Siemens Healthineers klopft Zukunft des Laborgeschäfts ab
Die Medizintechnik-Tochter von Siemens denkt einem Insider zufolge über die Zukunft ihrer Diagnostiksparte nach. Die Überlegungen, ob das Geschäft mit Laborstraßen mittelfristig Teil von Siemens Healthineers bleiben solle, stünden aber noch am Anfang, sagte die mit den Plänen vertraute Person der Nachrichtenagentur Reuters. Alle Optionen seien offen, Investmentbanken nicht mandatiert.
Das Diagnostikgeschäft steckt mitten im Umbau und dürfte operativ im abgelaufenen Geschäftsjahr 2022/23 rote Zahlen geschrieben haben. Die Agentur Bloomberg berichtete, die Sparte könne bei einem Verkauf etwa an Finanzinvestoren bis zu 8 Mrd. Dollar (umgerechnet 7,5 Mrd. Euro bringen. Siemens Healthineers wollte sich dazu nicht äußern.
Aktie auf Drei-Monats-Hoch
An der Börse zeigten die Neuigkeiten aber Wirkung. Die Siemens-Healthineers-Aktie legte am Freitag um bis zu 4,7% auf 49,62 Euro zu und erreichte damit den höchsten Stand seit drei Monaten. Die Siemens-Tochter legt am Mittwoch die Geschäftszahlen für 2022/23 vor. Analysten erwarten für den Konzern im Einklang mit den Prognosen des Vorstands einen marginalen Umsatzanstieg und ein Ergebnis je Aktie von 2,01 Euro. Die Diagnostiksparte dürfte demnach einen bereinigten Verlust vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 117 Mill. Euro geschrieben haben.
Siemens Healthineers ist im Geschäft mit Laborstraßen für Bluttests weltweit die Nummer zwei hinter der schweizerischen Roche. Vorstandschef Bernd Montag hat mehrfach betont, dass die Sparte kaum Synergien mit dem Rest des Geschäfts habe. Auch die Kunden, Laborbetreiber statt Kliniken, sind größtenteils andere.
"Atellica" enttäuscht eigene Erwartungen
Siemens hatte das Laborgeschäft mit drei Zukäufen aufgebaut und zunächst die Laborsysteme von Diagnostic Products, Bayer und Dade Behring weiter verkauft. Von der Eigenentwicklung "Atellica" hatte sich Healthineers aber mehr versprochen. Um die Plattform nicht nur an Großlabore verkaufen zu können, hat das Unternehmen zuletzt eine kleinere Atellica-Version auf den Markt gebracht. Die alten Systeme sollen nun schneller als geplant vom Markt genommen werden. Dies und die Bereinigung der Produktionsstandorte lässt sich Siemens Healthineers 350 bis 450 Mill. Euro kosten, in der Hoffnung auf Kostensenkungen von 300 Mill. Euro.
Die Sonderkonjunktur mit Corona-Schnelltests, die mit dem Kerngeschäft gar nichts zu tun haben, hatten die Probleme der Diagnostiksparte lange überdeckt. Sie steht für gut ein Fünftel des Umsatzes von Siemens Healthineers. In den ersten neun Monaten 2022/23 lag der operative Verlust der Sparte bei minus 140 Mill. Euro. Bereits vor einem Jahr hatte der Konzern die Ziele für Diagnostics zurückgenommen. Bis 2025 werde dort nur noch ein Wachstum von 3 bis 5% angepeilt, bei der operativen Umsatzrendite muss Siemens Healthineers sich mit 8 bis 12% (vorher 15%) begnügen.