Siemens Healthineers gelingt ein Blitzstart
Siemens Healthineers gelingt ein Blitzstart
Medizintechnikkonzern übertrifft im ersten Quartal die Erwartungen der Analysten – Handelskrieg mit begrenzten Auswirkungen
mic München
Siemens Healthineers hat trotz einer anhaltenden China-Schwäche einen Blitzstart in das Geschäftsjahr hingelegt. Der vergleichbare Umsatz sei mit 5,7% in der oberen Hälfte der für 2024/2025 geplanten Bandbreite von 5 bis 6% gelandet, sagte Vorstandsvorsitzender Bernd Montag. Der Konzern hatte im November noch mit weniger als 5% gerechnet, die Analysten hatten Ende Januar im Schnitt auf 3,6% getippt. Die bereinigte Ebit-Marge stieg von 14,3 auf 15,0% und landete damit leicht über den Erwartungen des Kapitalmarktes.
„Es sind viele Dinge richtig gut gelaufen“, kommentierte Finanzvorstand Jochen Schmitz. Insbesondere die Sparte Bildgebung, die mehr als die Hälfte des Konzernumsatzes beisteuert, florierte mit einem Plus von 7,6%. Schmitz verwies auf hohe Zuwächse mit Computertomographen. Der Aktienkurs stieg um gut 7% auf mehr als 58 Euro.
Boom in Amerika
Regional gesehen sorgte vor allem Amerika für Rückenwind. Das Wachstum sei mit 14% beachtlich gewesen, heißt es von Siemens Healthineers. Europa stagnierte dagegen. Der Umsatz in China sei wie erwartet im mittleren einstelligen Prozentbereich (7%) gesunken, sagte Schmitz. Wie prognostiziert erwarte man für das restliche erste Halbjahr einen Rückgang im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich, anschließend werde der Umsatz stagnieren.
Unverändert wird auf verzögerte Auftragsvergaben verwiesen – Korruptionsermittlungen im Gesundheitswesen führten zu einer Zurückhaltung von Kunden. Deutsche-Bank-Analyst Falko Friedrichs wertete die Entwicklung im ersten Quartal positiv, denn der Vergleich mit den Vorjahreswerten werde im Jahresverlauf weniger anspruchsvoll.
Starker US-Dollar hilft
Montag sieht Siemens Healthineers nicht im Zentrum möglicher Handelskriege rund um die USA. Die Medizintechnikbranche sei zwar nicht immun gegen derartige Auseinandersetzungen, aber ein gut funktionierendes Gesundheitssystem habe für jede Regierung hohe Priorität: „Nach meiner Einschätzung ist das Risikoniveau der Gesundheits- und Medizintechnikbranche insgesamt verglichen mit anderen Branchen deutlich niedriger.“
Schmitz blies in das gleiche Horn. Siemens Healthineers erwarte geringe Auswirkungen von US-Zöllen auf Importe aus Mexiko und Kanada, falls diese in einem Monat verhängt würden. Die US-Zölle auf Importe aus China hätten auf das Unternehmen noch geringere Auswirkungen. „Alles in allem gehen wir davon aus, dass sich dieser Gegenwind eher in Grenzen halten wird und handhabbar bleibt“, erklärte der Finanzvorstand.
Die Prognose für das Geschäftsjahr 2024/2025 (30. September) ließ das Management unverändert. Der Rückenwind durch den stärkeren US-Dollar gleiche den Gegenwind infolge der Zölle in der Wirkung auf das bereinigte Ergebnis je Aktie aus, sagte der Finanzvorstand. Die Stärke des Dollar würde ansonsten das Ergebnis um einen mittleren einstelligen Centbetrag erhöhen. Zuversichtlich stimmt den Vorstand auch der extrem starke Auftragseingang. Das Verhältnis zum Umsatz betrug im ersten Quartal 1,21.
Niedrigerer Streubesitz erwünscht
Auffällig ist, dass die bereinigte Ebit-Marge im Segment Imaging trotz des hohen Umsatzniveaus von 19,1 auf 18,7% sank. Schmitz erklärte dies mit Sondereffekten wie der Vorsorge auf Ersatzteile, die die Marge um einen Prozentpunkt gedrückt hätten. Dies sei eine einmalige Belastung. Der Cash-flow hat sich gegenüber dem Vorjahr mehr als verdreifacht. Man habe ein anspruchsvolles Jahresziel, dieses aber nicht veröffentlicht, sagte Schmitz.
Montag erklärte, die Überlegung des 75%-Aktionärs Siemens, bis Jahresende über eine deutliche Absenkung der Beteiligung nachzudenken, habe Siemens Healthineers sehr positiv aufgenommen. Zwar habe man bei der Übernahme von Varian von der Finanzierungssicherung durch Siemens profitiert: „Wir glauben aber, dass es langfristig für das Unternehmen und auch den Aktienkurs sehr gut ist, wenn der Freefloat höher werden kann.“ Schließlich habe Siemens Healthineers den Börsengang im März 2018 nicht gemacht, um nicht ein eigenständiges Unternehmen zu sein. Wie schnell die Beteiligung abschmelze, sei nicht das wesentliche Thema, fügte Schmitz hinzu. Zur Finanzierung der US-Softwarefirma Altair will Siemens ohnehin rund 5 Prozentpunkte abgeben.
Langsamer im zweiten Quartal
Der CFO kündigte an, dass er im laufenden zweiten Quartal des Geschäftsjahres ein Wachstum eher am unteren Ende der prognostizierten Jahresspanne von 5 bis 6% erwarte. Auf der Margenseite sei bei Imaging und Varian mit einem Ergebnis im Rahmen der Jahresprognose auszugehen. Diagnostics werde eine vergleichbare Dynamik wie im ersten Quartal zeigen.