwachstums von 4 bis 6 % erreichen und noch unter dem Niveau des mittelfristigen Margenziels von bereinigt 16 bis 19 % landen. Die Marge in Höhe von 12,1 % im vergangenen Geschäftsjahr soll aber steigen. Das Wachstum des Weltmarktes (31,9 Mrd. Euro) schätzt Siemens Healthineers mittelfristig auf 5 %. Vorstand verdient viel mehrDie Neuartigen Therapien sollen um 4 bis 6 % wachsen und auf dem Vorjahresniveau einer bereinigten Marge von 19,6 % landen. Das adressierbare Marktvolumen von 2,9 Mrd. Euro wird dieser Planung zufolge mittelfristig um 4 % zulegen. Ähnliche Angaben hatte Siemens Healthineers im Gespräch mit Analysten gemacht (vgl. BZ vom 6. November).Im laufenden Geschäftsjahr 2018/2019 rechnet das Erlanger Unternehmen mit einem geringen Marktwachstum in den USA und Europa. Dagegen soll der Markt in China stark zulegen. Als Wettbewerber in Europa sieht der Vorstand drei Unternehmen: Philips, Qiagen und Smith & Nephew. In den USA sind es neun weitere Gesellschaften: Abbott, Becton/Dickinson, Boston Scientific, Danaher, Hologic, Medtronic, Stryker, Thermo Fisher Scientific und Varian Medical Systems.Dem Geschäftsbericht zufolge hat der Vorstand als Gremium – in veränderter Zusammensetzung bei gleichbleibender Zahl der Mitglieder – von dem Börsengang profitiert. Seine Vergütung stieg im gesamten Geschäftsjahr von 6,2 Mill. Euro auf 8,7 Mill. Euro. Während der Börsennotierung seit März erhielt er 6,6 Mill. Euro. Ohne Versorgungszusagen waren dies 5,9 Mill. Euro, davon flossen 2,7 Mill. Euro an Montag. Die Zielerreichung für den Bonus lag für die drei Vorstände bei rund 90 %. Die Kosten für den Börsengang betrugen 103 Mill. Euro, ist dem Geschäftsbericht zu entnehmen.Wie eng der Kontakt zum 85-%-Mehrheitsaktionär Siemens unverändert ist, zeigen die Summen, die Healthineers für Leistungen wie Steuern, Recht oder IT an den Konzern überweist. Es waren 499 Mill. Euro im Geschäftsjahr 2017/2018. Siemens hat der Sparte zwei Kreditlinien über addiert 2,1 Mrd. Euro gewährt, darüber hinaus bestehen Darlehen über 3,8 Mrd. Euro.Für zwei Zukäufe bezahlte Siemens Healthineers rund 250 Mill. Euro: Epocal für 202 Mill. Dollar und Fast Track Diagnostics für 75 Mill. Euro.Siemens Healthineers kündigte ein Aktienrückkaufvolumen von maximal 45 Mill. Euro zur Bedienung der neuen Mitarbeiteraktienprogramme an. Das Unternehmen zählt 50 000 Beschäftigte, jeder zweite ist bereits Healthineers-Aktionär.