China bleibt Achillesferse von Healthineers
Siemens Healthineers sieht sich nicht beeinträchtigt von dem Sieg von Donald Trump in den US-Wahlen. Vorstandsvorsitzender Bernd Montag erklärte in einer Pressekonferenz in Erlangen, dies gelte sowohl für das Geschäft in den USA als auch in der übrigen Welt.
„Auf der Seite des US-Gesundheitswesens erwarten wir keine großen Veränderungen“, sagte Montag. Einerseits sei die medizinische Versorgung kein wesentliches Thema des Wahlkampfs gewesen, andererseits sei das US-Gesundheitswesen nicht besonders staatlich geprägt.
US-Wahl ohne Folgen
Die zweite Frage sei, welche Folgen mögliche zusätzliche US-Zölle im weltweiten Handel hätten. Der Konzern sei gut global aufgestellt und könne seine Kunden jeweils aus den Regionen heraus beliefern. Montag wies darauf hin, dass zwei der vier Healthineers-Sparten ihr Hauptquartier in den USA hätten. Außerdem beschäftige der Konzern mehr Menschen in den Vereinigten Staaten als in Deutschland. „Wir sind stärker ausbalanciert als man manchmal denken mag“, sagte er Analysten.
„Das Siemens-Healthineers-Team hat im vierten Quartal eine herausragende Leistung erzielt“: Mit diesen Worten kommentierte Montag die Ergebnisse des Turnus 2023/2024 (30. September). Dies sei gelungen, obwohl der Gegenwind aus China stärker gewesen sei und länger angehalten habe als erwartet.
Der Umsatz erhöhte sich um 5,2% (ohne Covid-Schnelltests), nachdem 5 bis 7% angepeilt worden waren. Das Ergebnis pro Aktie landete mit 2,23 Euro in der prognostizierten Bandbreite von 2,10 bis 2,30 Euro. „Wir erwarten eine weitere Steigerung der Profitabilität“, betonte Montag. Damit werde das niedrigere Finanzergebnis und die höhere Steuerquote mehr als wettgemacht. Der Kurs der Healthineers-Aktie legte im Tagesverlauf in der Spitze um gut 8% auf mehr als 52 Euro zu.
Dividende unverändert
Die Dividende verharrte bei 0,95 Euro je Aktie. Finanzvorstand Jochen Schmitz erklärte, damit betrage die Ausschüttungsquote 54% und liege im Band von 50 bis 60%. Wenn das Ergebnis wie geplant steige, werde dies im nächsten Jahr auch Auswirkungen auf die Dividende haben.
In China wirkt sich weiterhin aus, dass die Kunden die Korruptionsermittlungen der Regierung fürchten und Aufträge nur zurückhaltend vergeben. Außerdem sind die Anreize für Krankenhäuser&Co. im neuen staatlichen Stimulusprogramm noch nicht exakt festgelegt, so dass Bestellungen verzögert werden. Im Gesamtjahr sank der China-Umsatz von Siemens Healthineers im mittleren einstelligen Prozentbereich. Dieser Einbruch dauert an, denn im vierten Quartal gingen die Erlöse im gleichen Tempo zurück.
Der Vorstand formulierte die Umsatzerwartungen für den angelaufenen Turnus entsprechend etwas zurückhaltender, als der Kapitalmarkt erwartet hatte. Das vergleichbare Umsatzwachstum soll zwischen 5 und 6% landen, während Analysten es bisher im Schnitt auf 6,6% geschätzt haben.
Schmitz: China bleibt attraktiv
Schmitz erläuterte vor den Journalisten, die China-Umsätze würden in der ersten Hälfte des Geschäftsjahres mit einem mittleren bis hohen einstelligen Prozentsatz sinken. In der zweiten Hälfte werden die Erlöse nach Healthineers-Meinung auf dem Niveau der zweiten Hälfte 2023/2024 verharren.
Schmitz sagte, es gebe keinen Anhaltspunkt, dass sich die Situation ändere. Aber in der zweiten Jahreshälfte werde sich auswirken, dass der Umsatz in der Vorjahresperiode bereits gesunken sei. China bleibe ein attraktiver Markt, sagte Schmitz im Gespräch mit Analysten mit Blick auf die Absatzschwäche: „Wir glauben unverändert, dass dies ein temporäres Phänomen ist.“
Die Segmente Imaging und Advanced Therapies legen nach Management-Einschätzung im Geschäftsjahr mit einem mittleren einstelligen Prozentsatz zu, Varian wird mit einem hohen und Diagnostics mit einem niedrigen Satz wachsen.
Die Profitabilität wird der Prognose zufolge zulegen. Das Ergebnis pro Aktie solle in einer Bandbreite zwischen 2,35 und 2,50 Euro landen, sagte Schmitz. Den größten Anstieg verspricht sich der Vorstand vom Segment Diagnostics, das ausgehend von einer bereinigten Ebit-Marge von 5,3% um 2 bis 4 Prozentpunkte zulegen soll.
Gedämpfter Start in das Geschäftsjahr
Auch Varian wird eine deutliche Margenerhöhung zugetraut, und zwar um 0,5 bis 1,5 Punkte. Im vergangenen Geschäftsjahr hatte die Strahlentherapie-Sparte 16,5% erreicht. Imaging (2023/2024: 21,1%) und Advanced Therapies (2023/2024: 16,3%) werden demnach um 0,1 bis 0,5 Punkte zulegen. Schmitz begründete die Erwartung für Imaging, die unter den früheren Aussagen eines Anstiegs um 100 Punkte liegen, mit der China-Schwäche.
Montag strich heraus, dass die Mittelfristziele jenseits des Jahres 2025 unverändert bleiben: „Der Umsatz soll dann mit einem mittleren bis hohen einstelligen Prozentsatz zulegen.“ Das Ergebnis pro Aktie wird der Planung zufolge überproportional mit einem zweistelligen Prozentsatz zulegen.
Schmitz stimmte die Investoren zugleich auf einen gedämpften Start in das Geschäftsjahr ein. „Wir erwarten im ersten Quartal zunächst ein geringeres Wachstum“, sagte er mit Blick auf die Prognose für das Gesamtjahr. Er wies auf die Segmente Imaging, Varian und Advanced Therapies hin. Daher gehe man auch von einer gebremsten Marge aus.
Montag signalisierte Zustimmung zu dem Plan des Großaktionärs Siemens, den 75%-Anteil zu senken. Dessen Finanzvorstand Ralf Thomas hatte erklärt, zur Finanzierung der geplanten Altair-Übernahme könnte der Anteil um fünf Prozentpunkte reduziert werden. „Auf Dauer ist es besser, dass es mehr Streubesitz gibt“, sagte Montag.
China bleibt Achillesferse von Healthineers
Siemens Healthineers formuliert Umsatzprognose vorsichtig – Starkes viertes Quartal ermöglicht Erreichen der Ziele 2023/2024 – Aktienkurs steigt deutlich
Siemens Healthineers hat mit einem Schlussspurt im vierten Quartal die Jahresziele 2023/2024 (30. September) erreicht. Der Vorstand legte dennoch eine zurückhaltende Prognose für den angelaufenen Turnus auf den Tisch. Der Gegenwind in China bleibt erhalten. Der Aktienkurs stieg in der Spitze um 8%.